Evotec-Aktie: Jetzt auf einen Übernahmekampf setzen?

Die Evotec-Aktie setzte am Freitag ihre Kursrallye der Vortage und -wochen fort und beendete die Handelswoche auf einem neuen 6-Monatshoch. Kurstreiber der letzten Tage waren die Aufstockung der Anteile durch den Finanzinvestor Triton und das Übernahmeangebot durch das Biotech-Unternehmen Halozyme. Sollten Anleger jetzt noch in die Evotec-Aktie einsteigen in der Hoffnung auf ein Bietergefecht, das den Kurs weiter hochtreibt?

Ein völlig überraschendes Angebot

Bei Evotec überschlagen sich dieser Tage die Ereignisse. Nachdem der Finanzinvestor Triton Partners seine Anteile am Hamburger Wirkstoffforscher innerhalb von drei Wochen auf 9,99% aufstockte, warf am Donnerstagabend das US-amerikanische Biotech-Unternehmen Halozyme Therapeutics völlig überraschend seinen Hut in den Ring und kündigte ein unverbindliches Übernahmeangebot in Höhe von 11 € je Aktie in.

Völlig überraschend, weil die Unternehmensführung von Evotec offenbar nicht vorab über das Angebot informiert war. Dementsprechend schmallippig reagierte das Management und teilte lediglich mit, dass man die Interessensbekundung sorgfältig analysieren, über weitere Schritte entscheiden und den Kapitalmarkt entsprechend den rechtlichen Anforderungen weiter informieren werde.

Wie reagieren das Management und der Hauptaktionär?

Soweit die Ausgangslage. Wie es nun weitergeht, ist völlig offen. Über den weiteren Verlauf der Dinge werden jetzt der Vorstand und der Aufsichtsrat von Evotec entscheiden.

Aus meiner langjährigen Tätigkeit für M&A-Beratungen und Finanzinvestoren kann ich sagen, dass ein Übernahmeangebot ohne die vorherige Information des Managements sehr ungewöhnlich ist.

Andersrum formuliert: Ein Unternehmen gegen den Willen des Managements zu übernehmen, ist in der Praxis keine leichte Aufgabe. Insofern erscheint mir das Vorgehen von Halozyme etwas gewagt.

Hinzu kommt, dass Halozyme als strategischer Käufer möglicherweise einen leichten Nachteil hat. Sofern das Management rund um den neuen CEO Christian Wojczweski keine Lust hat, unter der Führung eines US-Unternehmens mit Sitz in Kalifornien zu arbeiten, könnte es versuchen, dem neuen Käufer jeden nur möglichen Stein bei der Übernahme in den Weg zu legen.

Interessant wird natürlich auch die Reaktion von Triton zu beobachten sein. Sollte der Finanzinvestor Interesse an einer Übernahme von Evotec haben, müsste er in den kommenden Tagen auf das Angebot von Halozyme reagieren. Vielleicht ist Triton als Finanzinvestor, der der Unternehmensführung von Evotec mehr Freiheiten lassen könnte, in einem möglichen Bieterkampf leicht im Vorteil.

Viele Unbekannte und Möglichkeiten

Evotec ist und bleibt weiterhin ein hochspekulativer Wert. Es gibt nach wie vor viel zu viele Unbekannte und Möglichkeiten. Ich könnte mir gut vorstellen, dass Evotec das Übernahmeangebot von Halozyme als zu niedrig zurückweist. Möglicherweise ist dieser Grund auch nur vorgeschoben, weil Management und Aufsichtsrat lieber ein eigenständiges Unternehmen weiterführen.

Ebenso gut könnte ich mir vorstellen, dass auch Triton in den kommenden Tagen mit einem Gegenangebot auf Halozyme reagiert. Wie hoch dieses auffallen könnte, ist kaum abzuschätzen. Es hängt von den Bewertungsmodellen des Finanzinvestors ab.

Für spekulativ eingestellte Trader, die Gewinne durch einen potenziellen Bieterkampf generieren wollen, ist die Evotec-Aktie derzeit ein gefundenes Fressen. Anderen Anlegern rate ich gegenwärtig davon ab, in die Aktie zu investieren. Die Kursschwankungen werden in den kommenden Tagen weiterhin sehr hoch bleiben.

Sollte Triton ein Angebot über 11 € je Aktie vorlegen, wird der Aktienkurs nachziehen. Sollte jedoch Triton nicht reagieren und das Evotec-Management das Angebot von Halozyme zurückweisen, erwartet ich einen stärkeren Rücksetzer der Evotec-Aktie.

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