Nel ASA-Aktie: Ist die letzte Hoffnung gestorben?

Wer zum Jahresauftakt dachte, es könnte nicht mehr viel schlimmer bei Nel ASA kommen, hat sich leider geirrt. Die Nel ASA-Aktie rauschte gestern mit einem Minus von 20% in den Kurskeller und auch am Dienstagmorgen geht es mit über -5% weiter bergab. Ist die Nel ASA-Aktie inzwischen zu einem völlig hoffnungslosen Fall geworden?

Ganz bittere Nachrichten

Die Hoffnung stirbt zuletzt – das gilt auch an der Börse. Aber beim norwegischen Wasserstoffunternehmen ist derzeit kaum ein Hoffnungsschimmer auszumachen.

Gestern schockierte Nel ASA die Börse mit einer Horrormeldung. Dass die Nachfrage nach den Elektrolyseuren der Norweger seit Monaten recht schwach ist, war allseits bekannt. Eine Neuigkeit ist allerdings, dass Nel ASA nun aufgrund der schwachen Nachfrage den Rotstift in der Produktion ansetzen muss.

Da der Auftragseingang in den beiden vergangenen Jahren hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist und sich Projekte bei einzelnen Kunden teilweise erheblich verzögert haben oder gar Stornierungen drohen, reagiert Nel ASA mit einem temporären Produktionsstopp und dem Abbau von Personal. Die Produktion alkalischer Elektrolyseure in Norwegen wird vorübergehend eingestellt. Jeder fünfte Arbeitsplatz soll deshalb abgebaut werden.

Für den Elektrolyseurhersteller ist das eine ganz bittere Nachricht, da in den letzten Jahren die Produktionskapazitäten mit dreistelligen Millionenbeträgen aufgebaut wurden. Nun wird die Amortisation dieser Fabriken erheblich länger dauern als bislang geplant.

Das Management von Nel ASA verbreitet unterdessen Zweckoptimismus. Dieser hört sich so an:

Das Unternehmen ist weiterhin gut finanziert und mit diesen Maßnahmen werden wir unsere liquiden Mittel schonen und gleichzeitig weiterhin aggressiv Verkaufschancen verfolgen und in die Technologieentwicklung investieren können.

Die gestrige Kursreaktion macht deutlich, dass Anleger diesen Zweckoptimismus der Nel-Führung nicht mehr teilen.

Kein charttechnischer Hoffnungsschimmer

In den ersten Handelstagen des neuen Börsenjahres sah es noch ganz danach aus, als hätte die Nel ASA-Aktie bei 0,23 € einen Boden gefunden. Mal wieder ein Trugschluss.

Die Aktie ist bei einer Fortsetzung ihres Abwärtstrends auf bestem Wege, unter die Marke von 0,10 € zu fallen. Charttechnisch gibt es derzeit keine Hoffnungszeichen.

Eine besorgniserregende Situation

Auch ich teile den Optimismus des Nel ASA-Managements nicht mehr. Wie in meiner letzten Analyse der Nel ASA-Aktie zum Jahresbeginn kann ich an dieser Stelle nur betonen, dass die Risiken eines Investments derzeit viel zu groß sind.

Ob der Wasserstoffmarkt jemals einen großen ökonomischen Durchbruch erleben wird, ist bis heute unklar. Durch die Amtsübernahme von Donald Trump in den USA hat sich das politische Umfeld für den neuen Energieträger erheblich verschlechtert. Weitere Förderungen und Steuervergünstigungen wird es unter Trump nicht geben.

Und auch die finanzielle Situation der Norweger ist zunehmend besorgniserregend. Das Wasserstoffunternehmen wächst nicht mehr kontinuierlich, der Auftragseingang verläuft schleppend und die Cash-Burn-Rate ist atemberaubend hoch. Innerhalb von zwölf Monaten hat sich der Bestand an Barmitteln auf 1,9 Milliarden € halbiert.

Wie das Unternehmen vor diesem Hintergrund die Behauptung aufstellen kann, dass es gut finanziert sei, ist mir ein vollkommenes Rätsel. Der Abbau von Arbeitsplätzen macht mehr als deutlich, dass Nel ASA voll auf die Kostenbremse treten muss, um nicht in naher Zukunft auf eine Kapitalerhöhung angewiesen zu sein. Dies wäre wahrscheinlich der endgültige Todesstoß für die Nel ASA-Aktie.

Obwohl der Wasserstofftitel inzwischen optisch spottbillig aussieht, rate ich Anlegern auch weiterhin, nicht in dieses fallende Messer zu greifen. Mit der Nel ASA-Aktie kann man sich bis auf Weiteres nur blutige Finger holen.

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