Nvidia-Aktie: Warum plötzlich in Ungnade?

Viele Kritikpunkte

Für die Nvidia-Aktie (WKN: 918422) lief es in den vergangenen Tagen alles andere als gut. Das Papier des Chipentwicklers rauscht innerhalb von zwei Wochen um rund 20% in die Tiefe und beendete die letzte Handelswoche fast unter der psychologisch wichtigen 100-US$-Marke. Warum ist der Tech-Highflyer der letzten Jahre bei Anlegern plötzlich in Ungnade gefallen und ist der Abverkauf berechtigt?

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Das steckt hinter dem Abverkauf

Dass die Nvidia-Aktie in den letzten Tagen unter so starken Verkaufsdruck geriet, hat gleich mehrere Gründe. Zuallererst passte Analysten und Anlegern nicht, dass der Chipkonzern im Rahmen der Quartalszahlenvorstellen keine konkrete Guidance für seine neue Chipgeneration Blackwell abgab. Die fehlende Umsatzprognose wurde als Zeichen dafür gewertet, dass sich die Markteinführung aufgrund technischer Schwierigkeiten verzögern könnte.

Des Weiteren stieß Anlegern übel auf, dass Nvidia-Boss Jensen Huang in den letzten Monaten Millionen von Aktien auf den Markt warf. Zwischen Mitte Juni und Anfang September trennte sich Huang von 5,3 Millionen Nvidia-Aktien im Wert von 633 Millionen US$.

Und nicht zuletzt zeigt sich der Markt inzwischen deutlich skeptischer in Bezug auf die Wachstumsaussichten der Chipindustrie. Auch andere Unternehmen der Branche, wie beispielsweise Broadcom, wurden in den letzten Tagen aufgrund geringer Prognoseverfehlungen massiv vom Markt abgestraft.

Man kann es auch anders sehen

Ich habe eine ganz andere Lesart dieser drei Punkte. Dass sich Nvidia nicht auf eine konkrete Umsatz-Guidance für die Blackwell-Chips festgelegt hat, finde ich nicht weiter schlimm. Bei der Neueinführung von Chipgeneration kommt es fast immer zu technischen Schwierigkeiten. Die Produktion von Halbleitern hat inzwischen eine Komplexität erreicht, die sehr schnell zu Verzögerungen führen kann.

Am Wachstum des Gesamtmarktes und von Nvidia wird das wenig ändern. Die größten Kunden des Chipgiganten, darunter Microsoft, Meta Platforms, Alphabet und Amazon, haben ihre Investitionspläne für die kommenden Quartale bereits bekräftigt. Nvidia wird mit seiner neuen Chipgeneration den technischen Vorsprung gegenüber anderen Chipherstellern weiter ausbauen und seinen Marktanteil bei Halbleitern für Rechenzentren festigen oder sogar noch steigern.

Dass Nvidia-Boss Huang ein paar Aktien verkauft, werte ich nicht als Beleg dafür, dass er nicht mehr an einen weiter steigenden Kurs der Nvidia-Aktie glaubt. Ein Verkaufserlös von knapp über 600 Millionen US$ ist für Huang ein Peanuts-Betrag. Der Mann ist Multimilliardär und dementsprechend nicht darauf angewiesen, ein paar Aktien zu verkaufen.

Charttechisch kritisch

Die Nvidia-Aktie befindet sich charttechnisch in einer sehr kritischen Phase. Das Zwischentief bei 99 US$ muss halten. Sollte der Chipwert unter die Marke von 100 US$ rutschte, könnte eine weitere Verkaufsbewegung ausgelöst werden.

Die Bewertung ist ein Schnäppchen

Ich kann vor diesem Hintergrund allen Anlegern nur raten, die Gelegenheit von Kursrücksetzern wahrzunehmen, und in die Nvidia-Aktie einzusteigen. Die Aktie ist derzeit nahezu ein Schnäppchen. Angesichts der astronomischen Kurssteigerungen der letzten Jahre wollen das viele nicht wahrhaben, es stimmt aber trotzdem.

Die Nvidia-Aktie wird derzeit mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 45 und einem Forward KGV von 37 bewertet. Für ein Unternehmen mit einer so glanzvollen Geschäftsentwicklung und so rosigen Zukunftsaussichten, ist das alles andere als zu hoch.

In den letzten drei Geschäftsjahren hat Nvidia seinen Umsatz fast vervierfacht und seinen operativen Gewinn nahezu verachtfacht. Der Technologiekonzern verdient eine operative Marge von über 50% und hat sich inzwischen zu einer Gelddruckmaschine entwickelt.

Im vergangenen Geschäftsjahr lag der freie Cashflow bei 27 Milliarden US$. Nachdem nicht einmal Nvidia so viel Geld in Forschung und Entwicklung stecken kann, gehört der Chipkonzern inzwischen zu denjenigen Unternehmen, die am meisten Geld in Aktienrückkäufe stecken. Im Zuge der letzten Zahlenvorlage kündigte Nvidia in Aktienrückkaufprogramm in Höhe von 50 Milliarden US-Dollar an. Das sind immerhin ca. 2% der derzeitigen Marktkapitalisierung.

Genauso blendend wie die Vergangenheit dürfte auch die Zukunft von Nvidia werden. Der Konzern ist auf dem Feld von Halbleitern für Rechenzentren nahezu konkurrenzlos. Der Marktanteil von Nvidia liegt im wichtigsten Zukunftssegment der Chipbranche bei über 70%.

Daran wird sich meiner Einschätzung nach in den kommenden Jahren nichts ändern. AMD hinkt Nvidia seit Jahren hinterher und Intel befindet sich in einer fast existenzgefährdenden Krise. Die Chipeigenentwicklungen großer Technologiekonzerne dürften noch einige Jahre auf sich warten lassen.

ℹ️ Nvidia vorgestellt

  • Die Nvidia Corporation ist einer der weltweit größten Entwickler von Grafikprozessoren und Chipsätzen.
  • Die Chips und Prozessoren des Konzerns kommen in Personal Computern, Spielekonsolen und Rechenzentren zum Einsatz.
  • Das in Santa Clara im US-Bundesstaat Kalifornien beheimatete Unternehmen ist Marktführer im Bereich Hochleistungschips für Anwendungen auf Basis künstlicher Intelligenz.
  • Nvidia ist Mitglied in den US-Leitindizes Nasdaq 100 und S&P 500 und mit einem Börsenwert von rund 2,5 Billionen US$ das aktuell drittwertvollste Unternehmen der Welt.

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Interessenkonflikt: Der Autor hält Aktien des besprochenen Unternehmens Nvidia. Somit besteht konkret und eindeutig ein Interessenkonflikt. Der Autor beabsichtigt, die Aktien – je nach Marktsituation auch kurzfristig – zu kaufen oder zu veräußern und könnte dabei von erhöhter Handelsliquidität profitieren.

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