Trump 2.0 und die Energie: Wo bleibt der Realitätssinn?
Trump 2.0 ist da, und die Märkte reagieren darauf in gewohnt emotionaler Manier. Wer am lautesten schreit, bekommt als Erstes recht, bis – die Realität einsetzt. Wie sieht es in Wahrheit beim Thema Energie aus?
„Drill, baby, drill“ – aber zu welchem Preis?
Zunächst zum Erdöl: „Drill, baby, drill“ soll also Unternehmen anheizen, an mehr Orten nach Erdöl und Erdgas zu suchen und zu fördern. Andererseits würde eine höhere Produktion aber auch ein größeres Angebot bedeuten, was dann zu niedrigeren Preisen führen müsste. Seltsam, dass Trump nicht weiß, dass niedrigere Ölpreise dazu führen, dass Unternehmen weniger in Exploration und Förderung investieren.
So geschehen während der Schieferölkrise oder während der Pandemie. Infolgedessen wurde in den darauffolgenden Jahren mehr Wert auf Disziplin gelegt und über Dividenden und Rückkäufe Geld an die Aktionäre zurückgegeben, anstatt jeden einzelnen Dollar in die Steigerung der Produktion zu investieren. Wenn die Vorschriften jetzt gelockert werden, wird dies also keinesfalls automatisch zu einem sofortigen Anstieg der US-Produktion führen.
Bleibt die vielbeschworene „Spare Capacity“ der OPEC
Immerhin will Trump ja ansonsten Saudi-Arabien dazu überreden, mehr zu produzieren. Tja, auch da könnte der US-Präsident an der Realität scheitern. Zumal Saudi-Arabien voraussichtlich seine offiziellen Verkaufspreise (OSP) für Rohöl nach Asien für Lieferungen im März erhöhen wird.
Es wird erwartet, dass die Preiserhöhung die höchste seit Januar 2024 sein wird, was auf ein knapperes Angebot und steigende Benchmark-Preise zurückzuführen ist.
Die Grenzen Saudi-Arabiens: Überforderte Ölreserven?
Man geht davon aus, dass Saudi-Arabien über eine Kapazitätsreserve von bis zu 3,5 mb/d verfügt, die auf der Behauptung beruht, dass das Land 12,5 mb/d fördern kann. Derzeit produziert Saudi-Arabien nur etwa 9 mb/d. Das Land hat jedoch im Durchschnitt noch nie mehr als 10,6 mb/d in einem Jahr produziert.
Und die Realität ist auch, dass das riesige Ghawar-Feld und möglicherweise auch viele andere sehr alte Felder stark rückläufig sind. Daher ist es gut möglich, dass Saudi-Arabien nicht annähernd über die behauptete Kapazität verfügt. Ich vermute stark, dass das Land seine Produktion nicht über 10,5 mb/d halten kann. Somit dürfte Saudi-Arabien auch die Aufrechterhaltung der OPEC-Produktionskürzungen in die Karten spielen.
Und auch andere OPEC-Mitglieder befinden sich wahrscheinlich in einer ähnlichen Situation. Burgan, das größte Ölfeld Kuwaits (nach dem saudischen Ghawar das zweitgrößte der Welt), fördert seit fast einem Jahrhundert Öl. Es ist davon auszugehen, dass die Aufrechterhaltung der Produktion aus spektakulär großen, aber stark erschöpften Feldern inzwischen in der gesamten Region ein Problem darstellt.
Wir haben es nach wie vor mit einem Angebotsdefizit zu tun
Der monatliche Höchststand der globalen Rohölproduktion wurde im November 2018 mit 84,6 mb/d erreicht. Im September 2024, dem letzten Monat, in dem die EIA Daten zur weltweiten Ölproduktion veröffentlichte, lag sie mit 80,8 mb/d fast 4 mb/d niedriger.
Auch wenn Institutionen wie die EIA und die IEA die Aussicht auf eine künftige Angebotsschwemme heraufbeschwören, befinden wir uns derzeit in einem Angebotsdefizitszenario – und das schon seit einigen Quartalen. Auf der Grundlage der EIA-Daten und -Schätzungen gab es in fünf der letzten sieben Quartale ein Angebotsdefizit.
Windkraft unter Beschuss: Trumps neuer Angriff
Windkraft ist ja ein erklärtes Angriffsziel von Trump. Deshalb wundert der Stopp für neue Genehmigungen nicht. Zudem fordert Trumps Anordnung eine Überprüfung der Genehmigungsverfahren für Windkraftanlagen im Allgemeinen. Es ist damit zu rechnen, dass diese Anordnung rechtlich angefochten wird.
Letztendlich könnten die Genehmigungskriterien für neue Projekte aber strenger ausfallen, wobei bestehende Genehmigungen dann von Fall zu Fall geprüft werden. Der Ausbau der Windenergie verlangsamt sich, wird aber weitergehen. Zum Ausgleich dürfte der Ausbau in Europa dafür stärker weiter forciert werden.
Schiefergas an der Grenze: Populismus hilft nicht
Zumal wir in Europa ein Energieproblem haben, mit Erdgaslagerbeständen unterhalb des 5-Jahres-Durchschnitts, erwartet dank La Nina. Wir sehen bereits erste Signale dafür, dass europäische LNG-Käufer beginnen asiatische Käufer zu überbieten. Das trifft jetzt auf eine US-Produktion, die in 2024 um circa 1 % gegenüber 2023 gesunken ist. Und trotz einer Verdoppelung des US-Erdgaspreises.
Hier zeigt sich die Realität der Abnahme von Tier 1-Bohrzielen in den US-Schiefergasbecken. Eine Realität, die man auch mit populistischen Slogans nicht ändern kann.
Solar, Biokraftstoffe und Steueranreize: Ein Funken Hoffnung?
Die Solarenergie wurde bisher nicht von Trump ins Visier genommen, was angesichts eines systematisch wettbewerbsfähigeren Kostenprofils nicht überrascht. Auch in Bezug auf Biokraftstoffe darf man optimistisch bleiben, da sie in Trumps Durchführungsverordnung „Unleashing American Energy“ zur Förderung der heimischen Energieentwicklung aufgenommen wurden.
Und vorsichtig positiv darf man gegenüber technologieneutralen Steuergutschriften für saubere Elektrizität im Rahmen des Inflation Reduction Act bleiben, da diese auch für die Kernenergie, von Nutzen sein könnten.
„Grüne“ Kernenergie wird profitieren
Kernenergie ist der Hauptnutznießer unter den „grünen Energien“, wozu sie in den USA zählt. Treiber ist die massiv steigende Nachfrage nach Strom, insbesondere seitens der Rechenzentren. KIs treiben die Stromnachfrage noch weiter enorm an.
Aber weil man Atomkraftwerke natürlich nicht von einem auf den anderen Tag baut, wird Trump wohl oder übel auch andere Energieerzeugungsformen zulassen müssen.
Im vergangenen Jahr stieg der Erwerb von Solar- und Windkraftkapazitäten durch Rechenzentren auf 34 GW und trug zur Hälfte aller erneuerbaren Kapazitäten bei, die an Unternehmen vergeben wurden.
Fazit: Trumps Energiespagat
Mit einem durchschnittlichen Break-even-Preis für neue Bohrungen in den wichtigsten Ölförderregionen der USA zwischen 60 und 70 US$ pro Barrel, müssen die Ölpreise nicht einmal mehr weit unter das derzeitige Niveau fallen, um die Erschließung so einiger neuer Bohrungen in den USA vollkommen unwirtschaftlich zu machen.
Trump kann nicht beides haben: Er wird sich zwischen den zwei widersprüchlichen Zielen entscheiden müssen, die er für den Energiemarkt anstrebt: einem niedrigeren Ölpreis oder einem höheren inländischen Rohölvolumen. Beides zusammen geht einfach nicht, das ist sein Denkfehler.
Wir werden sehen, ob sich ein Bieterstreit zwischen Europa und Asien um US-LNG entwickelt. Das könnte temporär zu Preisspitzen führen.
Was die dank chinesischer KI (hat der Markt wirklich geglaubt, KI sei ein US-Privileg?) unter Druck geratenen Uran-Titel und sonstigen Energie-Titel angeht: US-Big-Tech ist überbewertet, der Rest wurde für Gewinnmitnahmen benutzt.
DeepSeek ist offenbar sehr effizient für das Training von LLMs, wobei das für das V3-Modell als MoE-Modell grundlegend erwartbar ist, da MoE-Modelle insgesamt effizienter arbeiten, wobei allerdings für das R1-Modell, welches sich mit ChatGPT O1 messen kann, bisher die zusätzlichen Kosten/Ressourcen ja noch gar nicht quantifiziert wurden.
Aber die Effizienz des neuen chinesischen KI-Modells führt zu Bedenken hinsichtlich einer geringeren Hardware-Nachfrage. Und da wir es hier mit einem Open Source-Modell zu tun haben, könnten wir längerfristig durchaus darauf aufbauende Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung sehen.
Handelskrieg und Technologie: Eine gefährliche Kombination
Allerdings muss man realistisch bedenken, dass sich die Pläne für die Investitionsausgaben in der Industrie in naher Zukunft nicht wesentlich ändern werden, da sich die Unternehmen im Wettbewerb befinden. Eventuell könnte der Entwicklungszeitplan mit der neuen Technologie beschleunigt werden.
Und da sich die USA und China ja im Handelskrieg befinden, war ja zu erwarten, dass Technologiebeschränkungen und Unterbrechungen der Lieferkette in China aufgrund der Chipbeschränkungen die LLM-Effizienz forcieren würde. Ob diese Implikation Donald Trump bewusst ist?
So, und jetzt zum eigentlich wichtigen Punkt:
Egal, ob die Mustermanns jetzt ChatGPT oder DeepSeek nach dem Sinn des Lebens fragen: Es kostet sinnlos viel Energie.
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