Gap-Trading: Warum Trader auf Kurslücken setzen

In diesem Wissensbeitrag geht es um eine Trading-Strategie, die kurzfristige Ineffzienzen am Markt ausnutzt: das Gap-Trading. Was hat es mit dieser Technik auf sich und welche Vorteile bietet sie?

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Mut zur Lücke

Mit Gap Trading bezeichnet man eine Handelsstrategie, bei der Trader den Markt systematisch nach Kurslücken absuchen, um von kurzfristig höheren Spreads profitieren. Von einer gap spricht man immer dann, wenn der Schlusskurs eines Assets gegenüber dem Eröffnungskurs abweicht – ohne, dass dazwischen Handelsaktivitäten stattgefunden haben.

Wie entstehen Kurslücken?

Die Auslöser für Kurslücken sind verschieden und können grundsätzlich in drei Kategorien einsortiert werden: (geo-)politische Ereignisse, wirtschaftliche Entwicklungen und Naturkatastrophen.

Zu politischen Ereignissen zählen all jene Events, die die geopolitische Großwetterlage verändern. Dazu der Brexit 2016, der Krieg in der Ukraine 2022, aber auch die bevorstehenden Präsidentschaftswahlen in den USA.

Unter wirtschaftlichen Entwicklungen versteht man u.a. Zinserhöhungen der Zentralbank, überraschende Inflationsdaten oder eine Rezession.

Von unternehmerischer Seite gelten die Veröffentlichung von Quartalszahlen und Jahresberichten sowie Gewinnprognosen, aber auch wissenschaftliche Studien zur Wirksamkeit eines Medikaments als kursbewegende Kräfte

Und zuletzt die große Unbekannte: Naturkatastrophen. Sie reichen von jährlichen Hurricanes und Waldbränden bis hin zu Überschwemmungen und Erdbeben. Neben der Verheerung für Mensch und Umwelt üben plötzlich auftretende Katastrophen Druck auf die Währung eines Landes aus und destabilisieren den Devisenmarkt.

Schnelligkeit und Antizipation

Nehmen wir an, ein Pharmaunternehmen berichtet nach Börsenschluss über die Wirksamkeit eines Medikaments. Entgegen der Erwartung, dass die Studie die Hoffnung auf einen Blockbuster bestätigt, muss der Konzern den Abbruch der Entwicklung des Präparats bekanntgeben. Am nächsten Morgen unterbieten sich die Investoren, der Aktienpreis fällt und die Kurslücke reißt nach unten auf.

Ein solches Szenario ist nicht nur plausibel, sondern kann in regelmäßigen Abständen an der Börse beobachtet werden. Nun stellt sich die Frage: Wie gehen Gap Trader grundsätzlich mit solchen und ähnlichen Situationen um?

Für die Dauer des Börsenschlusses lesen sie die Reaktion zwischen den Zeilen (Antizipation) und bereiten sich auf die Reaktion anderer Investoren vor. Ist es schließlich am nächsten Morgen so weit, muss es schnell gehen: Mit der rechtzeitigen Orderausführung kann sich der Gap Trader vor allen anderen Anlegern positionieren und profitieren bis die Kurslücke wieder gefüllt wird.

Welche Kurslücken gibt es?

Neben normalen, sogenannten common gaps, unterscheiden Trader drei Arten von Kurslücken: Breakaway gaps, Runaway gaps und Exhaustion Gaps. Sie zu (er)kennen, gehört zum Rüstzeug jedes versierten Anlegers.

Mit der Breakaway gap ist eine Kurslücke gemeint, bei der der Aktienkurs aus seiner bisherigen Handelsspanne ausbricht. Dieser Ausbruch wird von Händlern als Signal für eine Trendumkehr gedeutet.

Die Runaway gap entsteht, wenn der Kurs mit Sichtbarwerden der Gap davonläuft, also seiner bestehenden Trendrichtung folgt.

Eine exhaustion gap bildet sich, wenn sich der Kurs ein letztes Mal in Richtung des bis dato existierenden Trends bewegt, um dann von einer Korrektur erfasst zu werden.

Vor- und Nachteile im Überblick

Ein Gap Trade bietet Anlegern feste Ein- und Ausstiegspunkte, ja die Lücke strukturiert die Transaktion. Darüber hinaus verbringt man bestenfalls nur kurze Zeit am Markt, um Gewinne mitzunehmen und von kurzfristigen Preisbewegungen zu profitieren.

Gleichzeitig steigt die Volatilität bei jedem gap trade und es ist trotz eingehender Recherchen nicht immer möglich zu klären, warum eine Kurslücke entsteht. Noch gefährlicher ist die Unvorhersehbarkeit von Gap-Füllungen, also der Zeitpunkt, an dem die Kurslücke geschlossen wird. Last but not least: Kurslücken treten nicht jeden Tag auf und sind zeitlich begrenzt.

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