Petrobras & Ecopetrol: Öl-Riesen mit Riesenpotenzial?
Obwohl sich die großen US-Indizes in einer Korrekturphase befinden, zeigt der lange sträflich vernachlässigte Energiesektor Stärke. So steigen die Ölpreise und mit ihnen Ölaktien. Ist das bald schon das Ende oder erst der Anfang der Entwicklung?
Brent und WTI ziehen an
Die Ölpreise befinden sich seit Jahresende wieder auf dem Vormarsch. Am Montagnachmittag steht WTI bei 76,63 US$ und Brent bei 80,57 US$. Börsenprofi Miriam Kraus hat genau das nicht nur kommen sehen, sondern auch mehrfach im Live Chat von sharedeals.de aufgezeigt und den Anlegern die Gründe vor Augen geführt.
Doch ist das nur ein kurzes Intermezzo? Oder können Anleger sich hier noch positionieren? Und wie ist die Lage bei den Edelmetallen? Im Interview mit SD-Chefredakteur Frank Giarra schätzt Miriam Kraus die aktuelle Lage ein.
Die Ölpreise ziehen kräftig an, wie Sie es vorausgesehen haben. Woher kommt das so plötzlich?
Miriam Kraus: Nun, wie Sie schon sagen, ich hatte ja in der Vergangenheit mehrmals darauf hingewiesen, dass die Prognosen der Energieagenturen für einen massiven Überschuss in 2025 nicht mit der Realität übereinstimmen können. Dies war bereits seit Monaten abzusehen.
Spätestens ab dem Sommer des vergangenen Jahres 2024, als sich die Ölpreisentwicklung von der tatsächlichen defizitären Angebotslage abgekoppelt hatte und der wachsende Abbau der Lagerbestände in den OECD-Ländern die fundamentale Ausgangslage immer prekärer werden ließ, war klar, dass es früher oder später eine sprunghafte Gegenreaktion nach oben geben würde. Auch dies hatte ich im Vorfeld so erwartet und mehrmals darüber geschrieben. Dies zur fundamentalen Ausgangslage.
Kurzfristig ausschlaggebend für die Erholung waren (auch darauf hatte ich hingewiesen) die zunehmende Backwardation bei allen Rohöl-Futures, die anhaltenden Inflationsängste, die kalten Temperaturen im Atlantikbecken und zuletzt die in letzter Minute von der Biden-Administration verhängten Sanktionen gegen Russland. Zum ersten Mal seit Monaten hat damit die Stimmung auf dem Ölmarkt in Richtung Optimismus gedreht.
Einmalige Investmentchance?
Die Aktienkurse großer Öl-Majors wie Petrobras oder Ecopetrol können noch nicht mit den Ölpreisen Schritt halten. Warum nicht?
Miriam Kraus: Nun, die Ölpreise haben ihre Erholung Ende Dezember begonnen und seitdem haben auch die Kurse von Petrobras und Ecopetrol wieder zugelegt. Der Ölpreis (Brent) ist seit Jahresbeginn um +6,9% gestiegen, der S&P Energy Select Sector Fund um +3,2%, während der breite S&P 500 Index um -0,93% abgegeben hat im gleichen Zeitraum.
Wir sehen also, die Energieaktien ziehen durchaus mit, nur einfach noch nicht mit dem erwarteten Hebel auf die Rohstoffpreisentwicklung. Doch besagter Hebel kommt ja nicht von ungefähr, denn jeder Dollar Preisveränderung hat massive Auswirkungen in Millionen-Höhe auf den freien Cashflow und die Gewinne der Unternehmen. Was wir also aktuell sehen, sind Spitzen-Unternehmen, die mit steigenden Ölpreisen wachsende Gewinne einfahren werden und mit KGVs zwischen 4 und 6 bewertet werden.
Selbst der Gesamtsektor zu dem auch die US-amerikanischen Unternehmen gehören, die – wie ebenfalls von mir erwartet – erst einmal ihre Investitionen weiter herunterfahren, im Gegensatz zu etwa den lateinamerikanischen Majors, wird nur noch mit einem KGV von 11 bewertet. Mit anderen Worten: Bei steigenden Ölpreisen wird die starke Unterbewertung den Anlegern früher oder später nicht mehr entgehen.
Sind steigende Aktienkurse bei Ölwerten nur eine Frage der Zeit und ist das jetzt womöglich die letzte Chance für Anleger, noch auf den Zug aufzuspringen?
Miriam Kraus: Wir sehen aktuell sicher wieder eine der besten Chancen im gegenwärtigen Zyklus, der mit zunehmenden Inflations- und Rezessionssorgen wieder mehr Anleger in Risk-Off-Assets ziehen wird.
Die Lage bei Gold
Wie ist aktuell die Lage bei Edelmetallen? Sollten Anleger bei Gold- und Silberwerten jetzt zuschlagen?
Miriam Kraus: Die Goldminenaktien erholten sich über weite Strecken des Jahres 2024, konnten diese Entwicklung jedoch nicht fortsetzen, da sie im letzten Quartal an Fahrt verloren mit den Trump-Trades. Insgesamt lässt sich aber sagen, dass die Goldminenaktien dem Goldpreis, der in 2024 ein Rekordjahr par excellence aufs Parkett gelegt hat, hinterherhinken.
Das liegt daran, dass an der Gold-Rallye nur zu einem vergleichsweise geringen Anteil überhaupt die Anleger beigetragen haben, bzw. davon profitiert haben. Zudem waren überwiegend nur chinesische Anleger an der Rallye überhaupt beteiligt.
Der Großteil der Unterstützung kam durch die massiven Käufe der globalen Zentralbanken zustande. Denn in vielen Ländern wächst die Einsicht, dass es nicht unbedingt klug ist, sich ausschließlich auf US-Schatzpapiere zu verlassen. Einige Länder haben deshalb ihre Bestände an Staatsanleihen reduziert, insbesondere jene Länder, die ein weniger freundschaftliches Verhältnis zu den USA und Grund zu der Frage haben, ob sie Staatsanleihen als sicheren Hafen für die Sicherung ihres Vermögens nutzen sollten. China ist wahrscheinlich das beste Beispiel dafür.
Viele Zentralbanken, die seit langem US-Staatsanleihen zur Aufbewahrung ihrer Reserven nutzen, haben ihre Goldreserven aufgestockt und damit bekräftigt, dass diese Zentralbanken Gold als echte Alternative zu Staatsanleihen betrachten. Und diese Dynamik hat sich trotz des kurzfristigen Rückschlags, den Gold und Minengesellschaften im letzten Quartal 2024 erlitten haben, nicht geändert.
Gold kann von daher auf eine Reihe von Faktoren zählen, die langfristig zu einer erhöhten Nachfrage nach Gold führen dürften. Dazu gehören auch die geld- und fiskalpolitischen Maßnahmen auf der ganzen Welt, die den Wert des Papiergeldes aufzehren. Die USA zum Beispiel haben ein großes und wachsendes Haushaltsdefizit, und eine Reihe der vorgeschlagenen Maßnahmen der kommenden Regierung wird das Defizit wahrscheinlich noch erhöhen.
Ein wachsendes Defizit erhöht die Staatsverschuldung. Dadurch erhöht sich der Betrag der Schulden, der durch Auktionen von US-Schatzpapieren aufgenommen werden muss. Dies führt zu einem Aufwärtsdruck auf die Renditen, was wiederum einen Abwärtsdruck auf die Preise von Staatsanleihen ausübt.
Dies ist für Gold sehr wichtig, da US-Staatsanleihen für viele (US-)Anleger der bevorzugte sichere Hafen sind. Wenn Treasuries aufgrund der oben genannten Bedenken oder aus einem anderen Grund ihre Anziehungskraft verlieren und die Menschen davon absehen, ihr Geld in Treasuries anzulegen, könnte Gold einen weiteren Nachfrageschub erleben, und zwar möglicherweise um ein Vielfaches, weil sehr viel Kapital in Treasuries gebunkert ist.
Was Gold- und Silberminenaktien angeht, so sehen wir auch hier aktuell großartige, das heißt günstige Bewertungen, die zum Einstieg locken. Auch hier gilt: Die große hebelbewährte Rallye beginnt, denn mit zunehmenden Inflations- und Rezessionssorgen werden wieder mehr Anleger in Risk-Off-Assets anlegen.
Renaissance der Atomenergie?
Der neue US-Präsident Donald Trump gilt als Fan der Atomindustrie. Welche Aktien könnten davon profitieren?
Miriam Kraus: Wir haben im Rohstoff Anleger Club (RAC) aktuell einen US-amerikanischen Spitzen-Uran-Titel als einen unserer Chancen-Favoriten für 2025 identifiziert. Ganz klar, das wachsende globale Bekenntnis zum klimaverträglichen „Pro Atom“ steht und gerade für den Westen wird es immer wichtiger, sich mit der strategischen Rohstoff- und Energiesicherung auseinanderzusetzen.
Deshalb sind Uran-Unternehmen, die sich in der westlichen Einflusssphäre befinden, von besonderer Bedeutung. Dies gilt insbesondere für US-Titel.
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