China-Aktien: Sind sie jetzt spannend?

Interview mit Börsenprofi
14.10.24 um 12:02

China, Nahost, USA: Diese drei Brennpunkte dominieren derzeit neben der seit langem andauernden Zinsdiskussion die Märkte. Börsenprofi Marco Messina analysiert die Lage und beleuchtet die möglichen Auswirkungen auf die Börsen.

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„Eine extrem große Chance“

Auch wenn man als Anleger gut damit beraten ist, sich auf die Unternehmen zu fokussieren, deren Aktien man im Depot hat, spielt das allgemeine Umfeld natürlich immer eine wichtige Rolle. Wo sieht Börsenprofi Marco Messina Chancen und Risiken? Der Chefanalyst des Aktien Navigator blickt im Interview mit SD-Chefredakteur Frank Giarra voraus und ordnet detailliert die aktuelle Lage bei chinesischen Aktien ein.

In China kurbelt die Regierung mit diversen Maßnahmen die heimische Wirtschaft an. Welche Impulse könnte das für die Aktienmärkte haben?

Marco Messina: Am Samstag gab es eine beachtenswerte Pressekonferenz des chinesischen Finanzministeriums, bei der die wirtschaftliche Erholung Chinas im Mittelpunkt stand. Finanzminister Lan Fo'an blieb jedoch in Bezug auf konkrete Zahlen zu einem möglichen Konjunkturpaket vage. Eigentlich sollte diese Pressekonferenz die Unsicherheiten der letzten Tage ausräumen, was sie aus meiner Sicht besonders erwähnenswert macht.

Es wurden keine spezifischen Zahlen zu den fiskalischen Anreizen genannt. Die Kernaussagen waren, dass die Zentralregierung in der Lage ist, mehr Anleihen auszugeben und ihr Haushaltsdefizit zu erhöhen. Zudem plant die Regierung, mehr Anleihen zu emittieren, um den Kommunalverwaltungen bei der Tilgung ihrer Schulden zu helfen. Ohne eine höhere Verschuldung wird dies jedoch nicht gelingen, da die Steuereinnahmen hinter den Erwartungen zurückbleiben.

Es wurde angedeutet, dass genauere Details zur Höhe und Struktur der Stimulusmaßnahmen erst Ende des Monats nach Beratungen mit dem Nationalen Volkskongress bekannt gegeben werden könnten. Das bedeutet, dass die Märkte bis dahin weiterhin mit einer gewissen Unsicherheit konfrontiert sind, die jedoch Ende des Monats beseitigt werden könnte. Allerdings besteht auch die Gefahr, dass die hohen Erwartungen enttäuscht werden.

Ganz klar liegt der Schwerpunkt auf der Stabilisierung des stark angeschlagenen Immobilienmarkts und der Entlastung der lokalen Regierungen von ihren Schulden. Die chinesischen Kommunalverwaltungen haben hier bis Ende des Jahres noch etwas Spielraum, zumindest wenn man sich die Ausgaben bis August ansieht. Das Jahresbudget der Regierung liegt offiziell bei etwa 35 Billionen Yuan, wovon bis Ende August nur knapp 20 Billionen ausgegeben wurden – wenn man den offiziellen Angaben Glauben schenkt.

Daher bleibt China weiterhin eine extrem große Chance, doch sollten wir wachsam bleiben. Die Probleme sind vielfältig, und wenn es der Regierung nicht gelingt, die weltweiten Investoren wieder ins Boot zu holen, könnte gegen Ende des Jahres noch das Tax-Loss-Selling eine Rolle spielen.

Märkte reagieren nur auf konkrete Eskalationen

Der Nahe Osten bleibt ein Krisenherd. Sehen Sie hier Gefahren für die Börsen, die noch nicht eingepreist sind?

Marco Messina: Ihre Frage zur potenziellen Eskalation zwischen Israel und dem Iran und deren Auswirkungen auf die Märkte trifft einen kritischen Punkt. Historisch betrachtet haben Drohungen, insbesondere im Zusammenhang mit Öl- und Atomkapazitäten, die Märkte stark beeinflusst, insbesondere Rohstoffmärkte wie Öl, die für ihre Volatilität bekannt sind.

Die Tatsache, dass die Märkte auf solche Aussagen heutzutage weniger stark reagieren, könnte mehrere Gründe haben:

Marktsättigung durch geopolitische Nachrichten: Die Märkte scheinen zunehmend unbeeindruckt von geopolitischen Spannungen, die regelmäßig in den Nachrichten erscheinen. Dies ist möglicherweise eine Folge der immer wiederkehrenden Drohungen ohne direkte Eskalation. Anleger gewöhnen sich an die Schlagzeilen und reagieren erst, wenn tatsächliche Aktionen folgen.

Abfederung durch diplomatische Maßnahmen: Die Biden-Administration hat bisher klar signalisiert, dass sie eine Eskalation zwischen Israel und dem Iran verhindern will, was möglicherweise dazu beiträgt, die Nervosität an den Märkten zu dämpfen. Durch die enge diplomatische Abstimmung und das aktive Eingreifen der USA fühlen sich Investoren möglicherweise sicherer, dass ein größerer Konflikt abgewendet werden kann.

Symbolische Angriffe und militärische Verteidigungsmaßnahmen: Die letzten beidseitigen Angriffe wurden vielerorts einer symbolischen Natur zugeordnet und wurden durch effektive Raketenabwehrsysteme, wie Israels „Iron Dome“, abgefangen. Dies hat dazu beigetragen, dass die wirtschaftlichen Auswirkungen dieser Angriffe begrenzt blieben und die Märkte weniger heftig reagierten.

Anstehende politische Veränderungen in den USA: Die Unsicherheit der bevorstehenden Präsidentschaftswahlen könnte auch eine Rolle spielen. Während Biden derzeit versucht, einen militärischen Konflikt zu verhindern, könnte sich dies mit einer neuen Administration ändern. Trump hat sich ja schon dazu geäußert, dass Israel die Atomanlagen angreifen sollte. Die Märkte könnten darauf spekulieren, dass sich die geopolitische Lage in Abhängigkeit vom Wahlausgang verschieben wird.

Volatilität und Überraschungen: Sollte es zu einem umfassenden Angriff auf Ölkapazitäten oder Atomanlagen kommen, könnten die Märkte durchaus stark reagieren. Die Tatsache, dass Anleger derzeit nicht ausreichend auf diese Möglichkeit vorbereitet scheinen, könnte zu einem plötzlichen Schock führen, insbesondere im Rohstoff- und Energiesektor.

Zusammenfassend kann man sagen, dass die Märkte derzeit eher auf konkrete Eskalationen reagieren, während wiederholte Drohungen weniger Einfluss haben. Sollte es jedoch zu einem massiven Angriff kommen, könnten die Auswirkungen auf die Märkte erheblich sein, besonders für diejenigen Anleger, die diese Risiken unterschätzen.

Marco Messina

US-Wahl wird Märkte beflügeln

In vier Wochen wird der neue US-Präsident gewählt. Wird das die Märkte aus Ihrer Sicht eher beflügeln oder lähmen?

Marco Messina: Egal, wie es ausgeht, ich glaube, es wird die Märkte beflügeln, denn beide Politiker stehen für eine klare Wirtschaftspolitik. Wir werden sofort Gewinner und Verlierer identifizieren können, die im ersten Schwung von der neuen Regierung profitieren werden. Katastrophal wäre ein extrem knapper Wahlausgang mit einer tagelangen Hängepartie und Nachzählungen in den vermutlich heiß umkämpften Swing States.

Im Moment scheint es so, als hätte Trump in 5 dieser 7 Staaten die Nase vorn und könnte damit sicher gewinnen. Aber in den letzten vier Wochen kommt es wirklich auf jede Nuance an, da ist die Messe noch nicht gelesen.

Ich freue mich darauf, an diesem Tag in den USA zu sein und die Reaktionen hautnah in New York direkt miterleben zu können. Ich werde da gemeinsam mit meinem Produktmanagement auch noch mal einen Report fertig stellen, damit die Anleger relativ schnell Gewinner/Verlierer identifizieren können.

Kunden kennen deutsche Qualität

Die deutsche Wirtschaft schrumpft auch in diesem Jahr, doch der DAX notiert auf Allzeithochniveau. Wie passt das zusammen?

Marco Messina: Der Umsatzanteil der DAX-Unternehmen in Deutschland liegt durchschnittlich bei etwa 25 bis 30% ihres Gesamtumsatzes. Der Großteil der Umsätze dieser international agierenden Konzerne wird im Ausland generiert. Viele der Unternehmen sind stark exportorientiert und erzielen besonders hohe Umsätze in Regionen wie Europa, Nordamerika und Asien.

Natürlich kriechen einige Branchen, wie der Maschinenbau, derzeit auf dem Zahnfleisch, aber die Kunden im Ausland wissen, welche Qualität diese Unternehmen herstellen. Die Erwartungen in die Zahlen für 2024 sind nicht mehr so hoch und es gibt im sinkenden Zinsumfeld ja auch zu Aktien nicht mehr ganz so viele attraktive Alternativen. Und wir dürfen nicht vergessen: Historisch gesehen ist der Dax immer noch günstig bewertet, vor allen gegenüber den US-Indizes.

Viele Small Caps unterbewertet

Gibt es trotz der 2024 sehr gut gelaufenen großen Indizes wie Dow Jones, S&P 500, Nasdaq oder DAX auch (große) Verlierer auf dem Aktienmarkt?

Marco Messina: Während Indizes wie der DAX, Dow Jones, Nasdaq und S&P 500 im Jahr 2024 bisher starke Kursgewinne verzeichneten, gehören Indizes wie der Russell 2000, der vor allem kleine und mittelständische US-Unternehmen abbildet, zu den Verlierern des Jahres. Der Russell 2000 hat aufgrund seiner größeren Empfindlichkeit gegenüber steigenden Zinsen und geringeren internationalen Umsätzen stark unter den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen gelitten.

Zinssenkungen in den USA könnten hier Abhilfe schaffen, aber nach der ersten großen Zinssenkung ist mittlerweile Ernüchterung eingetreten. Die Makrodaten rechtfertigen keine schnellen weiteren Zinssenkungen, weshalb die US-Small-Caps weiterhin schwach performen.

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei deutschen Small- und Mid Caps, die völlig unter dem Radar laufen und attraktive Bewertungen aufweisen. Die Europäische Zentralbank befindet sich glücklicherweise in einer anderen Lage als die US-Notenbank Fed und könnte bald eine Zinssenkung vornehmen, was diesen Papieren zugutekommen würde.

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