Mercedes-Benz-Aktie: Der Stern fällt zu Boden

Nachdem es bereits gestern um -2,5% mit der Mercedes-Benz-Aktie (WKN: 710000) bergab ging, setzt sich die Talfahrt des Stuttgarter Autobauers am Freitagmorgen mit einem Minus von über 3% fort. Damit fiel der DAX-Titel auf ein neues Jahres- und zugleich 12-Monatstief. Was lässt den Stern zu Boden fallen?

Eine massive Prognosekorrektur

Es ist eine miserable Ergebnisprognose. Viel freundlicher kann man das leider nicht ausdrücken.

Am Donnerstagabend teilte Mercedes-Benz mit, dass das Ergebnis vor Zinsen und Steuern im laufenden Geschäftsjahr voraussichtlich deutlich unter dem Wert des Vorjahres liegen wird. Bislang gingen die Schwaben nur von einem leichten EBIT-Rückgang aus.

Hauptverantwortlich für die Ergebnismisere ist die Pkw-Sparte Mercedes-Benz Cars. Die Prognose ihrer Umsatzrendite wurde von bislang 10 bis 11% drastisch auf nunmehr 7,5 bis 8,5% gesenkt. Das würde bedeuten, dass die Pkw-Sparte im zweiten Halbjahr nur noch auf eine Umsatzrendite von rund 6% käme.

Einerseits ist das für einen Premium-Autobauer wie Mercedes-Benz eine katastrophal schlechte Rendite. Andererseits lässt die radikale Anpassung der Prognose erahnen, wie gravierend die Probleme der Stuttgarter sind.

Druck aus China

Als Grund für die Prognosekorrektur gab der Autobauer die Verschlechterung des konjunkturellen Umfeldes, vor allem in China, an. Das ist in meinen Augen aber nur die halbe Wahrheit.

Die Zahlen zeigen, dass nun auch Mercedes-Benz massiv den Wettbewerb chinesischer Autobauer im Premium-Segment zu spüren bekommt. Hersteller wie BYD, Nio & Co. sind qualitativ, designtechnisch und technologisch auf dem Niveau der Deutschen angekommen – ja, sie haben die heimischen Hersteller teilweise sogar überholt.

Dementsprechend verblasst die Ganzwirkung des Mercedes-Sterns langsam im Reich der Mitte. Während ein Mercedes-Benz in den letzten Jahren zweifellos noch ein großes Statussymbol für viele Chinesen war, sind die Schwaben heute einer von vielen Premiumherstellern.

Charttechnisch schwer angeschlagen

Die Mercedes-Benz-Aktie ist charttechnisch massiv angeschlagen. Der DAX-Titel befindet sich seit Anfang April in einem starken Abwärtstrend.

Verschlechtert wird die Situation dadurch, dass der Auto-Wert nun den Support des Jahres- und zugleich 12-Monatstief nach unten durchbrochen hat. Das 3-Jahrestief ist nur noch rund 6% vom aktuellen Kursniveau entfernt. Ich gehe davon aus, dass es in naher Zukunft getestet wird.

Ist das eine Schnäppchenbewertung?

Trotz dieser schlechten Nachrichten tun Anleger nicht gut daran, jetzt bei der Mercedes-Benz-Aktie in eine Depression zu verfallen. Der Autobauer hat ein kein Umsatz-, sondern ein Ergebnisproblem – und Letzteres ist in der Regel einfacher in den Griff zu kriegen als Ersteres.

Die Bewertung der Mercedes-Benz-Aktie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 4,2 spiegelt in meinen Augen inzwischen sehr viel Pessimismus wider. Damit sind die Stuttgarter nur noch unwesentlich höher bewertet als Volkswagen. Ich glaube nicht, dass das gerechtfertigt ist. So groß wie in Wolfsburg sind die Probleme in Stuttgart noch lange nicht.

Trotzdem rate ich Anlegern, vorerst an der Seitenlinie zu verharren. Die Mercedes-Benz-Aktie ist derzeit fundamental und charttechnisch schwer angeschlagen. Ich glaube nicht, dass der DAX-Titel in den kommenden Monaten eine nachhaltige Trendwende an der Börse schaffen wird. Dazu bedarf es sehr guter Nachrichten. Diese sind meiner Einschätzung nach nicht im nächsten Quartalsbericht zu erwarten.

Anleger sollten deshalb weitere Nachrichten und eine Bodenbildung der Mercedes-Benz-Aktie abwarten. Erst dann ist der richtige Zeitpunkt für einen Einstieg gekommen.