Lufthansa-Aktie: Muss man Bulle oder Bär sein?

Die Lufthansa-Aktie (WKN: 823212) ist wieder im Steigflug. Nachdem der Kurs der Fluggesellschaft Mitte August fast auf ein neues 3-Jahrestief gefallen war, legte die Aktie um fast +15% zu. Was spricht für und was gegen eine Fortsetzung des jüngsten Steigfluges?

Wettbewerbsdruck auf der Langstrecke

Gegen ein Investment in die Lufthansa-Aktie spricht momentan die starke Konkurrenz auf der Langstrecke. Seit jeher verdient die Lufthansa das meiste Geld auf ihren Strecken von Europa nach Amerika und Asien.

Doch auf diesen gewinnbringenden Strecken wird der Wettbewerb durch Airlines aus Amerika, Asien und dem Nahen Osten immer stärker. Vor allem Fluglinien aus China, Katar und den Arabischen Emiraten machen der Lufthansa das Leben schwer.

Sie haben geringere Personal- und Standortkosten und profitieren von gezielten staatlichen Investitionen in den Luftfahrtsektor. Chinesische Fluglinien haben zudem den Vorteil, dass sie auf dem Weg nach Europa russisches Staatsgebiet überfliegen können. Dies ist der Lufthansa seit dem Beginn des Ukraine-Krieges verwehrt. Die Chinesen sind dadurch nicht nur schneller, sondern sparen auch jede Menge Sprit.

Auch amerikanische Airlines setzen den deutschen Kranich zunehmend unter Druck. Sie bieten inzwischen viel Direktverbindungen aus den USA nach Europa an. Passagiere bevorzugen diese gegenüber Umsteigeverbindungen der Lufthansa.

Dominanz auf der Kurzstrecke

Während die Lufthansa auf der Langstrecke unter Druck steht, wird sie auf der Kurzstrecke immer mehr zum Monopolisten. Mit ihren Schwestergesellschaften Austrian, Brussels Airlines, Eurowings, Swiss und nun auch noch ITA Airways dominiert die Lufthansa-Gruppe den zentraleuropäischen Luftfahrtmarkt.

Auf vielen Strecken zwischen Deutschland, Belgien, Italien, Österreich und der Schweiz haben Fluggäste nur noch die Wahl zwischen Fluggesellschaften der Lufthansa-Gruppe. Das gibt der Airline selbstverständlich eine gewaltige Preissetzungsmacht.

Das 3-Jahrestief verteidigt

Das Chartbild der Lufthansa-Aktie hat sich in den letzten Wochen deutlich aufgehellt. Von größter Bedeutung war, dass der MDAX-Titel nicht unter das 3-Jahrestief bei 5,40 € gefallen ist.

Nun zeichnet sich eine technische Gegenbewegung ab. Das nächste Widerstandsniveau wartet aber schon bei 6,70 €.

Bulle oder Bär?

Angesichts der guten Argumente für und wider einen Kauf der Lufthansa-Aktie ist es nicht weiter verwunderlich, dass sich auch die Analysten-Community überhaupt nicht eins ist in Bezug auf die weitere Kursentwicklung. Bei kaum einer deutschen Aktie gehen die Kursschätzungen so weit auseinander wie bei der Lufthansa.

Das Kursspektrum reicht von 4,50 € des US-Analysehauses Stifel bis zu 9,25 € der Schweizer Großbank UBS. Derzeit raten vier Analysten zum Kauf der Lufthansa-Aktie, 14 stehen der Airline neutral gegenüber und sieben Experten empfehlen einen Verkauf.

Ich zähle zu den Lufthansa-Bullen. Wer sich den Langfristchart der Lufthansa-Aktie ansieht, wird feststellen, dass sie derzeit auf einem historisch niedrigen Niveau notiert. Noch im Frühjahr 2023 lag der Aktienkurs bei über 10 €, also 70% höher als aktuell.

Ja, die Lufthansa hat viele Baustellen und jede Menge Wettbewerb. Aber nichtsdestotrotz ist sie eine international wettbewerbsfähige Fluglinie mit einer bärenstarken Positionierung in Europa. Langfristig wird sich das für Aktionäre auszahlen.