Joyou: Drama oder Fauxpas?
Weiterhin herrscht Unklarheit über die Tragweite der kürzlich gemeldeten Geschäftsvorfälle bei Joyou (WKN: A0WMLD), die zu einer Sonderuntersuchung geführt und den Vorstand zeitweise entmachtet haben. Bekannt ist nun, was kaum einen mehr überraschen dürfte: Tatsächlich wurden in einem ersten Prüfungsschritt «wesentliche Abweichungen» bei den Positionen Umsatz, Schulden und Barmittel festgestellt.
Der chinesische Produzent von Sanitäranlagen gab über das Wochenende ein erstes Zwischenergebnis der laufenden Sonderuntersuchung bekannt. Man gehe davon aus, dass die Finanzberichte für das Jahr 2014 zu positiv dargestellt wurden. Der Aktienkurs der Gesellschaft zeigt sich trotzdem heute Morgen stabil und hält sich oberhalb der Marke von 4 Euro. Verwunderlich ist das nicht: Das Papier hatte in der vergangenen Woche schon rund 80% seines Wertes eingebüßt, kostete nach über 16 Euro Mitte April zeitweise nur noch weniger als 3,50 Euro.
Nach einer drohenden Insolvenz hört sich die neue Wasserstandsmeldung jedoch nicht an. So wird beispielsweise der Gewinn auffälligerweise nicht bei den Positionen aufgeführt, die laut erster Prüfung wesentlich abweichen. Das Unternehmen hatte Anfang März ein Umsatzwachsum von über 11 Prozent auf 398,1 Millionen Euro und einen EBIT-Anstieg von 15,5% auf 61,4 Millionen Euro gemeldet. Positiv für Aktionäre: Aufsichtsrat und Interimschef scheinen ein ernsthaftes Interesse daran zu haben, die Situation schnellstmöglich aufzuklären. Profitieren könnte am Ende Joyous Mehrheitsaktionär Grohe beziehungsweise dessen japanischer Mutterkonzern Lixil, denn günstiger als in diesen Tagen war eine Komplettübernahme der Chinesen seit Börsengang im Jahr 2010 noch nie.