VW: Ungemach droht – auch für die Aktie?

Stellenabbau geplant
17.09.24 um 9:06

Bei VW ist zurzeit mächtig Dampf im Unternehmen. Die rückläufigen Absatzzahlen sowie die hohen Kosten der Transformation erfordern eine Umstrukturierung bei der Kernmarke Volkswagen. Diese Situation belastete die Vorzugsaktie von VW (WKN: 766403) erheblich. Am Dienstag verliert sie leicht und steht aktuell bei 91,50 €. Was ist hier zu erwarten?

Bild: Neuester Bestandteil der SUV-Offensive von VW: Der Touareg.

Notwendigkeit der Restrukturierung

Der VW-Konzern kämpft derzeit an verschiedenen Fronten und müsste bei der Kernmarke eine Restrukturierung vornehmen. Ursache für diese Misere sind viele Faktoren. Das Verbrenneraus ab 2035 erfordert eine Transformation hin zur E-Mobilität. Hierfür wird ein hoher Kapitalbedarf benötigt. Die Streichung der Prämie für E-Autos führte zu einem Absatzeinbruch.

Zudem wird der europäische Markt durch preiswertere und subventionierte Importe aus China überschwemmt. Die eingeleiteten EU-Maßnahmen gegen diese Importe könnten die Absatzchancen europäischer Konzerne in China massiv behindern; VW wäre davon massiv bedroht.

Um wieder wettbewerbsfähiger zu werden, müssten die Kosten in der Kernmarke Volkswagen deutlich gesenkt werden. Hierfür wären eine massive Stellenstreichung sowie die Schließung von Standorten erforderlich. Diese Notwendigkeit gewinnt immer mehr an Zustimmung.

VW-Gesetz als Bremsfaktor

An der Notwendigkeit der Restrukturierung sind schon viele Vorgänger des derzeitigen CEO Oliver Blume gescheitert. Ursache hierfür ist das sogenannte VW-Gesetzt. Hierin sind zwei Aspekte von besonderer Bedeutung. Für Satzungsänderungen oder Kapitalerhöhungen bedarf es der Mehrheit von vier Fünftel des Aufsichtsrates. Da Niedersachen mit 20% an dem Konzern beteiligt ist, besitzt es eine Sperrminorität.

Für Schließungen von Standorten bedarf es einer Zustimmung von zwei Drittel im Aufsichtsrat. Der Aufsichtsrat ist zu der Hälfte von Arbeitnehmervertretern besetzt. Diese kommen einerseits aus dem Betriebsrat von VW und zum anderen von der Gewerkschaft. Da diese solche Entscheidungen blockieren, ist faktisch eine Standortschließung unmöglich.

Welche Möglichkeiten sind möglich

Dass es in dieser schwierigen Lage so nicht weitergehen kann, dürfte allen beteiligten Seiten bekannt sein. Um wettbewerbsfähig zu bleiben und Überkapazitäten abzubauen, ist ein Personalabbau sowie eine Standortoptimierung oder -schließung unumgänglich.

Beim Personalabbau stand die Jobgarantie dem bisher gegenüber. Diese wurde jetzt zum Ende des Jahres gekündigt. Unter Einhaltung einer Kündigungsfrist von sechs Monaten könnten frühestens zur Mitte 2025 Kündigungen erfolgen. VW möchte eine einvernehmliche Nachfolgeregelung und nimmt hierzu Verhandlungen mit Gewerkschaft und Betriebsrat auf.

Das wäre eine gute Gelegenheit, um den Jobabbau sozialverträglich zu gestalten. Wenn alle verantwortungsvoll handeln, sollte dies gelingen. In den Medien werden Zahlen von bis zu 15.000 Stellen genannt. Wie hoch die Reduzierung tatsächlich ausfällt, ist ungewiss. Bei VW waren bisher alle Stellenstreichungen sozialverträglich ausgefallen, das dürfte auch jetzt der Fall sein.

Eine weitere Möglichkeit ist, die Verträge von Leiharbeitern nicht zu verlängern. Ebenfalls ist die Garantie zur Übernahme von Auszubildenden seitens des Unternehmens gekündigt worden. Somit kann bedarfsgerecht übernommen werden.

Was bedeutet das für die weitere Kursentwicklung?

Der bisherige Kursrückgang basiert einerseits auf dieser schwierigen Lage im Konzern, aber auch auf den momentanen Turbulenzen an den Börsen. Somit ist ein Großteil der negativen Aspekte bereits eingepreist.

Bis eine Lösung bei den Verhandlungen gefunden wird, dürfte es noch dauern. Die Arbeitnehmerseite, Betriebsrat und Gewerkschaften, drängen auf einen möglichst geringen Personalabbau sowie den Verzicht einer Standortschließung. Auch bei Politikern, insbesondere in Niedersachsen, besteht solch ein Interesse. Es dürfte jedoch zu einer Regelung kommen. Bis dahin bleib der Druck im VW-Kessel jedoch hoch.

Aus meiner Sicht ist mit weiteren größeren Kursverlusten nicht mehr zu rechnen. Vorerst dürfte eine volatile Seitwärtsbewegung einsetzen. Es besteht aber auch keine Eile zum Einstieg, solange sich keine Lösung abzeichnet. Mittelfristig erwarte ich jedoch wieder steigende Kurse.

Was bisher für die Aktie sprach, war die gute Dividendenrendite. Die zuletzt gezahlte Dividende von 9,06 € entspricht einer aktuellen Rendite von knapp 10%. Hier dürfte es jedoch zu Kürzungen kommen.

Analysten uneinheitlich

Die Mehrzahl der Analysten ist bezüglich der weiteren Kursentwicklung optimistisch, deren mittleres Kursziel liegt bei 127 €. Die Unterschiede sind jedoch sehr groß. Die UBS senkte ihr Ziel von 100 auf 84 €, damit ist die Aktie derzeit überbewertet. Jefferies behält ihren Zielkurs von 140 € bei und begründet dies mit dem neuen Gefühl der Entschlossenheit.

Mein Fazit: Trotz des günstigen Kursniveaus besteht vorerst keine Eile zum Einstieg.

ℹ️ Volkswagen vorgestellt

  • Die Volkswagen AG, kurz VW, ist ein weltweit führender Hersteller von Automobilen und Nutzfahrzeugen mit einem Portfolio von zehn Auto-Marken. Neben der Kernmarke VW gehören unter anderem Audi, Skoda, Seat, Bentley und Porsche zum Konzern.
  • Neben dem Hauptsitz in Wolfsburg unterhält der Konzern weltweit Produktionsstätten.
  • Die Aktie ist im DAX gelistet, die Marktkapitalisierung der Vorzugsaktien beträgt aktuell 18,9 Milliarden €.

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