Commerzbank-Aktie: Zündet die Übernahme-Rakete bald?

Zwei möglich Szenarien

Seit dem Einstieg der UniCredit kennt die Aktie der Commerzbank (WKN: CBK100) nur noch die Aufwärtsrichtung. Während dieser Zeit beträgt der Kursanstieg knapp ein Viertel, am Montag steht der Kurs aktuell bei 15,70 €. Dieser Kursanstieg ist zu relativieren; im Mai lag der Kurs bereits bei rund 15,80 €. Wäre der Einstieg damals erfolgt, wären heute wahrscheinlich Kurse von 20 € die Folge. Es gibt jetzt zwei Szenarien, die über die weitere Kursentwicklung entscheiden.

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Beeinflusst eine mögliche Übernahme die Bankenlandschaft in Deutschland

Hierzu gibt es verschiedene Meinungen und jede davon ist berechtigt. Generell sind in einer Marktwirtschaft Übernahmen von Unternehmen und Banken jederzeit möglich und auch sinnvoll. Unter dem Aspekt eines funktionierenden Bankenmarktes in Deutschland bedarf es keiner eigenständigen Commerzbank. Die Commerzbank bezeichnet sich selbst als führende deutsche Mittelstandsbank für Firmenkunden sowie als Bank für Privat- und Unternehmerkunden. Damit liegt der Schwerpunkt auf dem Deutschlandgeschäft.

Die deutsche Bankenlandschaft würde durch den Wegfall einer eigenständigen Commerzbank nicht beeinträchtigt. Deutschland wird oftmals als „Overbanked“ bezeichnet. Neben der Sparkassen- und Volksbankengruppe bieten zahlreiche Geschäftsbanken die gleichen Leistungen an. Im internationalen Vergleich spielt die Commerzbank keine große Rolle, hier ist nur die Deutsche Bank systemrelevant.

Die eingeleiteten Gegenmaßnahmen der Commerzbank zeigen, dass es keine einvernehmliche Übernahme geben dürfte. Der Staat sollte bei seinen weiteren Verkäufen neutral auftreten, da heißt kein Paketverkauf an die Unicredit.

Variante 1: Die Übernahme kommt nicht zustande

Sollte die UniCredit das Interesse an einer Übernahme verlieren, könnte deren Beteiligung als reine Finanzbeteiligung weiterbestehen. Möglich wäre auch ein Rückzug, verbunden mit einem Verkauf der erworbenen Aktien. In beiden Fällen dürfte es kurzfristig zu erheblichen Kursrückgängen kommen.

Derzeit dürften sich viele Anleger in der Erwartung einer Übernahme eingedeckt haben. Dies würden ihre Aktien dann wieder verkaufen. Mittelfristig sieht es anders aus, hier ist die Geschäftsentwicklung maßgebend. Bei steigender Ertragsverbesserung dürfte auch die Dividende weiter steigen, dies wird den Kurs wieder beflügeln.

Ein Rückzug der UniCredit würde eine Signalauswirkung dergestalt sorgen, dass eine friedliche Übernahme der Commerzbank nicht möglich ist. Damit wären Spekulationen auf eine mögliche zukünftige Übernahme obsolet.

Variante 2: Die Übernahme kommt zustande

Eine Übernahme ist per se nichts Schlechtes. Die Marke „Commerzbank“ dürfte wegen ihrer Bekanntheit zumindest vorläufig weitergeführt werden. Auch die derzeitigen Bankleistungen dürften bestehen bleiben. Möglich wäre zudem eine Eingliederung der UniCredit-Tochter HVB.

Auch hier gibt es wieder zwei Möglichkeiten. Die Übernahme könnte letztendlich von beiden Instituten befürwortet werden. Dann würde ein fairer Übernahmepreis ermittelt. Dieser dürfte deutlich über dem jetzigen Kursniveau liegen. Ob eine Barabfindung oder ein Aktientausch erfolgen, bleibe dann abzuwarten.

Sollte es zu einer feindlichen Übernahme kommen, sind noch höhere Kurse zu erwarten. Um die Aktionäre zum Verkauf zu bewegen, sind sehr hohe Angebotskurse zu zahlen. Käme es später dann zu einer Zwangsabfindung, dürften Klagen bezüglich des fairen Übernahmepreises zu erwarten sein. Ein Blick auf die gerichtliche Entscheidung der Postbank durch die Deutsche Bank zeigt, was möglich wäre.

In der Summe sind bei beiden Übernahmemöglichkeiten deutliche Kurssteigerungen zu erwarten. Aus Sicht spekulativer Anleger ist eine feindliche Übernahme meistens mit höheren Kursen verbunden. Allerdings besteht das Risiko, dass die UniCredit in einem solchen Fall das Interesse verlieren könnte. Mit der Übernahme würde sie zu einer der führenden Großbanken im europäischen Raum gehören, allerdings dürfte das Interesse an einem überhöhten Preis gering sein. Wenn die mittelfristigen Synergieeffekte kleiner als die Übernahmekosten sind, ist eine Übernahme wenig sinnvoll.

Mein Fazit:

Möglich sind beide Szenarien, dies wird sich in den nächsten Monaten entscheiden. Die Commerzbank gibt sich gesprächsbereit, möchte jedoch als eigenständige Bank weiter agieren. Insidern zufolge soll Goldman Sachs Abwehrmaßnahmen für die Commerzbank erarbeiten. Ein weiterer wichtiger Akteur ist die Gewerkschaft Verdi; diese sieht im Falle einer Fusion einen massiven Stellenabbau.  Jede Fusion ist mit einer Stellenstreichung verbunden; das war damals bei der Übernahme der HVB ebenfalls der Fall.

Aus meiner Sicht wäre eine einvernehmliche Übernahme für beide Seiten die bestmögliche Variante. Hiervon würden die Aktionäre deutlich profitieren. Ein fairer Übernahmepreis dürfte deutlich über dem jetzigen Kursniveau liegen.

ℹ️ Commerzbank in Kürze

  • Die Commerzbank ist eine Universalbank mit Sitz in Frankfurt am Main. Gemessen an der Bilanzsumme ist sie das viertgrößte Geldhaus Deutschlands.
  • Das Bankinstitut betreut rund elf Millionen Privat- und Firmenkunden in Deutschland und Europa und besitzt mit rund 400 Filialen eines der dichtesten Filialnetze aller deutschen Privatbanken.
  • Die Aktie ist im DAX gelistet, an der Börse ist die Commerzbank derzeit mit rund 18,6 Milliarden € bewertet.

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