Volkswagen-Aktie: Es kommt immer dicker
Die Volkswagen-Aktie durchbrach am Freitag kurz die Kursmarke von 80 € nach unten und fiel damit auf ihren tiefsten Stand seit 14 Jahren. Gibt es denn schon wieder Hiobsbotschaften aus Wolfsburg und wie sollten sich Anleger nun verhalten?
Zollbetrug in Indien?
Als hätte VW nicht schon genug Probleme in Deutschland, droht nun auch noch Ärger im Ausland, konkret in Indien. Der Konzerntochter Skoda Auto Volkswagen India wird Steuerhinterziehung in großem Stil vorgeworfen. Der Hintergrund der Geschichte:
Im Zeitraum von 2012 bis 2022 soll Volkswagen Fahrzeuge als Bausatz nach Indien geliefert, diese aber fälschlicherweise als Einzelteile deklariert haben – so die Einschätzung der indischen Zollbehörde. Damit habe sich der VW-Konzern einen günstigeren Importzollsatz von 5 bis 15% gesichert, anstatt regulär 30 bis 35% zu zahlen.
Der indische Zoll wirft VW vor, statt der geschuldeten 2,35 Milliarden US$ an Importabgaben lediglich knapp 1 Milliarde US$ entrichtet zu haben. Macht nach Adam Riese eine Nachzahlung in Höhe von ca. 1,4 Milliarden US$.
Doch damit nicht genug. Sollte die indische Justiz diesen Verdacht bestätigen, könnten die Behörden die Strafzahlung verdoppeln. Für VW würde das folglich eine Nachzahlung von 2,8 Milliarden US$ bedeuten. Auch für die Wolfsburger ist das kein Betrag, den sie mal eben aus der Portokasse bezahlen.
Volkswagen weist die Vorwürfe übrigens zurück und erklärte in einem Statement, dass sich der Konzern an alle lokalen und internationalen Gesetze halte. Der Konzern arbeite eng mit den indischen Behörden bei der Aufklärung der Angelegenheit zusammen, so VW.
Kein Ende des Tarifkonflikts
Und auch aus Deutschland gibt es keine guten Nachrichten im Tarifkonflikt zwischen dem VW-Konzern und den Arbeitnehmervertreter. Das Volkswagen-Management wies den Vorschlag der Gewerkschaften, zukünftige Lohnerhöhungen für eine Art Fonds zur Arbeitszeitverkürzung zu verwenden, als nicht nachhaltig zurück.
Nach einer detaillierten Analyse des Konzepts kam das Management zum Schluss, dass das von den Gewerkschaften dargestellte Einsparpotenzial von 1,5 Milliarden € nicht feststellbar ist. Trotzdem will die Konzernführung weiterhin mit den Arbeitnehmervertretern im Gespräch bleiben. Die nächste Tarifverhandlungsrunde findet am 9. Dezember statt.
Und kein Boden in Sicht
Das Chartbild der Volkswagen-Aktie ist verheerend. Auch die Kursmarke von 80 € scheint keinen Support für den DAX-Titel darzustellen. Der seit Ende Mai bestehende Abwärtstrend ist nach wie vor voll intakt.
Streiks stehen bevor
Bei Volkswagen brennt es derzeit an allen Ecken und Enden. Ich kann mir selbst mit viel Fantasie nicht vorstellen, wie man im Tarifkonflikt in Deutschland zu einem Kompromiss kommen will. Viel zu weit liegen die Vorstellungen des Managements und der Gewerkschaften auseinander.
Die IG Metall wird kaum bereit sein, mehr als das vorgelegte Konzept anzubieten. Für das VW-Management ist dies jedoch völlig unzureichend.
Die Zeichen stehen demnach auf Sturm. Ich gehe davon aus, dass bald der erste große Arbeitskampf in Wolfsburg und an anderen VW-Standorten beginnen wird.
Die Schwierigkeiten in Indien sind da nur ein weiterer Klotz am Bein des größten deutschen Autoherstellers. Anleger sollten die Volkswagen-Aktie deshalb weiterhin meiden. In den kommenden Wochen und Monaten drohen noch viele weitere schlechte Nachrichten, die den Aktienkurs tiefer in den Keller ziehen werden.
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ℹ️ Volkswagen in Kürze
- Die Volkswagen AG (WKN: 766403) mit Sitz in Wolfsburg ist der nach Umsatz größte und nach Absatz zweitgrößte Fahrzeughersteller der Welt. Zusätzlich zur Kernmarke Volkswagen ist die VW AG auch Muttergesellschaft zahlreicher weiterer Autohersteller, darunter Audi, Lamborghini, Porsche, Seat und Skoda.
- Neben dem Pkw-Bereich gehört auch der Geschäftsbereich Nutzfahrzeuge mit den Unternehmen MAN und Scania zum VW-Konzern. Zudem bietet der Konzern zahlreiche Finanzdienstleistungen an, darunter Finanzierungen und Versicherungen.
- Volkswagen ist Mitglied im deutschen Leitindex DAX und im europäischen Leitindex EuroStoxx 50 und aktuell ca. 44,2 Milliarden € wert.
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