Atos-Aktie: Wie gewonnen, so zerronnen
Die Kursentwicklung der Atos-Aktie sah in den letzten Tagen aus wie ein Bergmassiv. Ende November verneunfachte sich der Kurs des französischen IT-Konzerns aus heiterem Himmel. Doch in den letzten fünf Handelstagen haben sich die Kursgewinne von Atos wieder fast vollständig in Luft aufgelöst. Auch am Donnerstagvormittag geht es für die Franzosen um über 10% bergab. Können Anleger hier ein Schnäppchen kaufen oder greifen sie nur in ein fallendes Messer?
Kein Stein bleibt auf dem anderen
Bei Atos bleibt derzeit kein Stein auf dem anderen. Kann er auch nicht, weil den Konzern eine Schuldenlast in Höhe von über 5 Milliarden € drückt. Mehr als 3,5 Milliarden € sind bis Ende 2025 fällig – es ist also höchste Zeit, die Finanzierung neu zu regeln.
Inzwischen hat sich Atos mit seinen Gläubigern darauf geeinigt, Finanzverbindlichkeiten von fast 3 Milliarden € in Eigenkapital umzuwandeln. Zusätzlich fließen dem IT-Konzern ca. 230 Millionen € über eine Kapitalerhöhung zu.
Darüber hinaus muss Atos aber auch Geld über den Verkauf von Beteiligungen freimachen. Deshalb wurde der Verkauf der Geschäftseinheit Worldgrid an Alten SA für 270 Millionen € beschlossen. Weitere Beteiligungsverkäufe waren bislang noch nicht erfolgreich.
Der tschechische Milliardär Daniel Křetínský, der auch an ThyssenKrupp Steel beteiligt ist, hat sein Interesse an den IT-Services von Atos angezeigt und der Luftfahrtkonzern Airbus hat ein Auge auf die Sparten Cybersicherheit und High-performance Computing geworfen. Zudem signalisierte der französische Rüstungskonzern Thales Interesse an der Big Data- und Cybersicherheits-Sparte von Atos. In allen drei Fällen kam bislang jedoch kein Verkauf zustande.
Der wahrscheinlichste Spartenverkauf könnte der der Advanced Computing-Sparte sein. Vor wenigen Tagen meldete nämlich der französische Staat sein Interesse an diesem Geschäftsbereich an. Für Frankreich ist dieser Bereich von nationalstrategischem Interesse. Das Gebot von Paris liegt bei 500 Millionen € plus einer Earn-out Komponente in Höhe von 125 Millionen €.
Auf eine erfolgreiche Sanierung setzen?
Die Atos-Aktie ist dieser Tage das Paradebeispiel einer europäischen Meme-Aktie. Sie ist zum Spielball von Glücksrittern geworden, die die extremen Kursschwankungen der Aktie zu ihren Gunsten ausnutzen wollen. (By the way: Wie Du diese Volatilität für Dich nutzen und mit nur 30 Minuten Trading pro Tag an Deiner finanziellen Freiheit arbeiten kannst, zeigt dir dieser komplett kostenlose Report von Profi-Trader Andreas Bernstein.)
Ich gehöre zu denjenigen Finanzexperten, die nicht daran glauben, dass man mit dem Traden solcher hochvolatilen Titel langfristig Geld verdienen kann. Die Gefahr, sich an diesem fallenden Messer blutige Hände zu holen, ist viel zu groß.
Langfristig sieht die Sache jedoch anders aus. Atos ist ein für Frankreich strategisch wichtiger Konzern. Paris hat deshalb ein sehr großes Interesse am Gelingen der Sanierung und wird seinen Beitrag dazu leisten.
Wer vorhat, die Atos-Aktie über mehrere Jahre zu halten, kann zum jetzigen Kursniveau sehr wahrscheinlich ein richtig schönes Schnäppchen machen. Es besteht jedoch die Gefahr, dass dem Konzern in den kommenden Monaten und Jahren weitere Kapitalerhöhungen ins Haus stehen. Altaktionäre können deshalb noch ein weiteres Mal bluten.
ℹ️ Atos in Kürze
- Atos SE (WKN: 877757) ist ein international führender Anbieter von IT-Dienstleistungen. Der Konzern gliedert sich in die beiden Sparten Tech Foundation (klassische IT-Dienstleistungen) sowie die Sparte Cybersicherheit & Digitalisierung.
- Neben dem Hauptsitz im französischen Bezon unterhält der Konzern Niederlassungen in über 73 Ländern.
- Die Aktie ist an der Euronext in Paris notiert und aktuell ca. 80 Millionen € wert.
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