Novo Nordisk-Aktie -20%: Warum das Blutbad?

Es ist einer der größten Kurseinbrüche in der Börsengeschichte der Novo Nordisk-Aktie. Am Freitagvormittag bricht das Papier des dänischen Pharmakonzerns um fast 20% ein. Rund 70 Milliarden US$ an Börsenwert lösten sich damit innerhalb von Stunden in Luft auf. Was steckt hinter dem Blutbad?

Die große Enttäuschung

Es sind die Ergebnisse einer Phase-III-Studie zum großen Hoffnungsträger und Blockbuster-Kandidaten CagriSema von Novo Nordisk. Auf den ersten Blick lesen sich die Studienresultate sehr gut. Nach einer Behandlungsdauer von 68 Wochen verloren Patienten, die mit CagriSema behandelt wurden, 22,7% an Gewicht. Das ist deutlich mehr als die vergleichbare Gewichtsabnahme von 16,1% mit Semaglutid alleine.

Aber für die Börse war es trotzdem zu wenig und das hat zwei Gründe: Zum einen steckte sich Novo Nordisk selbst das Ziel von 25% Gewichtsreduktion und scheiterte daran. Zum anderen ist CagriSema damit nicht besser als das Konkurrenzprodukt Zepbound des US-Pharmakonzerns Eli Lilly.

Das ist deshalb ein gravierendes Problem für Novo Nordisk, weil CagriSema deutlich komplexer und damit teurer in der Herstellung ist. Die beiden Wirkstoffe Semaglutid und Cagrilinitide müssen über eine sogenannte Zweikammer-Spritze verabreicht werden, damit sie sich erst im Körper des Patienten vermischen. Ein deutlich aufwendigeres Verfahren als die bisherigen Abnehmspritzen Wegovy und Zepbound.

Massiv angeschlagen

Die Novo Nordisk-Aktie hat durch heutigen Kurssturz auf einen Schlag mehrere wichtige Widerstände durchbrochen. Es besteht sogar die Gefahr, dass der Aktienkurs auf das 18-Monatstief bei 68 € abrutscht.

Ist es wirklich so schlimm?

Die Novo Nordisk-Aktie ist durch die enttäuschenden Studiendaten fundamental und vor allem charttechnisch massiv angeschlagen. Das Ausmaß der Kursverluste verdeutlicht, wie schwerwiegend die Ergebnisse für den dänischen Konzern von der Börse eingeschätzt werden.

Wie es nun mit dem neuen Wirkstoff weitergeht, wird Novo Nordisk wahrscheinlich in Kürze bekanntgeben. CagriSema befindet sich in der letzten Phase der klinischen Tests und die neue Abnehmspritze könnte 2026 auf den Markt kommen.

In meiner letzten Analyse der Novo Nordisk-Aktie vor wenigen Tagen habe ich das Papier der Dänen zum Kauf empfohlen. Ich stehe auch weiterhin zu meinem Urteil und glaube, dass die Börse mit einem Kurssturz von 20% überreagiert.

Hand aufs Herz: Novo Nordisk hat die selbst gesteckten Erwartungen nur um rund 10% verfehlt. Im Pharmabereich ist eine solche Ergebnisverfehlung durchaus eine signifikante Größenordnung. Ob das aber der Anwendungspraxis bei der Behandlung von Fettleibigkeit auch so ist, wage ich zu bezweifeln. Novo Nordisk hat ein verbessertes Produkt entwickelt und wird trotz der höheren Komplexität der Herstellung meiner Meinung nach sehr viel Geld damit verdienen können.

Anleger mit Weitblick sollten meiner Ansicht nach den Kurssturz für den Kauf der Novo Nordisk-Aktie nutzen. Ich glaube, dass sich der Aktienkurs in den kommenden Wochen wieder etwas vom heutigen Blutbad erholen wird.

Wer auf der Suche nach anderen vielversprechenden Biotech-Werten ist, sollte einen Blick in unseren neuen Evotec-Report werfen. Darin beleuchten wir die Chancen und Risiken dieses volatilen SDAX-Titels.