Palantir-Aktie: Platzt die Bewertungsblase bald?

Die Palantir-Aktie klettert am vergangenen Freitag trotz des Ausstiegs eines großen Vermögensverwalters erneut auf ein Allzeithoch. Für Tech-Investoren gibt es nun gute Gründe, eine Woche vor den Quartalszahlen über einen Teilausstieg nachzudenken.

Der norwegische Vermögensverwalter Storebrand Asset Management hat seine Anteile an Palantir Technologies im Wert von etwa 24 Millionen US$ verkauft. Das teilte die Investmentgesellschaft, die zu den größten der nordischen Region gehört, am Freitag mit.

Grund dafür ist demnach Palantirs Zusammenarbeit mit Israel, die nach Ansicht von Storebrand gegen humanitäres Völkerrecht verstoßen könnte. Palantir liefert KI-basierte Überwachungssysteme für die besetzten palästinensischen Gebiete. Der Ausstieg folgt einer Warnung der norwegischen Regierung vor wirtschaftlichen Aktivitäten in israelischen Siedlungen.

Palantir-CEO Alex Karp verteidigte zuvor die Unterstützung für Israel nach den Hamas-Angriffen im Oktober 2023.

Auch Insider trennen sich von Anteilen

Anleger zeigten sich von dem Storebrand-Verkauf unbeeindruckt und ließen die Palantir-Aktie am Freitag um knapp +3% auf fast 44,86 US$ klettern.

Der Tech-Titel erlebt mal wieder einen beeindruckenden Höhenflug: Seit Anfang September summiert sich der Kursgewinn auf knapp +50%. Die Kursrallye hat auch meine optimistischsten Erwartungen weit übertroffen – und wenn die eigenen Kursziele deutlich übertroffen werden, ist es Zeit zu handeln.

Dieser Ansicht sind offenbar auch Palantir-Insider, die zuletzt mit der schrittweisen Reduzierung ihrer Positionen begonnen haben.

Hohe Erwartungen für Q3-Zahlen

Die weitere Kursentwicklung dürfte maßgeblich vom anstehenden Q3-Bericht am 4. November abhängen.

Die Erwartungen sind hoch: Der Markt rechnet mit einem Umsatzwachstum von 26% und einer EPS-Steigerung von 30% im Jahresvergleich. Selbst wenn Palantir die hohen Erwartungen übertreffen sollte, erscheint die aktuelle Bewertung kaum zu rechtfertigen.

Mit einem KGV von 120 und einem KUV von 35 ist die Aktie extrem hoch bewertet.

In meinem optimistischsten Bewertungsmodell mit 40% jährlichem Umsatzwachstum errechne ich einen fairen Wert von 36 US$ je Aktie. Doch selbst dieses Szenario liegt unter dem aktuellen Kursniveau.

Ein so hohes Wachstum über mehrere Jahre hinweg erscheint unrealistisch. Der Marktkonsens geht von 20-29% Umsatzwachstum in den nächsten Jahren aus. Palantir selbst erwartet für Q3 ein Wachstum von rund 25%.

Langfristiges Potenzial bleibt intakt

Trotz der hohen Bewertung bleibt Palantir ein faszinierendes Unternehmen mit enormem Potenzial. Das Geschäftsmodell überzeugt weiterhin auf ganzer Linie.

Im kommerziellen Bereich gewinnt Palantir dank seiner KI-Lösungen kontinuierlich Neukunden. Auch das Geschäft mit Regierungsbehörden floriert mit zahlreichen neuen Aufträgen. Die Wachstumschancen bleiben somit intakt.

Zudem spricht die aktuelle Marktdynamik für Palantir. Die Aufnahme in den S&P 500 und das robuste Wirtschaftsumfeld bieten eine solide Basis für weiteres Wachstum.

Für Aktionäre lautet meine Empfehlung: Nur einen Teil der Position halten und genau beobachten. Ein kompletter Ausstieg wäre angesichts der starken Marktposition und der Wachstumschancen verfrüht.

Neueinsteiger sollten jedoch vorsichtig sein. Die aktuelle Bewertung lässt wenig Spielraum für Enttäuschungen. Es ist ratsam, auf einen möglichen Rücksetzer zu warten, bevor man eine neue Position aufbaut.