Ryanair-Aktie: Hat sie noch Schub?
Seit rund drei Monaten verspürt die Ryanair-Aktie (WKN: A1401Z) wieder Aufwind und ist in diesem Zeitraum um knapp +25% gestiegen. Hat der Billigflieger ausreichend Schub, um das im April aufgestellte Allzeithoch zu übersteigen?
Optimismus sieht anders aus
Die zum Wochenbeginn vorgestellten Halbjahreszahlen für das bis Ende März 2025 laufende Geschäftsjahr 2024/25 geben das nicht unbedingt her. Die in der erste Hälfte des Geschäftsjahres durchgeführten Preissenkungen der Airline fordern ihren Tribut.
Der Gewinn sank gegenüber dem Vorjahr um 18% auf 1,79 Milliarden € und lag damit hauchdünn unter der Analystenerwartung von 1,80 Milliarden €. In den letzten drei Monaten zeigte sich ein etwas erfreulicheres Bild. Von Juli bis September ging der Gewinn im Jahresvergleich nur um 6% zurück.
Ryanair hat seit Monaten mit wachsenden Kosten aufgrund höherer Personalausgaben und gestiegenen Flughafengebühren zu kämpfen. Gleichzeitig kann der Billigflieger offenbar nicht alle Preiserhöhungen 1:1 an seine Kunden weitergeben.
Deshalb zeigt sich das Management des irischen Billigfliegers auch für die kommenden Monaten vorsichtig. Trotz einer starken Nachfrage geht die Unternehmensführung davon aus, dass die Preise von Oktober bis Dezember leicht unter dem Vorjahresniveau liegen werden.
Eine Gewinnprognose für das laufende Geschäftsjahr gab Ryanair nicht ab. Finanzvorstand Sorahan ließ aber ausrichten, dass der Gewinn mit Sicherheit niedriger ausfallen werde als im vergangenen Jahr. Auch für das kommende Geschäftsjahr 2025/26 lieferte Ryanair keine Prognose ab.
Das Boeing-Chaos hat Auswirkungen
Neben gestiegenen Kosten und unterproportional steigenden Ticketpreisen leidet Ryanair bereits seit geraumer Zeit unter dem Chaos beim Flugzeugbauer Boeing. Der Billigflieger bekommt damit die Quittung für seine Unternehmenspolitik, ausschließlich Maschinen des Typs Boeing 737 einzusetzen.
Boeing darf aufgrund einer Anordnung der US-Luftsicherheitsbehörde das beliebte Modell 737 MAX nur in geringen Stückzahlen herstellen. Grund sind die gravierenden Qualitätsprobleme in der Fertigung. Diese wirken sich negativ auf Ryanair aus, da die Airline massive Lieferverzögerungen in Kauf nehmen müssen.
Deshalb rechnen die Iren für das nächste Geschäftsjahr 2025/26 nur noch mit einer Passagierzahl von 210 Millionen. Bislang gibt die Fluggesellschaft von 215 Millionen Fluggästen aus.
Die Trendwende ist geglückt
Das Chartbild der Ryanair-Aktie hat sich in den letzten Monaten deutlich aufgehellt. Anfang August hielt die wichtige Unterstützung beim 12-Monatstief von 14 Euro einem doppelten Angriff stand.
Danach gelang der Ryanair-Aktie die Trendwende. Seit drei Monaten befindet sich das Papier des Billigfliegers wieder im Steigflug. Zwischen 18 und 19 € erwartet die Aktie nun eine starke Widerstandszone.
Ist die Ära der Billigflieger vorbei?
Ich glaube, dass die Ryanair-Aktie nur noch ein sehr begrenztes Aufwärtspotenzial hat. Viele Experten sehen bereits das Ende der Ära der Billigfluglinien gekommen. So weit würde ich nicht gehen, aber Fakt ist, dass das Geschäftsmodell von Low-cost Airlines wie Ryanair zunehmend in Bedrängnis gerät.
Hauptgrund sind die massiv gestiegenen Kosten für Personal und Gebühren. Die Reaktion von Ryanair auf die Gebührenerhöhungen vieler deutscher Flughäfen macht deutlich, dass der Billigflieger inzwischen zahlreiche Strecken nicht mehr profitabel bedienen kann. Ryanair muss immer stärker auf Nebenflughäfen ausweichen, was aber nicht unbedingt für steigende Passagierzahlen sorgt.
Ich gehe davon aus, dass die politische Entwicklung, Kursstreckenflüge stärker finanziell zu belasten, unumkehrbar ist. Dementsprechend wird es für Ryanair in Zukunft nicht leichter, Geld zu verdienen.
ℹ️ Ryanair in Kürze
- Ryanair ist eine irische Billigfluggesellschaft mit Sitz in Dublin.
- Mit 184 Millionen Passagieren im Geschäftsjahr 2023/24 ist Ryanair die größte Fluggesellschaft Europas.
- Die 1984 gegründete Airline hat zahlreiche Veränderungen in der europäischen Luftfahrtindustrie angestoßen, darunter das Anfliegen von Nebenzielen, die Beschleunigung von Turnaround-Zeiten sowie das Erheben von Gepäck- und Zusatzgebühren.
- An der Börse hat Ryanair aktuell einen Wert von ca. 20 Milliarden €.
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