Adobe-Aktie -9%: Doch ein KI-Verlierer?
Seit ihrem 12-Monatstief Anfang Juni konnte die Adobe-Aktie (WKN: 871981) um über 30% zulegen. Doch am Freitagmorgen sackt das Papier des Grafiksoftwarekonzerns um fast 10% im europäischen Handel ab. Was steckt hinter dem massiven Kursverlust zum Wochenschluss?
Zahlen hui, Prognose pfui
Adobe präsentierte seine Geschäftszahlen für das abgelaufene Quartal und die Reaktion der Börse zeigt mal wieder, dass gute Zahlen keinen Wert haben, wenn die Prognose enttäuscht. Denn sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn hat der Softwarekonzern die Erwartungen der Analysten übertroffen.
Während die Konsensschätzung beim Umsatz bei 5,37 Milliarden US$ lag, lieferte Adobe Erlöse in Höhe von 5,41 Milliarden US$. Der Gewinn je Aktie von 4,65 US$ lag noch deutlicher über der Markterwartung von 4,53 US$.
Die Stimmung wurde aber durch einen schwächeren Ausblick getrübt. Für das laufende vierte Quartal erwartet Adobe einen Umsatz in einer Bandbreite von 5,50 bis 5,55 Milliarden US$. Die Marktprognose lag mit 5,61 Milliarden US$ leicht darüber.
Ähnliches Spiel auch beim Gewinn. Adobe gab eine Spannbreite von 4,63 bis 4,68 US$ je Aktie an, was eher im unteren Bereich der bisherigen Markterwartung von 4,67 US$ liegt.
Anleger machen sich nun offenbar Sorgen, dass die Nachfrage nach den neuen KI-integrierten Bearbeitungstools in den Softwarepaketen von Adobe nicht so stark ist. Der Konzern hatte in den letzten Monaten seine wichtigsten Produkte wie Photoshop und Illustrator mit seiner Firefly-KI-Technologie ausgestattet. Möglicherweise sind Kunden aber nicht bereit, zusätzliches Geld für diese neue Technologie auszugeben.
Aufwärtstrend passé
Das Chartbild der Adobe-Aktie hat sich durch den Kurssturz am Freitag deutlich verdüstert. In den vergangenen Tagen war der Nasdaq-Titel auf dem Weg zu einem neuen 3-Monatshoch.
Das ist vorerst passé. Die Aktie muss nun aufpassen, nicht in einen Abwärtstrend zu geraten.
Gewinner oder Verlierer durch KI?
Adobe ist ein absoluter Grenzfall im Bereich künstlicher Intelligenz. Auf der einen Seite kann der Einsatz von KI-Tools dem weltweit führenden Grafiksoftwareunternehmen unglaubliche neue Potenziale erschließen. Auf der anderen Seite bringt KI aber auch die Gefahr mit sich, dass sie in Zukunft die Arbeit der Adobe-Software übernimmt, für die Kreative bislang sehr viel Geld ausgeben müssen.
Aufgrund dieses Spannungsfeldes sind Anleger ziemlich nervös hinsichtlich der weiteren Kursentwicklung der Adobe-Aktie. Hinzu kommt, dass die Attraktivität von KI neue Wettbewerber wie Stability AI und Midjourney auf den Grafiksoftwaremarkt lockt.
Ich glaube, dass Adobe mehr von KI profitieren kann als das Unternehmen dadurch Schaden nehmen wird. Kreative in allen Branchen setzen seit Jahrzehnten auf die Software des Konzerns. Das wird sich nicht von heute auf morgen ändern.
Zudem ist kein anderes Unternehmen auf diesem Markt besser positioniert und hat größere Ressourcen als Adobe, künstliche Intelligenz sinnvoll in Produkte zu integrieren und zu vermarkten.
Adobe hat immer noch eine intakte Wachstumsstory und gehört mit einer operativen Marge von 35% zu den profitabelsten Tech-Unternehmen überhaupt. Mit einem Forward-KGV von ca. 30 ist die Adobe-Aktie in meinen Augen nicht zu hoch bewertet. Deshalb halte ich einen Kurssturz von fast 10% für übertrieben. Die Umsatz- und Gewinnerwartung des Marktes wurde schließlich nur um 1 bis 2% verfehlt.
Die Adobe-Aktie ist allerdings nichts für Anleger mit schwachen Nerven. In den vergangenen Jahren waren die Kursschwankungen des Nasdaq-Wertes enorm hoch. Dementsprechend eignet sich das Papier nur für Anleger mit großem Weitblick.
ℹ️ Adobe vorgestellt
- Adobe mit Sitz im kalifornischen San José einer der weltweit wichtigsten und bekanntesten Software-Konzerne.
- Das Unternehmen ist Marktführer bei Software für die Erstellung und Veröffentlichung eines breiten Spektrums von Inhalten, darunter Grafik, Fotografie, Illustration, Animation, Multimedia, Video und Druck.
- Zu den wichtigsten Produkten von Adobe gehören die Bildbearbeitungssoftware Adobe Photoshop, die Illustrationssoftware Adobe Illustrator sowie die Dokumenten-Managementsoftware Adobe Acrobat Reader.
- Adobe ist Mitglied in den US-Leitindizes S&P 500 und Nasdaq 100 und an der Börse aktuell ca. 260 Milliarden US$ wert.
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Interessenkonflikt: Der Autor hält Aktien des besprochenen Unternehmens Adobe. Somit besteht konkret und eindeutig ein Interessenkonflikt. Der Autor beabsichtigt, die Aktien – je nach Marktsituation auch kurzfristig – zu kaufen oder zu veräußern und könnte dabei von erhöhter Handelsliquidität profitieren.