Oracle-Aktie -3%: Jetzt Reißleine ziehen?
Der US-Softwarekonzern Oracle hat am Montagabend nachbörslich Zahlen zum abgelaufenen Quartal vorgelegt. Die Aktie reagiert mit deutlichen Abschlägen und verlor am Dienstag zeitweise über -8% an Wert. Wie sind die Ergebnisse einzuschätzen und müssen sich Anleger nun Sorgen machen?
Zahlen unter den Erwartungen
Der SAP-Konkurrent hat mit den Zahlen die Markterwartungen verfehlt. Für das dritte Geschäftsquartal (per Ende Februar) wurde ein Umsatzplus von 6% auf 13,3 Milliarden US$ gemeldet. Analysten waren jedoch von einem Anstieg um 8% auf 14,4 Milliarden US$ ausgegangen.
Der Nettogewinn verbesserte sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum zwar um 22% auf knapp 2,94 Milliarden US4. Beim bereinigten Gewinn je Aktie blieb das Unternehmen mit 1,47 US$ aber ebenfalls hinter den Marktschätzungen von 1,49 US$ zurück.
Im Cloud-Services-Geschäft legten die Erlöse im Jahresvergleich um 10% auf 11,01 Milliarden US$ zu. Dieser Bereich zeichnet damit für 78% der Gesamtumsätze von Oracle verantwortlich.
KI als treibende Kraft
Wichtigster Wachstumstreiber ist und bleibt aber das Cloud-Infrastrukturgeschäft, das von der zunehmenden Nachfrage nach Rechenkapazitäten für Künstliche Intelligenz (KI) profitiert. Es konnte den Umsatz zum Vorjahr um 49% auf 2,7 Milliarden US$ steigern. Oracle hat mit Nvidia, Meta, AMD, xAI und OpenAI zuletzt namhafte Partnerunternehmen gewonnen.
Ebenfalls erwähnenswert in diesem Zusammenhang ist das Ende Januar bekanntgewordene "Stargate"-Projekt, das eine Kooperation von Oracle mit der japanische Softbank und dem ChatGPT-Entwickler OpenAI ist. Es sieht Anfangsinvestitionen von 100 Milliarden US$ zur Errichtung von Rechenzentren vor.
Bislang ist dieses Projekt noch nicht in den Umsatzprognosen enthalten, CEO Safra Catz geht aber davon aus, dass die Buchungen schnell wachsen werden, wenn die ersten Verträge aus dem "Stargate"-Projekt kommen.
Schon jetzt ist die Kundennachfrage auf Rekordniveau, wie Oracle-Gründer und Chairman Larry Ellison in einer Mitteilung erklärte. Man sei auf einem guten Weg die Rechenleistungskapazität in diesem Kalenderjahr zu verdoppeln. Im vergangenen Quartal wurden 5,9 Milliarden US$ in neue Kapazitäten investiert und damit deutlich mehr als die von den Analysten erwarteten 3,8 Milliarden US$.
Der Markt beobachtet die wachsenden Investitionen in Rechenzentren allerdings mit einer gewissen Besorgnis und befürchtet eine Überhitzung, da neue chinesische KI-Modelle (DeepSeek, QWen) im Vergleich zu ihren US-Pendants deutlich energie- und kosteneffizienter daherkommen, in puncto Leistung aber mindestens ebenbürtig sind. (Apropos: Wer einen Insider-Blick auf die aussichtsreichsten KI-Aktien werfen möchte, findet im exklusiven Report "KI-Boom-Gewinner" fundierte Analysen und klare Handlungsempfehlungen.)
Enttäuschende Prognose
Diese Sorge dürfte angesichts der mauen Prognose nicht kleiner werden. Für das abschließende vierte Quartal stellte das Management ein Umsatzwachstum zwischen 8 und 10% sowie einen bereinigten Gewinn von 1,61 bis 1,65 US$ je Aktie in Aussicht. Auch damit liegt das Unternehmen unter den Markterwartungen. Analysten hatten mit einem Umsatzplus von 11% und einem EPS von 1,77 US$ gerechnet.
Zahlreiche Analysten senkten daraufhin ihre Kursziele.
Chartbild trübt sich ein
Wenn die Erwartungen sowohl bei den aktuellen Zahlen als auch bei der weiteren Prognose verfehlt werden, darf die negative Marktreaktion nicht wirklich überraschen. Im Vergleich zu anderen KI-Playern wie Marvell fällt diese aber noch überschaubar aus.
Positiv ist zu werten, dass die Verluste im Tagesverlauf eingedämmt werden konnten. Die Aktie hat das Gap aus dem September geschlossen und könnte für die Käuferseite nun wieder interessanter werden. Nach dem Bruch der 200-Tage-Linie (SMA200) könnten die Korrekturen aber auch weitergehen. Support findet die Aktie im Bereich 125/130 US$.
Sollte man den Dip kaufen?
Im aktuellen Marktumfeld wäre ich ohnehin vorsichtig in US-Aktien zu investieren, gerade Werte aus dem Tech- bzw. KI-Bereichs stehen aufgrund der Zollpolitik von US-Präsident Trump und wachsender Rezessionssorgen unter großem Abgabedruck. Und selbst in Bullenmärkten wäre Oracle nicht meine erste Wahl, gerade nach den nun vorgelegten Zahlen.
Oracle in Kürze
- Oracle (WKN: 871460) ist ein US-Soft- und Hardwarekonzern mit Hauptsitz in Austin im US-Bundesstaat Texas.
- Bekannt ist der Konzern vor allem als Betreiber eines Datenbanksystems. Darüber hinaus bietet Oracle seinen Kunden zahlreiche Anwendungen an.
- Gegründet im Jahre 1977 und mit einem Jahresumsatz von 50 Milliarden US$ zählt Oracle zu den ältesten und größten Tech-Konzernen weltweit.
- Oracle notiert an der New York Stock Exchange und gehört mit einem Börsenwert von rund 403 Milliarden US$ zu den 20 wertvollsten Unternehmen der Welt.
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