Novo Nordisk-Aktie: 77 € oder 137 €?

Die Novo Nordisk-Aktie musste in den letzten Monaten mächtig Federn an der Börse lassen. Von Ende Juni bis Mitte November sackte der Kurs des ansonsten so erfolgsverwöhnten dänischen Pharmakonzerns um über -30% ab. Doch in den letzten beiden Wochen hat sich der Wind wieder gedreht. Sollten Anleger jetzt auf den Zug aufspringen?

Expertenmeinungen gehen auseinander

Die Meinungen der Analysten gehen in dieser Frage extrem weit auseinander. Das Bärenlager wird derzeit von der britischen Investmentbank Jefferies angeführt. Die Investmentbanker sehen die Novo Nordisk-Aktie in Zukunft als Underperformer mit einem Zielkurs von 575 dänischen Kronen (ca. 77,10 €). Damit prognostiziert Jefferies ein sattes Downside von -25% für die Aktie des dänischen Pharmakonzerns.

Grund für den Pessimismus der britischen Banker ist deren Ansicht, dass die Markterwartungen in Bezug auf das Umsatzpotenzial des neuen Wirkstoffs CagriSema viel zu hoch seien (mehr dazu im folgenden Abschnitt). Zudem glauben die Jefferies-Experten an eine Zunahme des Preisdrucks bei Abnehmspritzen in den USA. Das dürfte die Margen von Novo Nordisks Medikament Wegovy unter Druck setzen.

Völlig konträr dazu ist die Sichtweite der US-Investmentbanker von Goldman Sachs. Als Anführer der Bullen raten sie Anlegern zum Kauf der Novo Nordisk-Aktie und glauben an ein Kursziel von 1.025 dänischen Kronen (ca. 137,40 €). Das entspricht einem Upside von über 3+0%.

Die bullische Sichtweise der Goldman Sachs-Analysten gründet sich auf der Einschätzung, dass Novo Nordisk mit seinen Wirkstoffen Wegovy und CagriSema einen Wettbewerbsvorsprung vor anderen Pharma- und Biotech-Konzernen habe.

Ein entscheidender Wirkstoff

Die weitere Kursentwicklung der Novo Nordisk-Aktie wird maßgeblich von den Studienergebnissen zu einem neuen Wirkstoff namens CagriSema bestimmt werden. Wie der Name bereits zum Ausdruck bringt, handelt es sich dabei um eine Kombination der Wirkstoffe Semaglutide (Wegovy) und Cagrilintide, einem Amylin-Analogon. Amylin ist ein in der Bauchspeicheldrüse produziertes Peptidhormon, das den Blutzuckerspiegel reguliert und für ein verstärktes Sättigungsgefühl sorgt.

Bis zum Jahresende will Novo Nordisk erfolgskritische Phase-3-Studiendaten zu CagriSema vorlegen. Sollten diese positiv ausfallen, könnten die Dänen den nächsten Blockbuster gegen Fettleibigkeit in ihrem Portfolio haben.

Die Trendwende ist gelungen

Mitte November war die Novo Nordisk-Aktie auf ein neues 9-Monatstief bei 94 € abgesackt. Seitdem scheint dem Pharmatitel die Trendwende gelungen zu sein. Inzwischen hat sich die Aktie um gut 10% von ihrem Mehrmonatstief entfernt. Der nächste Widerstand wartet bei 100 €.

Hier kann man wenig falsch machen

Wie in meiner letzten Analyse von Mitte November glaube ich auch weiterhin, dass Anleger mit einem Investment in die Novo Nordisk-Aktie langfristig nur wenig falsch machen können. Gemeinsam mit dem US-Pharmakonzern Eli Lilly haben die Dänen in meinen Augen einen klaren technologischen Wettbewerbsvorsprung gegenüber anderen Pharma- und Biotech-Playern im Bereich der Therapie von Fettleibigkeit. Gute Studiendaten zu CagriSema dürften den Kurs der Novo Nordisk-Aktie noch vor dem Jahresende in die Höhe katapultieren.

Selbst wenn die CagriSema-Ergebnisse nur suboptimal ausfallen sollten, sehe ich keinen Grund für Pessimismus. Der globale Adipositas-Markt ist gewaltig groß. Weltweit leiden über eine Milliarde Menschen an Fettleibigkeit mit zum Teil gravierenden gesundheitlichen Folgewirkungen.

Dieser Markt ist so groß und so dynamisch, dass Novo Nordisk auch unter einem in Zukunft unvermeidlich stärkeren Wettbewerb noch stark wachsen wird. Ich glaube auch nicht, dass die Margen von Adipositas-Medikamenten in den kommenden Jahren massiv unter Druck geraten werden. Newcomer auf dem Markt werden ebenfalls zusehen, Gewinne über höhere Preise zu machen.

Wer auf der Suche nach anderen vielversprechenden Biotech-Werten ist, sollte einen Blick in unseren neuen Evotec-Report werfen. Darin beleuchten wir die Chancen und Risiken dieses volatilen SDAX-Titels.