Nvidia-Aktie: Zu Recht so abgestraft?
Der 27. Januar 2025 dürfte einen Platz in den Börsengeschichtsbüchern bekommen. Der Grund: Noch nie in der Historie hat ein einzelnes Unternehmen an einem Tag so viel an Börsenwert verloren wie gestern Nvidia. Die gigantische Summe von rund 600 Milliarden US$ löste sich zum Wochenbeginn in Luft auf. Wie geht es nach diesem Börsenbeben nun weiter für die Nvidia-Aktie?
Was ist geschehen?
Zur Erinnerung: Am gestrigen Montag schockierte das chinesische Start-up DeepSeek mit einem angeblich relativ einfach gestrickten KI-Modell die US-Halbleiterindustrie, allen voran Nvidia. Mit einem sehr kostengünstigen Training auf älteren Nvidia-Prozessoren schafften es die Chinesen, ein Sprachmodell auf die Beine zu stellen, das sich in Sachen Qualität offenbar mit ChatGPT & Co. messen lassen kann.
Die Nvidia-Aktie reagierte mit einem massiven Kurseinbruch von fast -17% auf diese Nachricht. Der Grund: Möglicherweise reichen auch weniger Prozessoren älterer Generationen aus, um in der Praxis gut funktioniere KI-Modelle zu trainieren. Diese Erkenntnis könnte eine Welle der Kaufzurückhaltung bei großen Tech-Konzernen auslösen.
Alles nur ein großes Bluff?
Doch am Tag nach dieser Schocknachricht hat das große Rätselraten begonnen. Viele Fragen sind ungeklärt und werden sich wahrscheinlich auch nicht endgültig klären lassen. Wie viele Prozessoren hat DeepSeek tatsächlich verwendet? Und hat das KI-Labor tatsächlich nur rund 6 Millionen US$ in die Entwicklung seines Modells investiert?
Schon lange gibt es Gerüchte, dass chinesische Unternehmen die strikten Exportbeschränkungen der USA für Chips der neuesten Generationen umgehen und diese über Umwege aus anderen asiatischen Staaten beziehen. Der Chef von Scale AI, einem US-Spezialisten für das Training von KI-Modellen, sagte bereits letzte Woche, dass DeepSeek rund 50.000 Nvidia-Chips für sein Modell verwendet habe, aber die Chinesen das aufgrund der US-Exportbeschränkungen nicht zugeben dürfen. Auch Elon Musk äußert die Vermutung, dass DeepSeek keineswegs eine sensationelle Leistung gelungen sei.
Und was sagt Nvidia selbst dazu? Der US-Chipentwickler äußerte sich in einem ersten Statement extrem diplomatisch und bezeichnete das Modell von DeepSeek als „exzellenten Fortschritt in der KI“. Nvidia ergänzte, dass die von den Chinesen eingesetzte Technik weit verbreitete Rechenressourcen verwende, die vollständig den US-Exportkontrollvorschriften entsprächen.
Offenbar ist beim Tech-Konzern die Sorge groß, dass die US-Behörden ihm nun in puncto Export von Hochtechnologie noch genauer auf die Finger schauen und möglicherweise den Verkauf weiterer Chips nach China untersagen könnten. Das dürfte Nvidia empfindlich treffen.
Charttechnisch massiv angeschlagen
Die Nvidia-Aktie ist durch den gestrigen Kurssturz charttechnisch massiv angeschlagen. Sowohl das 3-Monatstief als auch wichtige gleitende Durchschnitte wurden mit einem Schlag durchbrochen.
Das Papier des Chipentwicklers muss sich nun schnellsten von diesem Schock erholen, um nicht in einen Abwärtstrend zu geraten. Die erste Kursreaktion am Dienstagmorgen zeigt, dass das gelingen könnte.
Das Geschäftsmodell ist nicht in Gefahr
Bereits in meiner gestrigen Analyse der Nvidia-Aktie habe ich geschrieben, dass DeepSeek in meinen Augen kein Grund für Anleger ist, in Panik zu verfallen und schon gar nicht an einen Schwarzen Schwan zu glauben. Meiner Meinung nach hat das chinesische KI-Unternehmen wesentlich größere Rechenressourcen für die Entwicklung seines Modells verwendet als es zugeben will. Die Kursreaktion der Nvidia-Aktie am Dienstagmorgen zeigt, dass offenbar viele Anleger auch dieser Meinung sind und die Börse am Montag nicht Recht hatte.
Auch in Zukunft wird sich kaum etwas an der Tatsache ändern, dass fortschrittliche KI-Modelle, die in der Lage sind, komplexe Probleme zu lösen, mehr und leistungsstärkere Prozessoren benötigen (und nicht umgekehrt). Der Einsatz von KI in allen wissenschaftlichen Disziplinen wird erheblich größere Rechenleistungen erfordern, als sie bislang im Einsatz sind. Das Geschäftsmodell von Nvidia sehe ich deshalb in keiner Weise in Gefahr.
In den kommenden Tagen werden einige Big Tech Konzerne ihre Zahlen und Prognosen präsentieren. Sie werden meiner Einschätzung nach den Börsenschock von DeepSeek schnell vergessen lassen. Nvidia selbst wird seine Quartalszahlen erst am 26. Februar präsentieren. Spätestens dann wird die Nvidia-Aktie wieder einen neuen Schub bekommen.
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ℹ️ Nvidia in Kürze
- Die Nvidia Corporation (WKN: 918422) ist einer der weltweit größten Entwickler von Grafikprozessoren und Chipsätzen.
- Die Chips und Prozessoren des Konzerns kommen in Personal Computern, Spielekonsolen und Rechenzentren zum Einsatz.
- Das in Santa Clara im US-Bundesstaat Kalifornien beheimatete Unternehmen ist Marktführer im Bereich Hochleistungschips für Anwendungen auf Basis künstlicher Intelligenz.
- Nvidia ist Mitglied in den US-Leitindizes Nasdaq 100 und S&P 500 und mit einem Börsenwert von rund 2,90 Billionen US$ das aktuell drittwertvollste Unternehmen der Welt.
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