BayWa-Aktie: Erster Hoffnungsschimmer?

Mitte November crashte die BayWa-Aktie auf ein neues 20-Jahrestief. Doch in den beiden letzten Wochen hat sich der Kurs des bayerischen Mischkonzerns um ca. 13% erholt. Gibt es einen ersten Hoffnungsschimmer, dass das Schlimmste bei der BayWa endlich vorbei ist?

Die Sanierung kommt in Gang

Den gibt es in der Tat. Nach dem zweiten Entwurf des im Juli beauftragten Sanierungsgutachtens ist der Konzern sanierungsfähig. Alle vier Geschäftsbereiche der BayWa (Agrar, Baustoffe, Energie und Technik) können laut dem Gutachten fortgeführt werden. Allerdings muss sich der Mischkonzern gesundschrumpfen.

Das bedeutet einerseits, dass sich die BayWa von wesentlichen, vor allem ausländischen Beteiligungen trennen muss. Andererseits fordert das Gutachten eine organisatorische Verschlankung des Konzerns.

Gemeinsam mit der operativen Sanierung muss die BayWa auch ihre Finanzen auf neue Beine stellen. In den ersten neun Monaten des Jahres häuften die Bayern einen Nettoverlust von über 640 Millionen € an. Der gesamte Schuldenberg beläuft sich auf über 5,5 Milliarden €.

Deshalb muss sich der Konzern neues Kapital an der Börse durch die Ausgabe neuer Aktien beschaffen. Der Vorteil der BayWa ist, dass sie mit der Bayerischen Raiffeisen-Beteiligungs-AG (33,8% Anteil) und der Raiffeisen Agrar Investment AG (28,3% Anteil) zwei genossenschaftliche Großaktionäre hat, die bei den Kapitalmaßnahmen mit hoher Wahrscheinlichkeit mitziehen werden. Nur 37,9% der BayWa-Aktien befinden sich im Streubesitz.

Bis Ende 2027 will der Konzern seine Finanzen langfristig neu geordnet haben. Die Rekapitalisierung soll jedoch bereits Anfang des zweiten Quartals 2025 stattfinden. Bis dahin dürfte auch der endgültige Restrukturierungsbericht vorliegen.

Den Boden gefunden?

Charttechnisch sieht es so aus, als hätte die BayWa-Aktie bei 8,30 € ihren Boden gefunden. Für einen nachhaltigen Aufschwung sollte das Papier allerdings den Widerstand bei 11 € knacken können.

Für Anleger mit Risikoappetit

Derzeit deutet sehr viel auf eine erfolgreiche Rettung der BayWa hin. Wie ich bereits in einer meiner letzten Analysen geschrieben habe, wäre ein Scheitern des Agrar- und Mischkonzerns vor dem Hintergrund seiner Bedeutung fast unvorstellbar. Die BayWa ist in Süd- und Ostdeutschland der größte Agrarhändler und demnach ein systemkritisches Unternehmen.

Das wissen auch die Konsortialbanken des Konzerns. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie ihre Möglichkeiten zur Unternehmensfinanzierung bei der BayWa bis aufs Äußerste ausreizen werden.

Ein leichter Spaziergang wird die Sanierung des Mischkonzerns trotzdem nicht. Wie schnell und wie erfolgreich Beteiligungen verkauft und damit zu Geld gemacht werden können, ist unklar. Auch die operative Sanierung der BayWa wird meiner Meinung nach kein leichtes Unterfangen. Der Abbau von Personal ist bei solch einem „politischen“ Konzern nie einfach.

Anleger mit einem hohen Risikoappetit können meiner Ansicht nach einen Einstieg in die BayWa-Aktie wagen. Sie sollten aber eine ordentliche Portion Geduld mitbringen. Von heute auf morgen wird sich das Blatt hier nicht wenden.

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