Super Micro Computer: Das sinkende Schiff verlassen?

Der dramatische Kurssturz der Super Micro Computer-Aktie will einfach nicht zu Ende gehen. Am Mittwoch sackte die Aktie des Serverherstellers um weitere -6% im US-Handel auf ein neues Jahres- und zugleich 12-Monatstief ab. Verlassen Anleger hier ein sinkendes Schiff oder hat Super Micro Computer noch eine Chance auf eine Stabilisierung?

Hiobsbotschaften reißen nicht ab

Die Hiobsbotschaften des Serverspezialisten wollen nicht abreißen. In den letzten Tagen hat sich bereits abgezeichnet, dass sich die Fertigstellung des Jahresberichts für das vergangene Geschäftsjahr weiter verzögern könnte. Seit gestern ist es Gewissheit. Die Vorlage muss abermals verschoben werden.

Angesichts der Tatsache, dass vor wenigen Tagen Supermicros Wirtschaftsprüfer Ernst & Young das Handtuch geworfen hat, kam diese Nachricht nicht wirklich überraschend. Das Unternehmen gab an, dass es nicht in der Lage sei, seinen Bericht rechtzeitig und ohne unangemessenen Aufwand einzureichen. Zudem benötigt Super Micro Computer nach eigener Angabe mehr Zeit, um einen neuen Wirtschaftsprüfer auszuwählen.

Diese Begründungen sollen die US-Börsenaufsicht milde stimmen, denn eigentlich müsste Supermicro bis übermorgen der SEC den testierten Jahresabschluss des Vorjahres vorlegen. Sollte das nicht erfolgen, droht dem Unternehmen bereits am 18. November das Delisting von der US-Technologiebörse Nasdaq.

Ein desaströses Chartbild

Der Chart der Super Micro Computer-Aktie ist ein einziges Desaster. Innerhalb von acht Monaten hat der Nasdaq-Titel mehr als 80 % seines Wertes verloren.

Auch das Jahrestief bei 25 US$ stellte keinen Support dar. Nun droht sogar ein weiterer charttechnischer Rückfall auf ein Kursniveau von ca. 16 US$.

Nicht in das fallende Messer greifen

Super Micro Computer versinkt immer tiefer im Morast seines hausgemachten Bilanzskandals. Anleger sind zutiefst verunsichert, da sie nicht mehr wissen, ob sie den Geschäftszahlen des Serverspezialisten Glauben schenken können.

Die Vorwürfe des Analysehauses und Leerverkäufers Hindenburg Research scheinen sich immer mehr zu bewahrheiten. Bislang gibt es zwar noch keine Beweise, dass Supermicro in der Vergangenheit bei der Rechnungslegung bzw. Bilanzierung getrickst hat. Aber die permanenten Hiobsbotschaften des Tech-Unternehmens legen nahe, dass auch dieser Nachweis bald bevorstehen könnte.

Ich trauere in gewisser Weise um die Super Micro Computer-Aktie, denn in meinen Augen ist sie eine der interessantesten Trendaktien im Bereich der Künstlichen Intelligenz. Das Unternehmen hat es in den letzten Jahren geschafft, sich an die Spitze der KI-Serverhersteller hochzuarbeiten und dabei sogar IT-Urgesteine wie Dell Technologies und HP Enterprise überholt.

Es wäre in meinen Augen eine Schande, wenn dieser gewaltige Erfolg nun durch eine kreative Bilanzierung des Managements in Gefahr geriete. Meiner Meinung nach hat Super Micro Computer das überhaupt nicht nötig. Die Geschäftsentwicklung der vergangenen Jahre war so ausgezeichnet und die Aussichten für die kommenden Jahren sind so fabelhaft, dass die Super Micro Computer-Aktie noch jede Menge Upside besitzt.

Trotzdem rate ich Anlegern, derzeit die Füße stillzuhalten. Die Supermicro-Aktie ist momentan das sprichwörtliche „fallende Messer“, in das man an der Börse bekanntermaßen nicht greifen sollte. Die kommenden Tage versprechen Hochspannung. Sollte die Super Micro Computer-Aktie aus dem Nasdaq fliegen, droht ein weiterer Kurssturz.

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