VW-Vorzugsaktie: Reicht das für die Kurswende?
Die Partner einigten sich, hiervon profitierte die Vorzugsaktie von VW bisher nur geringfügig. Was, wenn die getroffenen Sparmaßnahmen nicht reichen? Der Kurs befindet sich in einem langfristigen Abwärtstrend, allein im abgelaufenen Jahr ging er um rund -25% zurück. Am Montag verbessert die Aktie sich um +2,4% und steht aktuell bei rund 89 €.
Tarifabschluss erzielt
Nach wochenlangem Verhandeln einigten die Parteien sich kurz vor Weihnachten. Beide Seiten mussten Zugeständnisse machen und lobten das Ergebnis. Trotz Jobgarantie bis 2030 sollen bis dahin rund 35.000 Stellen sozialverträglich abgebaut werden. Eine geplante Standortschließung gibt es nicht. Die Arbeitnehmer verzichten bis 2027 auf Entgelterhöhungen sowie auf Urlaubsgeld. Dafür kommt es zu keinen Lohnkürzungen.
Der große Wurf ist dieser Tarifkompromiss nicht, hier machte sich wieder der starke Einfluss der Politik und der Gewerkschaft bemerkbar. Dennoch werden die Kosten gesenkt. Eines der Hauptprobleme sind die hohen Personalkosten sowie die Überkapazitäten. Aus Sicht des Unternehmens ist das Fortbestehen aller Standorte kein Erfolg.
Insgesamt ist es dennoch wichtig, dass eine Einigung erzielt wurde. Die Probleme des Wolfsburger Konzerns sind jedoch vielschichtig.
Verbesserte Modellpalette notwendig
Trotz der vielen Marken und deren Modellen ist der Konzern bei den E-Fahrzeugen nicht gut aufgestellt. Das zeigt sich besonders im chinesischen Markt. Der Fokus der dortigen Nachfrager liegt auf preiswerten E-Fahrzeugen, und in diesem Segment ist VW schlecht positioniert.
Auch auf dem deutschen und europäischen Markt fehlt dem Konzern ein preisgünstiges Elektrofahrzeug. Um diese Lücke zu schließen, bedarf es hoher Investitionen.
Ein weiterer Schwachpunkt ist die Software für E-Fahrzeuge. Die Strategie alles in Eigenregie in der Tochter Cariad zu entwickeln, ist gescheitert. Um die Lücke schnellstmöglich zu schließen, wurde mit dem US-Spezialisten Rivian ein Joint Venture gegründet. Der Kostenanteil für VW beträgt 5,8 Milliarden US$.
Verzettelung im Konzern
Lange herrschte die Strategie vor, den Konzern sehr breit aufzustellen. PKW, Nutzfahrzeuge, Busse und sogar ein Motorradhersteller sind im Portfolio. In Phasen hoher Gewinne war dies finanzierbar. Das ist jedoch vorbei. Der Konkurrent Mercedes machte es vor. Er trennte sich von der Nutzfahrzeugsparte und legte Fokus ausschließlich auf den PKW-Bereich. Ein solcher Schritt würde auch bei VW hohe finanzielle Mittel freisetzen.
Geringes Potenzial vorhanden
Der neue Tarifvertrag ist ein wichtiger Schritt, um wettbewerbsfähiger zu werden, insbesondere bei der Kernmarke Volkswagen. Es sind jedoch noch weitere Maßnahmen notwendig. Das Manko bedarfsgerechter und wettbewerbsfähiger E-Fahrzeuge muss schnellstmöglich behoben werden.
Vorerst ist mit keiner deutlichen Kurserholung zu rechnen. Vieles hängt davon ab, ob es eine neue Förderung bei E-Fahrzeugen in Deutschland geben wird. Erste Anzeichen sind bereits im Wahlkampf zu erkennen. Die geplanten Zölle der EU auf chinesische E-Fahrzeuge dürften keinen Vorteil für VW bringen. Im Gegenteil, China könnte dann eigene Zölle erheben.
Bisher sprach die hohe Dividendenrendite für die Aktie. Die zuletzt gezahlte Dividende von 9,06 € ist nicht zu halten. Einsparungen beim Personal bei gleicher Dividende ist nicht durchsetzbar. Hier bleibt abzuwarten, wie hoch die Dividende ausfällt.
Der Konzern ist kein Sanierungsfall, jedoch bedarf es eines zügigen Strategiewechsels.
Mein Fazit: Vorerst ist das Potenzial weiterhin begrenzt. Allerdings dürfte auch ein weiterer Rückgang unwahrscheinlich sein, hier ist viel Negatives eingepreist. Welche Auto-Aktien jetzt wirklich lohnenswert sind, beleuchtet unser neuer Auto-Report.
ℹ️ Volkswagen in Kürze
- Die Volkswagen AG, kurz VW, ist ein weltweit führender Hersteller von Automobilen und Nutzfahrzeugen mit einem Portfolio von zehn Auto-Marken. Neben der Kernmarke VW gehören unter anderem Audi, Skoda, Seat, Bentley und Porsche zum Konzern.
- Neben dem Hauptsitz in Wolfsburg unterhält der Konzern weltweit Produktionsstätten.
- Die Marktkapitalisierung der Vorzugsaktie (WKN: 766403) liegt aktuell bei 18,4 Milliarden €.
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