BMW-Aktie: Nach der Krise auf die Überholspur?

Trump schaltet sich ein
heute um 9:18

Der erste Schock scheint verdaut, die BMW-Aktie (WKN: 519000) hat nach ihrem Absturz Anfang September wieder Fahrt aufgenommen und binnen weniger Tage um fast +7% auf aktuell 77,98 € zugelegt. Warum greifen Anleger plötzlich zu? Und wie hoch kann es jetzt noch gehen?

Canva/pixabay, DariuszSankowski

Was Donald Trump empfiehlt

Die Krise der deutschen Autobauer ist dieser Tage das beherrschende Thema in den Medien. Und zwar nicht nur in Deutschland, wo Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck einen „Autogipfel“ angekündigt und staatliche Unterstützung in Aussicht gestellt hat.

Selbst US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump schaltet sich plötzlich mitten im US-Wahlkampf in die Diskussion ein. Bei einer Veranstaltung im hart umkämpften Bundesstaat Georgia sagte Trump:

Ich will, dass deutsche Autokonzerne zu amerikanischen Autokonzernen werden. Ich will, dass sie ihre Fabriken hier bauen.

Der Republikaner lockt einerseits mit Steuervergünstigungen und droht andererseits denjenigen, die nicht in den USA produzieren, mit hohen Einfuhrzöllen. Die deutschen Autobauer fertigen teilweise seit Jahrzehnten in den USA, BMW beispielweise in South Carolina, Mercedes in Alabama und VW in Tennessee.

Chinas Stimuluspaket

Auch eine überraschende Nachricht aus China hat am Dienstag die Aktien deutscher Autohersteller beflügelt. Dort wurden die größten Konjunkturprogramme seit der Corona-Pandemie angekündigt, um die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt aus der Flaute zu holen.

China ist nach den USA der zweitgrößte Handelspartner Deutschlands. Insbesondere die deutschen Autobauer sind auf dem chinesischen Markt sehr aktiv – und auf der Gegenseite natürlich abhängig bzw. betroffen, wenn dort die Nachfrage sinkt.

Nur ein Strohfeuer?

Die große Frage, die sich Anleger jetzt stellen: Ist die kurzfristige Kurserholung der BMW-Aktie nachhaltig oder ist sie nur ein Strohfeuer? Fakt ist, dass der Titel auf Jahressicht noch einen Wertverlust von -23% verzeichnet. Hier wäre also noch viel Aufholpotenzial gegeben.

Die Analysten sind jedoch laut der Plattform Marketscreener überwiegend skeptisch. Die Meisten von ihnen, nämlich 11, empfehlen, die Aktie zu halten. 7 raten zum Kauf,  3 zum Reduzieren. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 94,35 €, was eine Upside von knapp +21% impliziert.

Ein unterdurchschnittliches KGV

Die Einschätzung des fairen Werts von BMW ist derzeit keine einfache Sache. Die Rückrufaktion von rund 1,5 Millionen Fahrzeugen wird die Bayern verdammt viel Geld kosten und die operative Marge von 8,4% im letzten Quartal voraussichtlich auf ca. 3,1% im laufenden Quartal drücken. Der Free Cashflow dürfte aufgrund der hohen Ausgaben sogar negativ ausfallen.

Kein Wunder, dass deshalb das aktuelle Kurs-Gewinn-Verhältnis von 4,5 unter dem historischen Durchschnitt liegt. In den letzten fünf Jahren betrug das durchschnittliche KGV der BMW-Aktie 5,80. In den letzten zehn Jahren lag der Durchschnitt beim 5,6-fachen des Gewinns.

Spannender Chart

Charttechnisch kämpft die BMW-Aktie derzeit an der 20-Tage-Linie bei 77,03 € und dann wohl an der 50-Tage-Linie bei 81,36 €. Der maßgebliche Widerstand, den es zu durchbrechen gilt, lieg für den DAX-Titel bei 84,80 €.

Vorsichtig bleiben

Ich habe die BMW-Aktie schon lange auf der Watchlist, insbesondere mit Blick auf die guten Dividenden, habe mich aber noch nicht zu einem Kauf durchringen können. Auch die günstige Bewertung mit einem KGV von 4,8 hat mich bislang nicht überzeugen können, denn zu berücksichtigen ist dabei, dass die operative Marge der Bayern aus meiner Sicht viel zu stark gelitten hat und es wohl dauern wird, bis frühere Zeiten mit über 12% Marge wieder erreicht werden.

BMW ist meiner Meinung nach durchaus zuzutrauen, bei Elektroautos den Durchbruch zu schaffen und vor allem zu den chinesischen Widersachern wie BYD langfristig aufschließen zu können. Über die Qualität der Autos muss man wohl auch nicht diskutieren.

Was mich allerdings in erster Linie abschreckt, sind die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Deutschland. Hier sehe ich ehrlich gesagt derzeit schwarz. Deshalb wäre mein Tipp für Anleger, die BMW-Aktie allenfalls vorsichtig zu kaufen. Wer sie schon im Depot hat, sollte sie natürlich halten.

ℹ️ BMW in Kürze

  • Die BMW AG baut Automobile und Motorräder im Premiumbereich. Neben der Stammmarke BMW gehören auch die Marken Mini und Rolls-Royce zum Autokonzern aus München.
  • Mit rund 2,6 Millionen abgesetzten Fahrzeugen (2023) zählt BMW zu den 15 größten Autoherstellern der Welt.
  • BMW ist Mitglied im deutschen Leitindex DAX und im europäischen Leitindex EuroStoxx 50. Mit einem Börsenwert von ca. 49 Milliarden € ist der Autobauer eines der zehn wertvollsten Unternehmen Deutschlands.

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