Thyssenkrupp-Aktie: Was passiert bei einer Zerschlagung?

Gerüchte um Zerschlagung
gestern um 12:11

Die Aktie von ThyssenKrupp (WKN: 750000) ist nach der starken Kurserholung in eine Seitwärtsbewegung übergegangen und steht am Freitag aktuell bei 3,40 €. Nach dem Tief Anfang September mit 2,80 € ist das ein Anstieg von rund +21%. Allerdings ist der MDAX-Titel von seinem Jahresanfangskurs mit 6,50 € sehr weit weg. Immer wieder kommen Gerüchte um eine Konzernzerschlagung auf – was würde das für die Aktie bedeuten?

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Konzernzerschlagung droht

In den Medien geistern immer wieder Gerüchte, dass eine Konzernzerschlagung droht. Richtig ist, dass der Konzern breit aufgestellt ist. Die einzelnen Segmente untergliedern sich wie folgt: Automotive, Decarbon, Materials, Steel und Marine.

Veräußert wurde bereits die Aufzugsparte Otis. An die Börse gebracht wurde die Wasserstofftochter Nucera, hier ist das Essener Unternehmen mit 50,2% Mehrheitsgesellschafterin.

Momentan ist die Abspaltung der Stahl- sowie der Marinesparte geplant. Beide sollen in eigenständige Unternehmen umgewandelt werden, wobei ThyssenKrupp ein bedeutender Gesellschafter bleiben wird. Alle bisherigen Veräußerungen und Ausgliederungen dienten dem Zweck der Finanzmittelbeschaffung. Dieses Kapital wurde für die Entschuldung sowie für Investitionen in die Stahltochter benötigt.

Stahl- und Marineauslagerung geplant

Bei diesen beiden Sparten sieht das neue Management um Miguel Lopez keine große Zukunft mehr und plant daher die Auslagerung. Besonders bei der Stahlsparte sind die Proteste hochemotional, Stahl wurde immer als das Herzstück des Konzerns empfunden. Der Anteil am Gesamtumsatz lag im Neunmonatsbericht lediglich bei 30%, der Marineanteil beträgt rund 5%.

Die Auslagerung dieser Sparten dürfte sinnvoll sein. Die Produktion von Massenstahl ist in Deutschland nicht mehr rentabel, der Wandel hin zum grünen Stahl ist mit sehr hohen Kosten verbunden. Trotz staatlicher Subventionen bleibt der Finanzierungsanteil des Unternehmens sehr hoch. Im Hinblick auf die Finanzlage ist die Aufbringung problematisch. Der Einstieg des tschechischen Milliardärs Daniel Křetínský ist daher sinnvoll und richtig.

Die Marinesparte kämpfte lange Zeit mit erheblichen Ertragsproblemen, erst im Zuge der Neuaufstellung der Bundeswehr wurden lukrative Aufträge erteilt. Mittelfristig ist aber auch der Schiffbau in Deutschland wenig rentabel.

Die Ausgliederung dieser beiden Sparten ist der richtige Weg.

Zerschlagung bietet keine Lösung

Eine weitere Zerschlagung des Konzerns macht derzeit wenig Sinn. Um sich für die Zukunft profitabel aufzustellen, ist eine Transformation der bessere Weg. Neben der Konzentration auf die ersten drei Bereiche sollten neue Geschäftsfelder erschlossen werden. Deutschland stand immer für hochwertige und innovative Produkte, hier liegt auch für ThyssenKrupp die Zukunft. Wichtig ist jetzt ein klares zukunftsfähiges Konzept über die Neuausrichtung des Konzerns.

Was ist von der Aktie zu erwarten?

Die Kurserholung ist eine logische Folge auf die Beruhigung der Sachlage. Die Stahlsparte erhielt eine neue Führungsmannschaft, dennoch dürfte das Thema der Ausgliederung die Aktie weiterhin belasten. Daher gehe ich momentan eher von einer Seitwärtsbewegung aus, je nach Nachrichtenlage sind größere Kursschwankungen möglich.

Sollte dennoch eine Konzernzerschlagung kommen, würde die Aktie aus dem MDAX fliegen. Je nach Ausmaß der Abspaltungen würde sie sich in einen Nebenwert wandeln. Es wäre daher mit weiteren Kursrückgängen zu rechnen.

In ihren letzten Analysen teilen JP Morgen mit 3,50 € und die DZ Bank mit 3,20 € meine Erwartungen. Lediglich die Baader Bank mit 5,40 € ist sehr zuversichtlich. Der Kurs wurde dabei von 16 € auf den jetzigen Zielkurs zusammengestrichen; die Bewertung wurde damit begründet, dass erste Steigerungen beim Stahlpreis zu erkennen sind. Zudem bestehen gute Chancen auf eine Restrukturierung.

Was bisher für die Aktie sprach war die gute Dividendenrendite. Sollte diese mit 0,15 € beibehalten werden, entspricht das einer Rendite von 4,4%. Hier ist jedoch eine Reduzierung möglich.

Mein Fazit: Anleger sollten die Aktie weiterhin meiden, die Lage bleibt weiterhin angespannt.

ℹ️ Thyssenkrupp in Kürze

  • Thyssenkrupp mit Hauptsitz in Essen ist ein diversifizierter Industrie- und Technologiekonzern mit Schwerpunkt in der Stahlherstellung.
  • Der Konzern ging 1999 aus der Fusion der beiden Traditionsunternehmen Friedrich Krupp AG und Thyssen AG hervor.
  • Thyssenkrupp ist im Nebenwerteindex MDAX notiert und ist aktuell 2,1 Milliarden € wert.

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