Southwest Airlines-Aktie: Druck wurde zu groß

Aktionäre von Southwest Airlines wurden in den letzten Tagen ordentlich durchgeschüttelt. Nachdem der Kurs der US-Billigfluglinie in den vergangenen fünf Tagen um -18% in die Tiefe gefallen ist, stieg er am gestrigen Dienstag um +8% an. Und am Mittwochmorgen setzt die Airline ihren Steigflug im europäischen Handel fort. Gibt es gute Nachrichten vom amerikanischen Billigflieger und ist die Airline-Aktie derzeit einen Kauf wert?

Die Marge im Sinkflug

Gute Nachrichten sind es nicht unbedingt, die Southwest Airlines ihren Anlegern dieser Tage auftischt. In den USA wird die Sorge vor einer Rezession immer größer. Für Fluggesellschaften als zyklische Aktien sind solche Konjunkturängste selbstverständlich Gift. Southwest Airlines sah sich deshalb veranlasst, aufgrund der schwachen US-Wirtschaftsdaten die Umsatzprognose für das erste Quartal von bislang 5 bis 7% Wachstum auf nur noch 2 bis 4% nach unten zu korrigieren.

Hinzu kommt, dass Southwest Airlines unter einem enormen Kostendruck steht. Jahrelang gehörte die US-Fluggesellschaft zu den profitabelsten Vertretern ihrer Branche und flog Gewinnmargen ein, von denen andere Airlines nur träumen konnten.

Doch diese Zeiten sind vorbei. Nachdem Southwest 2021 noch eine operative Marge von über 10% hatte, waren es 2024 nur noch magere 1,2%.

Beliebte Vergünstigungen werden gestrichen

Der aktivistische Investor Elliott Investment Management, der ein Drittel der Sitze im Verwaltungsrat der Fluggesellschaft innehat, macht inzwischen mächtig Druck auf das Management, endlich die Profitabilität zu erhöhen. Und das Management gibt diesem Druck weiter nach.

Nachdem bereits im vergangenen Jahr die freie Sitzplatzwahl bei Southwest Airlines aufgehoben wurde, geht es nun einer weiteren, von Passagieren liebgewonnenen Vergünstigung an den Kragen, und zwar der freien Gepäckaufgabe. Southwest war bislang eine der wenigen verbliebenen Fluggesellschaften der Welt, bei der alle Fluggäste zwei Gepäckstücke kostenlos aufgeben konnten. Damit soll in wenigen Wochen Schluss sein.

Die Abschaffung des Freigepäcks wird zweifellos die Einnahmen und Gewinne der Airline steigern, birgt aber auch ein großes Risiko. Viele Menschen entschieden sich bislang nämlich genau aus diesem Grund für einen Flug mit Southwest. Einer Berechnung des Airline-Managements zufolge würden die Gepäckgebühren zwar zusätzliche 1,5 Milliarden US$ pro Jahr in die Kasse spülen, könnten aber gleichzeitig zu einem Umsatzverlust von 1,8 Milliarden US$ durch Passagierverluste an Wettbewerber führen. Ein riskantes Spiel also.

Ist das die Trendwende?

Der heutige Mittwoch könnte der Tag einer charttechnischen Trendwende sein. Der Kurs der Southwest Airlines-Aktie ist dabei, die obere Linie des seit Ende Dezember vorherrschenden Abwärtstrends zu durchbrechen. Im Erfolgsfall könnte das einen neuen Aufwärtstrend auslösen. Die kommenden Tage werden charttechnisch sehr spannend.

Es wird kein leichter Turnaround

Bis 2027 peilt Southwest Airlines eine Erhöhung der operativen Marge auf 10% an. Das dürfte angesichts der Wettbewerbssituation auf dem US-Luftverkehrsmarkt und der schwachen Konjunktur alles andere als ein leichtes Unterfangen sein.

Auch in den USA leiden Billigflieger seit Jahren unter den gleichen Problemen wie in Europa. Sie können die gestiegenen Personalkosten und Flughafengebühren nicht vollständig auf ihre Passagiere überwälzen. Die Folge sind sinkende Gewinnmargen.

Vor diesem Hintergrund rate ich Anlegern vor einem Investment in die Southwest Airlines-Aktie ab. Sie ist zweifellos ein interessanter Turnaround-Kandidat, mir aber momentan fundamental zu stark angeschlagen.

Auch die Dividendenrendite der Fluggesellschaftsaktie von ca. 2,5% ist für sich nicht unbedingt ein Kaufargument. Hier sei erwähnt: Dividenden-Report beleuchtet zehn Aktien, die für ein ausgewogenes und ertragreiches Dividenden-Portfolio unerlässlich sind.