Evotec: Preispoker beginnt – wie hoch kann's gehen?

Bei der Evotec-Aktie überschlagen sich die Ereignisse. Am späten Donnerstagabend hat das US-Biotechunternehmen Halozyme ein konkretes Übernahmeangebot von 11 € je Aktie veröffentlicht. Das Papier explodiert daraufhin heute auf 10,37 €. Wie hoch kann der Preispoker, immerhin zeigt auch Finanzinvestor Triton Interesse, den Kurs der Aktie jetzt noch treiben?

Bieterwettstreit zeichnet sich ab

Für Anteilseigner der Evotec-Aktie zeichnet sich das aktuell wohl bestmögliche Szenario ab. Nachdem das im kalifornischen San Diego ansässige Unternehmen Halozyme, das immerhin rund 6,7 Milliarden US$ Marktkapitalisierung auf die Waage bringt, mit seiner Übernahmeofferte überrascht hat, dürften jetzt sowohl beim Management und Aufsichtsrat von Evotec als auch beim Finanzinvestor Triton Partners die Drähte glühen.

Letzterer hatte bereits zuvor sein Interesse bekundet und muss nun, sofern das wirklich ernst gemeint war, mit konkreten Details aufwarten. Somit könnte es zu einem Bieterwettstreit kommen, an dessen Ende das bisherige Angebot von 11 € in bar sicher keinen Bestand haben wird.

Halozyme macht ernst

Das Angebot von Halozyme entspricht einem Börsenwert von 2 Milliarden € für den Hamburger Wirkstoffforscher. Es bietet nach Angaben der Amerikaner eine erhebliche Prämie von 77% auf den Durchschnittskurs der Evotec-Aktie der vergangenen drei Monate.

Helen Torley, Präsidentin und CEO von Halozyme, kommentiert:

Die Kombination von Halozyme und Evotec würde das Umsatz- und EBITDA-Wachstum von Halozyme diversifizieren und seine Nachhaltigkeit bis weit in das nächste Jahrzehnt und darüber hinaus ausweiten.

Torley spart nicht mit indirektem Lob für Evotec. Sie sieht „das Potenzial, die besten innovativen Technologien und die Fähigkeiten beider Unternehmen zusammenzubringen, um ein pan-US-amerikanisches und europäisches Unternehmen für innovative Dienstleistungen zu schaffen“.

Dass die US-Amerikaner festen Willens und auch finanziell in der Lage sind, die Übernahme durchzuziehen, unterstreicht der letzte satz der Pressemitteilung. Dort heißt es: „Halozyme verfügt über erhebliche Barreserven und eine starke Bilanz. Der Abschluss der Transaktion wäre nicht an Finanzierungsvorbehalte geknüpft und würde die Anforderungen der BaFin an die Finanzierung eines Angebots erfüllen.“

Evotec reagiert zurückhaltend

In einer ersten, sehr knappen Stellungnahme zeigt sich das Evotec-Management überrascht und verweist etwas pikiert darauf, man sei zuvor nicht von den Amerikanern kontaktiert worden. Auf das von Finanzinvestor Triton geäußerte Interesse hatte man überhaupt nicht reagiert. Das ging natürlich angesichts der konkreten Offerte von Halozyme nicht.

Die nachfolgende Aussage zeigt, dass es zumindest zu Verhandlungen kommen dürfte:

Die Gesellschaft wird diese Interessenbekundung sorgfältig analysieren, über weitere Schritte entscheiden und den Kapitalmarkt entsprechend den rechtlichen Anforderungen weiter informieren.

Bei 11 € wird es nicht bleiben

Sollte es am Ende tatsächlich zu einer Übernahme kommen, dann meiner Meinung nach ganz sicher nicht zum Preis von 11 € je Aktie, denn das wäre absolut enttäuschend für die Hamburger und ein Schlag ins Gesicht der Alt-Aktionäre. Man erinnere sich, wo die Aktie Anfang des Jahres stand, nämlich über 21 €, womit eine Marktkapitalisierung von 3,7 Milliarden € einherging.

Da ist das derzeitige Angebot, das einem Börsenwert von 2 Milliarden € entspricht, viel zu niedrig. Halozyme dürfte auch kaum davon ausgehen, dass das erste Angebot angenommen wird, und über entsprechende Reserven verfügen, um zu erhöhen.

Die spannendste Frage derzeit: Was macht Triton? Legt man jetzt ein eigenes konkretes Angebot vor? Aus meiner Sicht können risikobewusste Anleger durchaus darauf spekulieren, dass es zu einem Bieterwettstreit kommt und die Evotec-Aktie im Vorfeld noch einige Euro höher zieht. Allerdings mit dem Risiko, dass es wieder auf 7 bis 8 € runtergehen wird, wenn es am Ende nicht zu einer Übernahme kommt.

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