China hat sich in nur vier Jahrzehnten vom armen Agrarstaat zur zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt entwickelt. Einst für günstige, aber qualitativ minderwertige Produkte bekannt, nimmt das Land heute in vielen Branchen eine technologische Führungsrolle ein. Doch wie kannst Du als Privatanleger von diesem Wirtschaftswunder profitieren? Welche Branchen sind besonders vielversprechend? Und was macht den chinesischen Aktienmarkt so einzigartig? In diesem Ratgeber erfährst Du alles Wissenswerte über China-Aktien und wie Du Dein Kapital im Reich der Mitte gewinnbringend anlegen kannst.
☝️ Das Wichtigste in aller Kürze
- China ist die zweigrößte Volkswirtschaft der Welt und das Land mit der weltweit zweithöchsten Einwohnerzahl.
- Die drei großen chinesischen Börsen in Shenzhen, Shanghai und Hongkong zählen zu den wichtigsten Handelsplätzen der Welt.
- Die Bedeutung der chinesischen Aktienmärkte gemessen am Verhältnis der Marktkapitalisierung zur Wirtschaftsleistung ist vergleichsweise gering.
- Nur zehn chinesische Konzerne sind in der Rangliste der 100 wertvollsten Unternehmen der Welt vertreten.
- Für Anleger aus dem Ausland gibt es verschiedene Möglichkeiten in China Aktien zu investieren.
- Neben Einzelaktien können ausländische Anleger ihr Geld auch in ETFs und Investmentfonds investieren.
China ist nach den USA die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt und nach Indien das bevölkerungsreichste Land der Erde. Mit einem jährlichen Wirtschaftswachstum von rund 5% zählt die Volksrepublik immer noch zu den dynamischsten aller großen Volkswirtschaften weltweit. Das Wachstum wird vor allem von Investitionen und steigendem Konsum getragen. Für 2025 erwarten Analysten aber nur moderates Wachstum.
Waren aus chinesischer Produktion sind seit vielen Jahren in aller Welt allgegenwärtig. Und die Art dieser Waren verrät viel über die wirtschaftliche Entwicklung der Volksrepublik. Während anfangs vor allem Bekleidung, Spielwaren, Elektronikartikel und günstige Industrieprodukte aus China importiert wurden, sind es heute Elektroautos, Hochleistungsbatterien und Solarmodule.
Doch die chinesische Volkswirtschaft hat nicht nur Licht-, sondern auch Schattenseiten. Viele Unternehmen sind hochverschuldet. Seit Jahren hat eine gewaltige Immobilienkrise das Land fest im Griff. Trotz verschiedener Stützungsmaßnahmen (die Konditionen für Immobilienkredite etwa wurden in einigen Regionen Chinas gelockert) bleibt der chinesische Immobilienmarkt das Sorgenkind der Wirtschaft. Experten sehen darin weiterhin ein Risiko für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung.
Hinzu kommt: Die Bevölkerung überaltert zunehmend, während gleichzeitig die Einwohnerzahl sinkt. Und zu allem Überfluss ist der Einfluss der Politik auf das nationale Wirtschaftsgeschehen immer noch überwältigend groß.
Um die Wirtschaft zu stützen, hat die chinesische Regierung eine Reihe von Konjunkturmaßnahmen angekündigt. Diese zielen insbesondere auf die Förderung des Konsums und der Investitionen ab. Die Wirksamkeit bleibt noch abzuwarten.
Wenn du in China Aktien investieren willst, solltest du diese Licht- und Schattenseiten gut kennen und gegeneinander abwägen. In diesem Ratgeber findest du alle wichtigen Informationen rund um ein Investment in chinesische Aktien.
Wie groß ist die internationale Bedeutung chinesischer Börsen?
Chinesische Börsen spielen inzwischen im Ranking der weltgrößten Handelsplätze ganz oben mit. Mit der Shenzhen Stock Exchange, der Shanghai Stock Exchange (die beiden Festlandbörsen) und der Hong Kong Exchange and Clearing sind gleich drei Börsen aus China in den Top 10 der größten Börsen der Welt vertreten.
Nur die US-amerikanischen Börsengiganten Nasdaq und und New York Stock Exchange wiesen im vergangenen Jahr ein noch höheres Handelsvolumen auf als die Shenzhen Stock Exchange als größte chinesische Börse. Der Hang Seng Index der Börse in Hongkong zählt übrigens zu den wichtigsten Aktienindizes der Welt. Die chinesische Zentralbank, PBoC (People's Bank of China), hat immer wieder Maßnahmen ergriffen, um die Liquidität im Finanzsystem zu erhöhen. Die Äußerungen von Pan Gongsheng, dem Gouverneur der chinesischen Zentralbank, werden von Marktteilnehmern genau analysiert.
Wie bedeutend ist der chinesische Aktienmarkt?
Ein weiterer Indikator für die Bedeutung eines Landes auf den internationalen Finanzmärkten ist die Zahl und das Gewicht der heimischen börsennotierten Unternehmen. Diese Bedeutung lässt sich als Verhältnis der Marktkapitalisierung zum Bruttoinlandsprodukt eines Landes beschreiben.
Diese Verhältniszahl bringt zum Ausdruck, wie groß der Börsenwert aller in einem Land börsennotierten Unternehmen in Relation zu seiner Wirtschaftsleistung ist. Länder mit einem hohen Wert besitzen in der Regel sehr bedeutende Börsen, an denen nicht nur viele, sondern auch wertvolle Unternehmen gelistet sind.
Bei China betrug dieser Wert im Jahr 2023 ca. 61%. Das ist ein deutlicher Rückgang gegenüber den Jahren 2020 und 2021 als das Verhältnis Marktkapitalisierung zu BIP fast bei 80% lag. Grund für diesen Einbruch ist die Tatsache, dass China Aktien nach einer steilen Rally Anfang des Jahrzehnts 2022 und 2023 stark an Wert verloren haben. Auf die Gründe für den allgemeinen Kursrückgang wird noch in einem gesonderten Abschnitt eingegangen.
Im dritten Quartal 2024 haben die Kurse jedoch wieder deutlich zugenommen. Besonders ausländische Investoren zeigen eine erhöhte Aktivität bei Käufen chinesischer Aktien. An den chinesischen Aktienmärkten herrscht seitdem wieder eine optimistische Stimmung. Experten richteten ihren Blick daraufhin verstärkt auf kleine und mittelgroße Unternehmen, die bei der allgemeinen Erholung noch nachziehen könnten.
Im Vergleich zu anderen wichtigen Ländern deutet die Verhältniszahl auf eine relativ geringe Bedeutung chinesischer Aktien hin. Die USA und Japan kommen mit 157% und 146% auf erheblich höhere Werte. Auch Frankreich (128%), Indien (123%) und Großbritannien (70%) haben im Verhältnis zu ihrer Wirtschaftsleistung erheblich höhere Marktkapitalisierungen. Deutschland liegt mit einem Wert von 47% allerdings hinter der Volksrepublik.
Das niedrige chinesische Verhältniswert zwischen Marktkapitalisierung und Wirtschaftsleistung lässt sich auf eine einfache Erklärung zurückführen: Die Volksrepublik hat im Vergleich zu anderen Ländern sehr wenige wertvolle börsennotierte Unternehmen. Mit Tencent, ICBC, Kweichow Moutai, der Agricultural Bank of China, Alibaba, China Mobile, PetroChina, der China Construction Bank, der Bank of China, CATL und Pinduoduo schaffen es aktuell (Stand Mitte November 2024) nur elf China Aktien in das Ranking der wertvollsten 100 Unternehmen der Welt. Für die global zweigrößte Volkswirtschaft ist das ein relativ schwacher Wert. Unter den 20 wertvollsten Konzernen weltweit findet sich mit Tencent lediglich eine einzige Aktie aus dem Reich der Mitte.
Wer kann in China Aktien investieren?
Anleger aus Deutschland sind bis nicht selten unschlüssig, wie und in welche chinesischen Aktien sie investieren können. Kein Wunder bei dem Wirrwarr an unterschiedlichen Aktientypen und Börsen.
Der einfachste Weg für Ausländer, in Aktien aus der Volksrepublik zu investieren, ist über die Börse in Hongkong. Die dort gelistete sogenannten „H-Aktien“ können auch von ausländischen Investoren problemlos gekauft werden. Derzeit gibt es über 330 H-Aktien, in die du über die Hongkonger Börse investieren kannst.
In die sogenannten „Festlandaktien“ (auch „A-Aktien“ genannt), die an den Börsen Shenzhen und Shanghai gehandelt werden, kannst du als ausländischer Privatinvestor hingegen nicht direkt investieren. Sie sind ausschließlich chinesischen Staatsbürgern und ausgewählten institutionellen Anlegern vorbehalten. Einige Festlandaktien haben aber eine Zweitnotierung als H-Aktie an der Börse Hongkong.
Als weitere Gruppe chinesischer Aktien gibt es noch die sogenannten „Red Chips“. Dabei handelt es sich um die Aktien von großen Staatskonzernen, an denen die Volksrepublik einen Anteil von mindestens 30% hält. Ein Großteil dieser Red Chip-Konzerne hat seinen Sitz in Hongkong und kann über die Börse Hongkong gehandelt werden.
Und nicht zuletzt gibt es noch China Aktien, die an einer US-amerikanischen Börse notiert sind. Dieses Listing an US-Börsen funktioniert über ausgegliederte Holding-Gesellschaften und hat für die Konzerne den großen Vorteil, dass sie bei Anlegern aus den USA und aller Welt eine wesentlich größere Sichtbarkeit genießen als chinesische Aktien, die in Hongkong notiert sind. Zu den an US-Börsen gelisteten China Aktien gehören zahlreiche der wertvollsten Konzerne, darunter Alibaba, Baidu und Pinduoduo.
Diese in den USA notierten chinesischen Aktien kannst du als deutscher Anleger über sogenannte „ADRs“ („American Depository Rights“) handeln. ADRs sind von US-Banken herausgegebene Hinterlegungsscheine, für die Originalaktien verwahrt werden.
Ein regulatorisches Risiko bei einem Investment in ADRs von China Aktien sollte dir jedoch bewusst sein. Die Verbindung zwischen den ausgegliederten Holding-Gesellschaften und den operativen Gesellschaften in der Volksrepublik ist nur über Verträge garantiert. Diese sind nach geltendem chinesischen Recht grundsätzlich illegal. Aufgrund der enormen Bedeutung der Börsennotierung chinesischer Unternehmen in den USA wird diese Praxis allerdings von den chinesischen Aufsichtsbehörden bis heute toleriert
Welche sonstigen Möglichkeiten gibt es für Anleger, in China Aktien zu investieren?
ETFs
Neben einem Investment in chinesische Einzelaktien kannst du als Anleger über Exchanged-traded Funds in den chinesischen Aktienmarkt investieren. ETFs haben gegenüber einem Kauf einzelner chinesischer Aktien eine Reihe von Vorteilen.
Du ersparst dir das mühsame Stock Picking, sprich den Aufwand für die Auswahl von Einzelaktien. Mit einem Investment in einen ETF streust du dein Kapital mit einem Schlag über Dutzende Unternehmen.
Darüber hinaus sind ETFs eine sehr einfache und kostengünstige Möglichkeit, Geld in den chinesischen Aktienmarkt zu investieren. Aufgrund der Bedeutung der Volksrepublik für die Weltwirtschaft ist das Angebot an ETFs auf chinesische Aktien in Deutschland sehr groß. Derzeit stehen dir 24 Exchange-traded Funds zur Auswahl.
Die sieben wichtigsten findest du in der nachfolgenden Tabelle zusammengefasst. Sie alle haben ein aktuelles Fondsvermögen von über 500 Millionen €.
Name | Volumen (Mio. €) | Vergleichsindex |
iShares MSCI China A UCITS ETF | 2.601 | MSCI China A Inclusion Index |
iShares MSCI China UCITS ETF USD (Acc) | 1.479 | MSCI China Index |
Xtrackers CSI 300 Swap UCITS ETF 1C | 1.465 | CSI 300 Index |
Xtrackers MSCI China UCITS ETF 1C | 931 | MSCI China Index |
Franklin FTSE China UCITS ETF | 738 | FTSE China 30/18 Capped Index |
iShares China Large Cap UCITS ETF | 608 | FTSE China 50 Index |
HSBC MSCI China UCITS ETF USD | 575 | MSCI China Index |
Wie du der Tabelle entnehmen kannst, unterscheiden sich die ETFs neben der Fondsgröße in einem wesentlichen Punkt, und zwar dem jeweiligen Vergleichsindex. Die meisten ETFs auf die chinesischen Aktienmärkte bilden den MSCI China Index nach. Er bietet Zugang zu den rund 600 größten und umsatzstärksten chinesischen Unternehmen (A-Shares, H-Shares, B-Shares, Red Chips, P Chips).
Ein weiterer wichtiger Index, der von einigen ETFs nachgebildet wird, ist der MSCI China A. Er bietet Zugang zu den rund 550 größten und umsatzstärksten chinesischen A-Aktien, die an den Börsen von Shanghai und/oder Shenzhen in chinesischen Renminbi gehandelt werden. Dem MSCI China A Index sehr ähnlich ist der CSI 300 Index, der die 300 größten und liquidesten in chinesischen Renminbi notierten und an den Wertpapierbörsen Shanghai und Shenzhen gehandelten Wertpapiere abbildet (A-Aktien). Und auch der FTSE China 50 Index ist ein wichtiger Basisindex für ETFs. Er bietet Zugang zu den 50 größten und liquidesten chinesischen Aktien, die an der Börse in Hongkong notiert sind (H-Shares, Red Chips und P Chips).
Bei der Auswahl eines ETFs solltest du als Anleger deshalb darauf achten, welcher Basisindex dem Fonds zugrunde liegt. Von ihm hängt es schließlich ab, in welche Unternehmen du dein Geld investierst.
Investmentfonds
Genauso großer Beliebtheit wie ETFs erfreuen sich bei Anlegern auch Investmentfonds. Der Vorteil eines Investmentfonds im Gegensatz zu einem ETF besteht darin, dass das Management des Fonds (relativ) frei in der Auswahl der Aktien für den Fonds und nicht an einen bestimmten Basisindex gebunden ist. Das bedeutet, dass du mit einem Investmentfonds eine höhere Rendite als mit einem ETF erzielen kannst. Diese Möglichkeit erkaufst du dir allerdings mit höheren Gebühren für das aktive Management des Fonds.
Derzeit stehen dir in Deutschland 46 Investmentfonds auf chinesische Aktien zur Auswahl. Bei Investmentfonds werden zwei verschiedene Arten unterschieden: Festland Aktienfonds und Greater China Aktienfonds treffen. Währende Erstere ausschließlich in Aktien von Unternehmen aus Festlandchina investieren (A-Aktien), kaufen Letztere auch Aktien von Unternehmen, die an den Börsen in Hongkong und Taiwan notieren. Momentan werden in Deutschland 30 Festland Aktienfonds und 16 Greater China Fonds von allen namhaften internationalen Fondsmanagern angeboten.
Wie wird der chinesische Aktienmarkt wachsen?
Einer der wichtigsten Treiber für die Entwicklung des chinesischen Aktienmarktes ist die Demographie. Obwohl die Volksrepublik immer noch das Land mit der zweitgrößten Bevölkerung der Welt ist, ist die Einwohnerzahl im Gegensatz zum bevölkerungsreichsten Land Indien rückläufig. Die chinesische Bevölkerung erreichte im Jahr 2022 mit 1,425 Milliarden Menschen ihren Zenit.
Seit zwei Jahren ist die Einwohnerzahl Chinas rückläufig und die Bevölkerung des Landes überaltert in rasantem Tempo. Ab 2025 wird sich der Bevölkerungsrückgang des Landes deutlich beschleunigen. Grund ist die jahrzehntelange Ein-Kind-Politik der Kommunistischen Partei. Sie wurde zwar 2015 wesentlich gelockert, was aber nicht zu einem Anstieg der Geburtenrate führte.
Für den chinesischen Aktienmarkt ist das eine schlechte Nachricht, denn eine rückläufige Bevölkerung bedeutet weniger Arbeitskräfte und ein geringeres Wirtschaftswachstum. Darüber hinaus sind China Aktien deutlich stärker auf Investoren aus ihrem Heimatland angewiesen als Aktien in anderen Ländern. Das liegt an zwei Gründen:
Zum einen dürfen ausländische Investoren maximal 30% der A-Aktien eines chinesischen Unternehmens halten. Das stellt eine massive Einschränkung des Kapitalzuflusses aus dem Ausland dar. Obwohl der Anteil ausländischer Investoren an China Aktien in den vergangenen Jahren gestiegen ist, liegt er mit einem Gesamtanteil von unter 5% aller handelbaren Aktien weit unter dem Niveau anderer Länder.
Zum anderen stehen ausländische Anleger seit jeher dem chinesischen Aktienmarkt relativ skeptisch gegenüber. Auch das führt dazu, dass China Aktien sehr stark auf Investitionen von heimischen Anlegern angewiesen sind.
Welche Chancen bietet der chinesische Aktienmarkt?
China hat sich in den letzten Jahrzehnten neben den USA als zweite globale Wirtschaftsmacht etabliert. In vielen Industrien ist die Volksrepublik zu eine Kraftzentrum der internationalen Wirtschaft geworden. Das gilt vor allem für das produzierende Gewerbe. In zahlreichen Branchen, wie beispielsweise der Produktion von Elektroautos, Batteriezellen und Solarmodeulen, ist das Reich der Mitte inzwischen unangefochtener Weltmarktführer.
Als Anleger im chinesischen Aktienmarkt kannst du dir die strategische Wirtschaftspolitik der Regierung in Peking zunutze machen. Bis zum Jahr 2049, in dem das Land den einhundertsten Geburtstag der Volksrepublik feiern wird, will die Volksrepublik zur weltweit führenden Industrienation aufsteigen. Um dieses Ziel zu erreichen, hat der Staat zehn Schlüsselbranchen identifiziert, in denen Unternehmen gezielt gefördert werden. Diese sind: Elektromobilität und Energieeffizienz, Schienenverkehr, Schiffbau und Meerestechnik, Luft- und Raumfahrttechnik, Informations- und Kommunikationstechnologien, Werkzeugmaschinen und Robotertechnologie, Medizingeräte, Elektrizitätsanlagen, Neue Werkstoffe und landwirtschaftliche Maschinen/Materialien.
Ein weiterer Grund für Anleger, in chinesische Aktien zu investieren, ist die Diversifikation deines Portfolios. Der chinesische Aktienmarkt weist eine vergleichsweise geringe Korrelation mit dem MSCI World als Gradmesser der Weltbörsen auf. Das bedeutet, dass du dein Gesamtrisiko auf dem weltweiten Aktienmarkt durch ein Investment in chinesische Aktien gezielt verringern kannst.
Welche Risiken birgt ein Investment in China?
Das größte Risiko eines Investments in chinesische Aktien ist bis heute die starke politische Einmischung der chinesischen Regierung in alle Belange der Wirtschaft und der Börse. Zwar ist das heutige China ein weitgehend kapitalistisches Land mit einer freien Marktwirtschaft, aber die Freiheit des Marktes geht immer nur so weit, wie es der politischen Führung in Peking genehm ist. Das birgt auch für die Aktienkurse chinesischer Unternehmen große Risiken.
Das beste Beispiel für dieses politische Investitionsrisiko war der Sommer 2020, als die Zentralregierung mit harter Hand gegen zahlreiche Internet-Konzerne vorging und diese mit teilweise drakonischen Maßnahmen bestrafte. Die Gründe für dieses Vorgehen waren vielfach vorgeschoben (Ausnutzung von marktbeherrschenden Stellungen, süchtig machende Online-Spiele, etc.). In Wahrheit wurden der Regierung einige der Konzerne zu mächtig, weshalb sich die Regierung genötigt fühlte, ein Exempel zu statuieren.
Auch das Vorgehen des chinesischen Staates in der Corona-Pandemie zeigt, dass die Behörden in Extremsituationen bereit sind, härteste Maßnahmen gegen die eigene Bevölkerung und die Unternehmen des Landes durchzusetzen. Die Einschränkungen von Menschen und Wirtschaft in der Volksrepublik waren in den Jahren 2020 und 2021 beispiellos im Vergleich zu Europa oder den USA.
Ein weiteres geopolitisches Risiko einer Geldanlage in China Aktien ist der schwelende Konflikt mit Taiwan. Für Festlandchina ist die kleine vorgelagerte Insel ein abtrünniger „Staat“, der wieder in die Volksrepublik eingegliedert werden muss. Ob die Führung in Peking bereit ist, dieses Ziel mit militärischer Gewalt zu verwirklichen, kann niemand mit Sicherheit sagen. Derzeit schreckt die Staatsführung zweifellos aufgrund der Unterstützung Taiwans durch die USA vor einem Krieg zurück. Ob die Vereinigten Staaten allerdings in der zweiten Amtszeit von Präsident Trump weiterhin bereit sind, Taiwan gegen die Volksrepublik zu verteidigen, ist umstritten.
Nicht zuletzt stellt auch die zuvor dargestellte demographische Entwicklung Chinas ein Risiko dar. Sie stellt gleich ein doppeltes Problem für das Land dar. Einerseits überaltert die Bevölkerung rapide, was mit einem Verlust von Arbeitskräften und einer Steigerung der Kosten im Gesundheitswesen verbunden ist. Andererseits ist die Geburtenrate seit vielen Jahren so niedrig, dass immer weniger junge Menschen auf den Arbeitsmarkt strömen und die Kosten des Sozialstaates schultern.
Das sind 10 der wichtigsten China Aktien
Die Auswahl der zehn in diesem Beitrag vorgestellten Aktien basiert auf ihrer Marktkapitalisierung. Es handelt sich um diejenigen chinesischen Unternehmen, die einen Platz in der Rangliste der 100 wertvollsten Konzernen der Welt belegen.
Aktie | Marktkap.
in Mrd. US$ (Std: 25.11.24) |
ISIN |
Tencent | 471,6 | KYG875721634 |
ICBC | 276,6 | CNE1000003G1 |
Kweichow Moutai | 259,9 | CNE0000018R8 |
Agricultural Bank of China | 223,9 | CNE100000Q43 |
China Mobile | 200,5 | HK0941009539 |
Alibaba | 198,6 | US01609W1027 |
PetroChina | 194,0 | CNE1000003W8 |
China Construction Bank | 192,5 | CNE1000002H1 |
Bank of China | 181,7 | CNE1000001Z5 |
CATL | 160,5 | CNE100003662 |
Vorstellung der zehn wichtigsten Aktien aus China im Mini-Porträt:
Tencent
Tencent ist einer der größten Technologie- und Internetkonzerne Chinas und das gegenwärtig wertvollste Unternehmen des Landes. Zu den breitgefächerten Geschäftsaktivitäten von Tencent zählen soziale Netzwerke, Sofortnachrichtendienste, Gaming, Online-Medien, Internet-Mehrwertdienste, Online-Handel und Online-Werbung. Bekannt ist der Konzern vor allem für seine Social-Media-Plattform WeChat.
ICBC
Die Industrial and Commercial Bank of China ist die größte Bank der Volksrepublik China. Gemessen an der Bilanzsumme ist sie sogar das größte Kreditinstitut der Welt. Die ICBC besitzt über 16.000 Filialen im In- und Ausland und betreut rund 740 Millionen Privatkunden und ca. 12 Millionen gewerbliche Kunden.
Kweichow Moutai
Kweichow Moutai ist ein chinesischer Branntweinhersteller, der sich auf die Herstellung und den Vertrieb von Maotai-Likör spezialisiert hat. Die Brennerei ist das größte Unternehmen Chinas, das nicht aus der Technologie- oder Finanzbranche stammt, und gleichzeitig der wertvollste Spirituosenkonzern der Welt.
Agricultural Bank of China
Die Agricultural Bank of China ist eine der vier großen Banken Chinas und nach der ICBC die Bank mit der weltweit zweitgrößten Bilanzsumme. Mit rund 23.000 Standorten verfügt die Agricultural Bank of China über das größte Filialnetz aller Banken in der Volksrepublik. Die Bank betreut derzeit rund 460 Millionen Privat- und 11 Millionen Unternehmenskunden.
China Mobile
China Mobile ist nach vielen Maßstäben der größte Telekomkonzern der Welt. Der Mobilfunkkonzern ist mit rund einer Milliarde Kunden das Telekomunternehmen mit den meisten Kunden weltweit. Zugleich ist China Mobile auch der umsatzstärkte und wertvollste Telekomkonzern der Welt.
Alibaba
Die Alibaba Gruppe ist einer der größten E-Commerce-Konzerne Chinas. Das Unternehmen hat sich in den letzten Jahren zu einer riesigen Firmengruppe mit zahlreichen Tochterunternehmen entwickelt. Kerngeschäft von Alibaba sind die Online-Marktplätze Alibaba, AliExpress, Taobao und Tmall. Darüber hinaus bietet der Konzern Cloud-Services, Logistik- und Finanzdienstleistungen an.
PetroChina
PetroChina ist der größte Ölkonzern Chinas und einer der größten Öl- und Gasproduzenten Asiens. Mit über 18.000 Tankstellen betreibt der Konzern zudem eines der dichtesten Tankstellennetze Chinas. Neben der Förderung, der Raffination und dem Vertrieb von Öl- und Gasprodukten ist PetroChina auch im Bereich der erneuerbaren Energien aktiv.
China Construction Bank
Die China Construction Bank ist eine der vier großen Geschäftsbanken Chinas. Gemessen an der Bilanzsumme ist sie nach der ICBC und der Agricultural Bank of China die drittgrößte Bank der Welt. Sie betreibt rund 15.000 Filialen in China und betreut über 750 Millionen Kunden.
Bank of China
Die Bank of China ist die vierte der vier großen chinesischen Geschäftsbanken. Sie betreibt über 10.000 Filialen im In- und Ausland und betreut mehr als 200 Millionen Kunden in China und anderen Ländern.
CATL
CATL (Contemporary Amperex Technology Co. Limited) ist der größte chinesische Hersteller von Lithium-Ionen-Akkumulatoren und der weltweit mit Abstand größte Hersteller von Batterien für Elektroautos. Mit einem Marktanteil von knapp 30% ist CATL der global führende Produzent von Energiespeichern.
Zwei Expertentipps für das Investieren in China Aktien
Auf politische Entwicklungen achten
Wie im Abschnitt zu den Risiken erwähnt, unterliegen chinesische Aktien einer stetigen politischen Beobachtung. Als politische Komponente kommt hinzu, dass sich die Handelsstreitigkeiten zwischen China auf der einen sowie Europa und den USA auf der anderen Seite in jüngster Vergangenheit deutlich zugespitzt haben. Die auf chinesische Autoimporte erhobenen Zölle in den USA und Europa könnten nur der Beginn eines internationalen Handelskrieges zwischen den drei größten Wirtschaftsmächten der Welt sein. Bei einem Kauf von Aktien aus China sollten Anleger deshalb besonders darauf achten, wie anfällig Unternehmen auf Strafzölle wichtiger Auslandsmärkte sind.
Die Diversifikation nicht vergessen
Die Kurzvorstellung der zehn wertvollsten Aktien aus China hat klar gemacht, dass es bei größeren chinesischen Aktien eine gewisse Branchenkonzentration gibt. Vier der zehn wertvollsten chinesischen Konzerne sind Banken. Bei drei weiteren handelt es sich um Internet-/E-Commerce-Konzerne. Das bedeutet, dass Anleger mit einem Investment in die größten China Aktien eine relativ hohe Branchenabhängigkeit eingehst. Wichtige Entwicklungen in diesen Branchen können folglich die Aktienkurse aller Unternehmen positiv oder negativ beeinflussen. Achte vor diesem Hintergrund auf eine ausreichende Branchendiversifikation bei Aktien aus China, um keine unnötigen Risiken einzugehen.
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