ThyssenKrupp-Aktie: Hilft die Politik oder stört sie?
Die Probleme der ThyssenKrupp-Aktie sind bekannt. Nun kommt die Politik ins Spiel. Was bedeutet das für die weitere Kursentwicklung?
Stellenabbau geplant
Um die Stahlsparte zukunftsfähig zu machen, ist ein massiver Stellenabbau von den insgesamt 27.000 Stellen vorgesehen. 5.000 Stellen sollen in Verwaltung und Produktion wegfallen. Weitere 6.000 Stellen sollen ausgelagert werden, diese Leistungen werden dann von unternehmensfremden Dienstleistern erbracht.
Dies ist insgesamt ein richtiger Schritt, allerdings enthält er viel politischen und gesellschaftlichen Sprengstoff.
Betriebsrat und Gewerkschaft planen Proteste
Aus Sicht der Interessenvertreter der Arbeitnehmer, Betriebsrat und Gewerkschaft, sind deren Aktionen verständlich. Insgesamt müssen sie jedoch anerkennen, dass das bisherige Geschäftsmodell zukünftig nicht mehr funktioniert und Maßnahmen ergriffen werden müssen. Ziel dabei ist, das Stahlunternehmen resilienter und wettbewerbsfähig zu machen.
Billigimporte aus China und anderen Regionen sind deutlich wettbewerbsfähiger. Die deutschen Stahlunternehmen befinden sich im Transformationsprozess hin zum grünen Stahl. Hierbei wird viel Energie benötigt und die Strompreise sind hierzulande deutlich höher als anderswo.
Politik schaltet sich ein
Die Stahlindustrie wurde immer als ein wichtiger Bestandteil der deutschen Industrie betrachtet, insbesondere in Nordrhein-Westfalen und dem Saarland. Bei jeder Krise mischte sich der Staat ein, so ist es auch diesmal.
Die nordrhein-westfälische Wirtschaftsministerin Mona Neubaur drängt auf den Erhalt der Industriearbeitsplätze und verweist auf die Sicherung der Wertschöpfungskette. Mit jedem Arbeitsplatz seien nachgelagerte Leistungen verbunden.
Auch der Bundeskanzler Olaf Scholz schaltete sich ein und verwies auf das Interesse Deutschlands an einer inländischen Stahlindustrie.
Bundeskanzler Scholz begründet dies so:
Die Stahlproduktion hat eine geostrategische Bedeutung für das Land. Seit der Zeitenwende haben wir gelernt, dass Unternehmen der Rüstungsindustrie zu oft von Zulieferern aus Ländern abhängig sind, bei denen wir uns nicht immer sicher sein können, ob wir zu jedem Zeitpunkt das Material bekommen, was wir brauchen.
Die Ansätze sind richtig, Deutschland braucht eine funktionierende Stahlindustrie, auch die Transformation hin zum grünen Stahl ist richtig. Was wir jedoch nicht brauchen, ist ein subventionierter Stahl, der anderswo deutlich billiger produziert wird. Diese Wirtschaftspolitik ist nicht zu gewinnen.
Eine politische Einmischung bezüglich zum Erhalt unrentabler Industrien hilft letztlich niemandem. Durch weitere Subventionen wird das Problem von ThyssenKrupp nur in die Zukunft verlagert.
Was bedeutet das für die ThyssenKrupp-Aktie?
Am Montag steht die Aktie aktuell bei 3,87 €. Seit dem Tief im September mit rund 2,80 € verbesserte sich der Kurs um rund +39%. Der Kurssprung beruht größtenteils auf der angekündigten Restrukturierung der Stahlsparte. Hierzu gehört auch ein Stellenabbau.
So verständlich die Einmischung der Politik ist, so wenig hilft sie meiner Meinung nach. In der jetzigen Situation wird der ThyssenKrupp-Konzern immer schwächer. Dies bedeutet, dass auch die Aktie darunter leidet. Der Konzern ist kein Staatsunternehmen, sondern letztendlich seinen Aktionären verpflichtet. Um dies sicherzustellen, müssen sich Unternehmen den Gegebenheiten anpassen oder sie gehen unter. Da hilft auch keine politische Intervention.
Die Aktie kann sich nur dann erholen, wenn der Konzern die Restrukturierung gezielt anpackt und in zukunftsträchtige Geschäftsfelder investiert.
Mein Fazit: Ich verstehe die politische Einmischung, der Staat sollte jedoch vielmehr innovative Technologien fördern und weniger die nicht mehr wettbewerbsfähige Massenstahlherstellung subventionieren.
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ℹ️ Thyssenkrupp in Kürze
- Thyssenkrupp mit Hauptsitz in Essen ist ein diversifizierter Industrie- und Technologiekonzern mit Schwerpunkt in der Stahlherstellung.
- Der Konzern ging 1999 aus der Fusion der beiden Traditionsunternehmen Friedrich Krupp AG und Thyssen AG hervor.
- Thyssenkrupp ist im Nebenwerteindex MDAX notiert und ist aktuell 2,38 Milliarden € wert.
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