Commerzbank-Aktie: UniCredit wappnet sich für Ernstfall

Absicherung mit Derivaten
09:01 Uhr

Die Commerzbank-Aktie notiert am Freitagmorgen vorbörslich rund ein halbes Prozent tiefer. Zuvor verbreitete sich ein Bericht, wonach UniCredit ihre Position bei der Commerzbank absichert. Bereitet Italiens größte Bank damit den Boden für eine Übernahme des deutschen Geldhauses?

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Derivate als Schutzschild

UniCredit geht auf Nummer sicher.

Wie die italienische Wirtschaftszeitung Milano Finanza am Freitag berichtet, hat die Bank Derivate aktiviert, um ihre Beteiligung an der Commerzbank vor möglichen Kursrückgängen zu schützen. Demnach arbeitet UniCredit dabei mit der US-Investmentbank Jefferies zusammen.

Der Schritt ermöglicht es den Italienern den Angaben nach, in Ruhe strategische Optionen zu prüfen – einschließlich einer möglichen Aufstockung des Anteils und einer Fusion mit dem deutschen Geldhaus.

Fusion im Visier?

UniCredit prüft offenbar verschiedene Optionen für ihr Commerzbank-Engagement.

Den Berichten zufolge erwägt die italienische Bank eine Fusion, die sowohl freundlich als auch feindlich ablaufen könnte. Damit würde UniCredit ihre Position im deutschen Markt deutlich stärken.

Sollten diese Strategien nicht zum Erfolg führen, könnte UniCredit dem Vernehmen nach auch einen Verkauf des gesamten Anteils in Betracht ziehen. Die Commerzbank-Aktien sind inzwischen rund 200 Millionen € mehr wert als zum Zeitpunkt des Einstiegs.

EZB-Entscheidung steht noch aus

Eine finale Entscheidung über das weitere Vorgehen hängt vor allem an der Europäischen Zentralbank (EZB).

Wie Milano Finanza berichtet, wartet UniCredit noch auf die Zustimmung der Europäischen Zentralbank. Diese wird bis zum Jahresende erwartet.

Bis dahin sei UniCredit dank der Absicherungskontrakte mit Jefferies nicht den Kursschwankungen der Commerzbank-Aktie während der laufenden Verhandlungen ausgesetzt.

Größter Aktionär der Commerzbank

UniCredit ist bereits jetzt größter Anteilseigner der Commerzbank.

Die Italiener halten direkt 9% der Anteile am deutschen Geldhaus. Über Derivate haben sie sich zudem Zugriff auf weitere 11,5% gesichert. Damit kontrolliert UniCredit insgesamt 20,5% der Commerzbank-Aktien.

UniCredit hat unter Leitung von CEO Andrea Orcel schrittweise Anteile des deutschen Konkurrenten erworben. Stragetische Schritte und Statements des italienischen Geldhauses hatte in den vergangenen Monaten immer wieder Übernahmespekulationen befeuert.

Die Meldung darüber, dass UniCredit Derivate in Zusammenarbeit mit der Investmentbank Jefferies einsetzt, dürfte den Gerüchten neue Dynamik geben.

Commerzbank wehrt sich

Die Commerzbank selbst stemmt sich vehement gegen eine mögliche Übernahme.

Vor rund 6 Wochen wurde bekannt, dass das Frankfurter Institut die Investmentbanken Goldman Sachs und UBS damit beauftragt hat, ein Konzept zur Abwehr eines Übernahmeversuchs zu erstellen. Auch der Bund als zweitgrößter Aktionär hatte sich gegen einen Verkauf weiterer Anteile ausgesprochen.

Die jüngsten Schritte von UniCredit deuten jedoch darauf hin, dass die Italiener ihre Übernahmepläne weiter verfolgen.

Analysten sehen Chancen

Viele Experten halten eine Übernahme der Commerzbank durch UniCredit für sinnvoll.

"Eine Fusion würde beiden Banken helfen, ihre Position im hart umkämpften europäischen Bankenmarkt zu stärken", sagte etwa Bankanalyst Johannes Müller von der Deutschen Bank. Durch Synergien und Kosteneinsparungen könnte ein schlagkräftiger Finanzkonzern entstehen.

Allerdings gibt es auch kritische Stimmen. So warnte Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp vor zwei Wochen vor erheblichen Risiken einer Übernahme, etwa beim Rating oder der Kundenstruktur.

Zudem regt sich massiver Widerstand von Seiten der Gewerkschaften und des Betriebsrats. Sie befürchten einen erheblichen Stellenabbau im Falle einer Übernahme durch UniCredit.

Heißer Herbst für Commerzbank-Aktionäre

Für Commerzbank-Aktionäre bleibt die Lage spannend.

Der jüngste Schritt von UniCredit deutet darauf hin, dass die Italiener ihre Übernahmepläne weiter verfolgen. Gleichzeitig wehrt sich die Commerzbank-Führung vehement gegen eine Akquisition.

Anleger sollten sich daher auf einen heißen Herbst einstellen. Sollte UniCredit seine Beteiligung weiter ausbauen oder sogar eine Fusion anstreben, könnte dies für Anleger eine ertragreiche Chance bieten. Ein Scheitern der Übernahmepläne könnte jedoch auch zu starken Kursverlusten führen, sollte UniCredit sich von den Aktien trennen.

Entsprechend bleibt die Aktie auf einem nervösen Kurs und entwickelt sich zu einem Spekulationsobjekt, das von der EZB-Entscheidung abhängt.

Die mögliche Fusion verspricht allerdings mehr als nur Wertsteigerungen – sie könnte den europäischen Bankensektor nachhaltig umgestalten.

ℹ️ Commerzbank in Kürze

  • Die Commerzbank ist eine Universalbank mit Sitz in Frankfurt am Main. Gemessen an der Bilanzsumme ist sie das viertgrößte Geldhaus Deutschlands.
  • Das Bankinstitut betreut rund elf Millionen Privat- und Firmenkunden in Deutschland und Europa und besitzt mit rund 400 Filialen eines der dichtesten Filialnetze aller deutschen Privatbanken.
  • Die Aktie (WKN: A2DJV6) ist im DAX gelistet, an der Börse ist die Commerzbank derzeit aktuell mit rund 19,3 Milliarden € bewertet.

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