DAX & Co: Volatilität im September, der schwächste Monat des Jahres

Saisonalität

Der September ist der statistisch betrachtet schwächste Monat eines Börsenjahres. Dies liegt nicht allein am Ereignis des 11. September 2001, welches sich sowohl stark auf die Psyche der Amerikaner als auch auf die damaligen Aktienkurse auswirkte, sondern vor allem an saisonalen Effekten. Sie sind immer wieder zu beobachten, wie das Wechselspiel der Jahreszeiten in der Natur.

Weizen-Kurs

Das Phänomen der Saisonalität

Direkt nach der Ferienzeit starten unsere Kinder in ein neues Schuljahr und so gilt es für viele Marktakteure, ihre bestehenden Investments neu zu ordnen und womöglich schon in Richtung einer Jahresendrallye (auch ein saisonaler Effekt) auszurichten. Parallel werden in den Discountern Lebkuchen verkauft und Apple bringt jährlich im September seine neue iPhone-Generation auf den Markt. Der Sommer ist somit eindeutig vorbei und eine neue Zeit bricht an.

Das Phänomen eines solchen Zeitenwechsels nennt sich an den Aktienmärkten Saisonalität. Wiederkehrende Muster an der Börse, die darunter subsumiert werden, können von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst werden. Wirtschaftliche Ereignisse, Unternehmensberichte, die reine Marktpsychologie und historische Trends komme hier zum Tragen. Aber auch die Vorbereitung auf die US-Präsidentschaftswahl, wenn auch nur alle vier Jahre.

Obwohl die Erkenntnisse der Saisonalität keine absolute Vorhersagekraft für die Zukunft besitzt, wird sie von vielen Anlegern und Analysten berücksichtigt, um Handelsstrategien zu optimieren und potenzielle Renditen zu maximieren.

Im September in den Markt einsteigen?

Ein häufig zitiertes Phänomen ist dabei der Spruch „Sell in May and go away, but remember to come back in September.“ Dieser Ausdruck spiegelt aus meiner Sicht am besten die Beobachtung wider, dass die Sommermonate (Mai bis September) oft eine schwächere Marktperformance aufweisen, während die Märkte in den Herbst- und Wintermonaten tendenziell stärker sind. Gründe hierfür könnten die geringere Handelsaktivität im Sommer aufgrund von Ferienzeiten sowie die Vorbereitung auf das Jahresende sein, wenn Unternehmen ihre Geschäftszahlen veröffentlichen und Anleger ihre Portfolios neu ausrichten.

Genau an diesem Punkt stehen wir jetzt und haben dazu im Dow Jones die folgenden statistischen Erhebungen als Grundlage im Chart mitgebracht. Sie zeigen zwar nicht direkt den September, sondern vielmehr den Oktober als Startpunkt für eine Aufwärtsbewegung, doch hier gilt es, bewusst eine Unschärfe bei der Beobachtung zu wahren.

Für Anleger war ganz genau betrachtet im Dow Jones bei der statistischen Auswertung der Jahre 1986 bis 2016 erst die Zeit vom 26. Oktober bis Anfang Juni von überproportionalen Erträgen geprägt. In dieser Zeit fand im US-Aktienmarkt eine Kurssteigerung statt, die stärker als die des gesamten Jahres war. Ähnlich wie in Deutschland war dabei ein Zeitraum von ganz besonderer Bedeutung: Die "Jahresendrallye" vom 15. Dezember bis zum 7. Januar erzielte eine Kurssteigerung von etwa 2,5 Prozent und war damit die beste Einzelbewegung im Jahresverlauf.

Dahingegen war der Kursverlauf der US-Aktien in der Zeit von Anfang Juni bis zum 26. Oktober eine Seitwärtsbewegung mit leicht fallender Tendenz. In diese Zeit fielen bedeutende Verluste. Die Abwärtsspitze im Oktober ist dabei durch den Börsenkrach 1987 ausgeprägt. Aber selbst, wenn man das Jahr 1987 ausklammert, würde sich das Bild des Oktobers nicht grundlegend ändern. Genau diese Historie stelle ich Dir hier als Diagramm dar:

Statistisch bleibt es somit im September „holprig“, was wir bereits in den vergangenen Tagen merkten. Der DAX korrigierte mehr als 600 Punkte von seinem Allzeithoch und der marktbreite S&P500 absolvierte die schwächste Woche in diesem Handelsjahr. Für den Technologieindex Nasdaq kam es sogar auf Sicht der letzten Handelswoche zu Abschlägen von sechs Prozent.

In einer Woche möchte die US-Notenbank die Zinswende vollziehen. Ob dies direkt ein Kaufargument wird oder schon eingepreist ist, darf mit Spannung beobachtet werden. Zudem finden im November die US-Wahlen statt mit einem Kopf-an-Kopf-Rennen der Kandidaten, die sich vergangene Nacht einen Schlagabtausch im TV-Duell lieferten. In diesem Zusammenhang stehen dann entsprechende Haushaltsabschlüsse und andere politische Entscheidungen an. Zudem können Unternehmensgewinne, die oft in einem saisonalen Muster gemeldet werden, ebenfalls zu einer erhöhten Volatilität und spezifischen Trends führen. Die nächste Quartalssaison beginnt bereits im Oktober.

Für uns ist nun wichtig, die Saisonalität der Börsenkurse zu verstehen, da sie Hinweise darauf geben kann, wann es vorteilhafter sein könnte, in den Markt einzusteigen oder bestimmte Positionen abzubauen. Da der DAX und der Dow Jones bereits Ende August neue Allzeithochs generierten, steigt die Wahrscheinlichkeit in Kombination mit der Saisonalität, im September eine Korrektur zu erhalten. Wir stehen vielleicht schon mittendrin, denn die Volatilität zog in den vergangenen Tagen stark an.

Volatilität am US-Markt als weitere Kenngröße

Der vergangene Freitag sah an den US-Börsen erst einmal wie ein Erholungstag nach der Schwäche am Tag zuvor aus. Die US-Arbeitsmarktdaten zeigten eine weiterhin robuste Lage. Es konnten 142.000 neue Jobs außerhalb der Landwirtschaft geschaffen werden, wie aus dem am Freitag veröffentlichten Arbeitsmarktbericht der US-Regierung hervorging. Die Erwartung wurde jedoch verfehlt und zudem die Zahl der neuen Jobs für die beiden Vormonate deutlich nach unten revidiert. Genau genommen um 86.000 Stellen. Analysten hatten im Schnitt einen Stellenzuwachs im August um 165.000 erwartet, sodass die Märkte nach der Eröffnung sehr rasch in den Verkaufsmodus wechselten.

Dies allein war schon ein Zeichen für hohe Volatilität und Grund genug, auf einem Wochentief aus dem Handel zu gleiten. Doch Montag stand der Index bereits vorbörslich rund 250 Punkte im Plus. Was für eine starke Volatilität!

Über Volatilität an der Börse sprechen wir immer im Zusammenhang mit der Schwankungsintensität von Aktienkursen und anderen Wertpapieren. Sie ist ein zentrales Maß für das Risiko einer Investition. Verschiedene Faktoren können die Volatilität an den Finanzmärkten beeinflussen, wie zum Beispiel genau solche makroökonomischen Bedingungen. Weitere Ereignisse sind Zinserhöhungen oder -senkungen durch Zentralbanken, Änderungen der Inflationsrate oder wirtschaftliche Wachstumszahlen. So führen steigende Zinsen oft zu fallenden Aktienkursen, da die Finanzierungskosten für Unternehmen steigen und Anleger festverzinsliche Anlagen attraktiver finden. Nun jedoch sollen die Zinsen sinken, was bei einer doppelten Zinssenkung aufgrund einer sich abschwächenden Konjunktur allerdings als Alarmsignal interpretiert wird.

Weiterhin ist zu beobachten, dass unternehmensspezifische Nachrichten wie die Untersuchungen bei Super Micro Computer (intern) und bei Nvidia (extern) sowie die revidierten Jahresziele bei Dollar Tree oder Dollar General die Volatilität ausweiten. Gewinnberichte, Übernahmen, Skandale oder neue Produktankündigungen können die Kurse einzelner Aktien natürlich auch beeinflussen und erhöhen. Im Fall der Präsentation der neuen Apple-Produkte war es überraschend ruhig, doch das ist nicht die Regel.

In Summe ist es die Marktpsychologie, welche momentan aus einer Phase von positiver Übertreibung über den Herdentrieb der Anleger die Volatilität weiter antreibt und am Gradmesser des VIX sehr gut ablesbar ist. Auf dem Niveau des 5. August stehen wir noch lange nicht, aber er bewegt sich erneut in diese Richtung:

Erschwerend kommt hinzu, dass die Liquidität des Marktes vor der Zinssitzung der FED und vor dem großen Verfallstag in der kommenden Woche eher abnimmt. Weniger gehandelte Aktien oder Märkte mit geringer Liquidität neigen zu größeren Schwankungen, da selbst kleine Kauf- oder Verkaufsaufträge den Kurs stark beeinflussen können. Die Bewegungen werden somit schneller und heftiger. Wie man dies handeln kann, zeige ich Dir in den Livetrading-Sessions jeweils im PTC gern auf!

Fazit zum aktuellen Börsenumfeld

Bei all diesen Statistiken und Überlegungen bedenke bitte: Die Saisonalität sollte nicht der alleinige Entscheidungsfaktor für das Trading sein. Sie stellt eher ein zusätzliches Werkzeug dar, das in Kombination mit anderen Analysemethoden, wie der Fundamentalanalyse und der technischen Analyse, genutzt werden kann.

Zudem ist zu beachten, dass vergangene saisonale Muster keine Garantie für zukünftige Entwicklungen sind. Märkte können sich ändern, und Gründe, die zu einem bestimmten saisonalen Trend geführt haben, können in Zukunft nicht mehr relevant sein. Daher solltest Du dieses Wissen stets im Kontext der aktuellen Marktbedingungen und in Kombination mit einer umfassenden Analyse betrachten.

Volatilität ist ein Geschenk im Trading, da mit geringen Bewegungen weniger Chancen auf Gewinne einhergehen. Doch auch dies hat Grenzen, denn wenn die Kurse ähnlich wie in der Corona-Pandemie über hunderte von Punkten „springen“, ist die Charttechnik kaum nutzbar und selbst mit kleinen Positionsgrößen das Daytrading unverhältnismäßig riskant. Das aktuelle Umfeld ist aus meiner Sicht genau richtig, spannend und vor allem eine tolle Chance, sich dem Thema Trading anzunähern, falls Du noch nicht dabei bist.

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