Evotec und Übernahme: War alles nur Fake?
Zu Kursen um 5,20 € setzte ich im Oktober auf ein „großes Comeback“ der Evotec-Aktie (WKN: 566480), bevor diese eine Performance von rund 100% innerhalb weniger Wochen in die Depots zimmerte. Doch das durchaus merkwürdig erscheinende Übernahmeangebot des US-Biotechunternehmens Halozyme wirft neue Fragen auf.
Zu 11 € je Aktie wollte Halozyme den deutschen Wirkstoffforscher übernehmen. Ungewöhnlich: Statt sich zunächst an das Zielunternehmen zu wenden und die Bereitschaft für Übernahmegespräche auszuloten, erfolgte zuerst eine Mitteilung an den Kapitalmarkt. Zwar ist Halozyme aufgrund hoher Lizenzeinnahmen derzeit hochprofitabel, verfügte aber zuletzt auch „nur“ über 666 Millionen US$ an Liquidität.
Laut Halozyme wäre keine Kapitalerhöhung für die Transaktion erforderlich gewesen, weshalb die 2 Milliarden € schwere Übernahme zu einem Großteil über eine Fremdfinanzierung hätte erfolgen müssen. Tatsächlich stehen bei den Amerikanern bereits jetzt mehr als 1,5 Milliarden US$ an Finanzverbindlichkeiten in der Bilanz, das Eigenkapital betrug zum Ende des letzten Quartals gerade mal knapp 453 Millionen US$ und liegt damit sogar niedriger als das von Evotec.
Welche Rolle spielen Ex-Chef Lanthaler und Finanzinvestor Triton?
Aus meiner Sicht war klar abzusehen, dass Evotec nicht in Jubelstürme ausbrechen und das Angebot keinesfalls ernsthaft in Erwägung ziehen würde. Schließlich erfolgte einige Tage später auch die offizielle Zurückweisung ohne weitere Gespräche, woraufhin Halozyme seinerseits einen Rückzieher machte.
Interessant: Evotecs Ex-CEO Dr. Werner Lanthaler, der sich zu Beginn des Jahres überraschend zurückzog und sich Vorwürfen des Insiderhandels ausgesetzt sieht, war bis letztes Jahr im Aufsichtsrat des belgischen Pharmariesens argenx vertreten, einem seit Jahren engen Partner Halozymes. Klar ist: Evotecs Aktienkurs schoss mit dem Angebot Halozymes in die Höhe und Lanthaler dürfte nach wie vor ein großes Paket an Anteilen besitzen...
Die genaue Rolle des Finanzinvestors Triton, der kurz vor Halozymes Übernahmeangebot einen Anteil von fast 10% an Evotec erwarb, bleibt ebenfalls fraglich. Denkbar ist, dass dieser an der Seite Halozymes als Fürsprecher eines Deals hätte zum Einsatz kommen sollen. Mit der Entscheidung des Evotec-Managements, nicht mal in Verhandlungen zu treten, wurde vermutlich nicht gerechnet.
„Evotec ist bereit für Wachstum“
Vor dem Scheitern der Übernahme legte Halozyme-Chefin Helen Torley gegenüber Bloomberg TV noch Gründe für einen Zusammenschluss dar. Dabei kamen Aussagen zustande, die Evotec-Aktionäre aufhorchen lassen dürften. So habe Halozyme viele Gespräche mit Kunden hinsichtlich Evotecs Technologieplattformen geführt und sei zu der Erkenntnis gekommen, dass der Gegenwind „definitiv vorüber“ und Evotec „bereit für Wachstum“ sei.
Das sind Aussagen, die ich bereits in den letzten Wochen immer wieder ähnlich getroffen habe, weshalb ich die Evotec-Akie in hoher Stückzahl zu Schnäppchenpreisen erwarb. Auch das Übernahmeszenario hatte ich zeitnah in Aussicht gestellt und entsprechende Chancen für den Kurs skizziert.
Aktuell handelt die Evotec-Aktie mit circa 9,10 € fast 20% unter dem zurückgewiesenen Angebot Halozymes. Das Management wird nun liefern müssen, um seinen Aktionäre die sture Haltung gegenüber dem Interessenten zu erklären. Ich halte das Downside-Risiko derzeit für begrenzt, glaube aber ohne starke neue Impulse im Zuge neuer Offerten oder hoher Einnahmen aus bestehenden oder neuen Partnerschaften zunächst nicht an eine weitere Kursrallye.
Meine Dezember-Wette
Während ich auf kurz oder lang eine Übernahme Evotecs für wahrscheinlich halte, sehe ich kurzfristig deutlich höhere Kurschancen bei meinem Biotech-Favoriten Assembly Biosciences (WKN: A402CB).
Hier setze ich für die verbleibenden Wochen des Jahres auf weitere durchschlagende Erfolge. Das derzeit 16,83 US$ teure Nasdaq-Papier ist für Börsen-Koryphäe „Hai“ aus der sharedeals.de-Community (13.105,55% Depotwertzuwachs und 18,6 Millionen € Aktiengewinne in 7 Jahren) derzeit die weltweit attraktivste Wette auf dem Aktienmarkt. Gleich mehrere wegweisende News und ein Kurspotenzial von mehreren 100% im Falle einer Übernahme werden noch bis Jahresende erwartet.
Die aktuelle Situation bei Assembly habe ich in meinem gestrigen Artikel noch einmal beleuchtet. Interessierte Anleger sollten ihre Kauforders insbesondere im deutschen Handel streng begrenzen und keinesfalls deutliche Aufpreise gegenüber dem amerikanischen Referenzkurs zahlen.
Interessenkonflikt: Der Autor hält Aktien des hier besprochenen Unternehmens Assembly Biosciences in signifikantem Umfang (über 10% des ausstehenden Kapitals). Somit besteht konkret und eindeutig ein Interessenkonflikt. Der Autor beabsichtigt, die Aktien – je nach Marktsituation auch kurzfristig – zu veräußern und könnte dabei von erhöhter Handelsliquidität profitieren.