DocMorris-Aktie: Kommt die große Übernahme?

Die Kursentwicklung der DocMorris-Aktie (WKN: A0Q6J0) war in den vergangenen sechs Monaten der reinste Horror. Das Papier der Schweizer Online-Apotheke verlor in dieser Zeit zwei Drittel seines Börsenwerts. Doch am Mittwoch legte DocMorris überraschend um +3% zu. Was steckt hinter dem Kursplus? Und ist die DocMorris-Aktie ein Schnäppchenkauf?

Wie wahrscheinlich ist ein Kauf durch Redcare?

Auslöser des Kursgewinns war ein Medienbericht, nach dem Redcare Pharmacy, Europas größter Arzneimittelversand, DocMorris, die Nummer 2 auf dem europäischen Versandapothekenmarkt, übernehmen könnte. Spekulationen, dass Redcare ein Auge auf DocMorris geworfen hat, gibt es bereits seit längerem. Vor allem Redcare-Chef Heinrich wird nachgesagt, dass er durch eine große Übernahme den mit Abstand führenden Anbieter auf dem europäischen Apothekenmarkt schaffen möchte.

Das Kartellamt dürfte einer Übernahme nicht im Wege stehen. Der Marktanteil von Redcare Pharmacy am Apothekengesamtmarkt Europas liegt somit bei vernachlässigbaren 0,8%. Der Anteil von DocMorris ist noch deutlich geringer. In Summe wären die beiden Online-Apotheken demnach immer noch eine sehr kleine Nummer bezogen auf den Gesamtmarkt.

Ob Redcare Pharmacy allerdings Lust auf eine Übernahme von DocMorris hat, ist nicht gesichert. Der niedrige Kurs der DocMorris-Aktie würde zweifellos einen historisch günstigen Kaufpreis ermöglich, aber eine Übernahme würde auch einige Probleme mit sich bringen.

Im Gegensatz zu Redcare Pharmacy hat sich DocMorris in den letzten drei Jahren sehr schwach entwickelt. Während die Niederländer in diesem Zeitraum ihren Umsatz annähernd verdoppelten, gingen die Erlöse bei den Schweizer um gut ein Drittel zurück. Wie Redcare schreibt auch DocMorris nach wie vor operativ rote Zahlen.

Der größte Übernahme-Killer dürfte allerdings die hohe Verschuldung von DocMorris sein. Der Schweizer Arzneimittelversender sitzt auf einen Schuldenberg von über 360 Millionen CHF (netto). Redcare Pharmacy dürfte keine gesteigerte Lust haben, sich diese Schuldenlast ans Bein zu binden.

Ein Chartbild zum Heulen

Das Chartbild der DocMorris-Aktie treibt einem seit Monaten die Tränen in die Augen. Seit April steckt das Papier in einem massiven Abwärtstrend fest, aus dem es sich bislang nicht befreien konnte.

Ende vergangener Woche sackte die Aktie auf ein neues Jahres- und zugleich 12-Monatstief ab. Schafft DocMorris keine Stabilisierung beim 18-Monatstief bei 30 CHF droht sogar ein Kurssturz auf das 3-Jahrestief bei 23,60 CHF.

Ein klarer Favorit

Ich rate Anlegern derzeit trotz des optisch sehr günstigen Kursniveaus nicht zu einem Kauf der DocMorris-Aktie. Eine Übernahme durch Redcare Pharmacy sehe ich derzeit als unrealistisch an. Sollte sie wider Erwarten doch kommen, dürfte die Übernahmeprämie aus den genannten Gründen sehr niedrig ausfallen. Anleger sollten also besser nicht darauf spekulieren.

Zudem ist die aktuelle operative Entwicklung der Schweizer Online-Apotheke sehr schwach. Das Unternehmen erwartet für das laufende Geschäftsjahr nur noch ein Umsatzwachstum zwischen 5 und 10%. Angesichts der Einführung des E-Rezepts in Deutschland, dem für DocMorris wichtigsten Markt, ist das eine miserable Wachstumsprognose. Redcare Pharmacy erwartet deutlich höhere Zuwachsraten.

Der bereinigte operative Verlust vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen wird möglicherweise bis zu 35 Millionen CHF betragen. Mittelfristig rechnet DocMorris zwar mit einer positiven EBITDA-Marge von 8%. Meiner Meinung nach ist diese Zielmarge aber noch weit entfernt.

Wer sein Geld in den boomenden Online-Apothekenmarkt investieren will, sollte meiner Meinung nach die Aktie von Redcare Pharmacy vorziehen. Sie hat gegenwärtig die deutlich besseren Perspektiven als die DocMorris-Aktie.