Nel ASA-Aktie: Endlich der erhoffte Befreiungsschlag?

Nel ASA-Aktionäre müssen momentan ruhig durchatmen. Nachdem die Nel ASA-Aktie am Dienstag und Mittwoch in Summe um unfassbare +83% in die Höhe schoss, bricht sie am Donnerstagmorgen wieder um rund -20% ein. Was steckt hinter dieser Achterbahnfahrt und wie sollten Anleger darauf reagieren?

Ein neuer Großaktionär

Es war eine Nachricht, die die Zukunft des norwegischen Wasserstoffunternehmens maßgeblich beeinflussen kann: Nel ASA bekommt einen neuen Großaktionär.

Im Rahmen einer Kapitalerhöhung von 334,3 auf 367,7 Millionen NOK steigt der südkoreanische Samsung E&A-Konzern bei Nel ASA ein und wird größter Einzelaktionär. Zudem werden in einer separaten Transaktion ca. 167.000 Aktien zum Preis von rund 2,11 NOK an die Südkoreaner ausgegeben. Damit fließen Nel ASA weitere 353 Millionen NOK zu.

Die Beteiligung von Samsung E&A könnte sich als Win-win-Situation für beide Unternehmen herausstellen. Die Südkoreaner sind ein sogenanntes „EPC-Unternehmen“, das in den Bereichen Engineering, Beschaffung (Purchasing) und Bau (Construction) aktiv ist. Samsung E&A bietet Kunden aus verschiedenen Branchen, wie beispielsweise der Öl- und Gasverarbeitung, der Umwelttechnik und der Biotechnologie, ein umfassendes Spektrum an Ingenieursdienstleistungen an, von Machbarkeitsstudien über die Planung, Beschaffung und den Bau bis zur Inbetriebnahme. (Apropos: In diesem Report wird ein vielversprechendes Gas-Investment vorgestellt, das das Potenzial hat, cleveren Anlegern drei- bis vierstellige Renditen zu bescheren.)

In Zukunft will sich Samsung E&A stärker im Bereich grüner Energielösungen positionieren. Durch die Beteiligung an Nel ASA können die Südkoreaner ihren Kunden komplette, selbstentwickelte Wasserstoffanlagen anbieten.

Für Nel ASA hat die strategische Beteiligung von Samsung E&A den Vorteil, dass sich die internationale Reichweite des Elektrolyseurherstellers dadurch deutlich erhöht. Als Teil des Samsung-Konzerns besitzt Samsung E&A ein exzellentes Kontaktnetzwerk in die globale Industrie.

Ein aufregender Chart

Charttechnisch lässt sich die Nel ASA-Aktie aufgrund des gewaltigen Kursausschlags momentan kaum vernünftig beurteilen. Durch die Kursgewinne zur Wochenmitte ist der Wasserstofftitel auf ein neues 3-Monatshoch geschossen.

Der Kursverlust am Donnerstagmorgen hat die Aktie allerdings schon wieder unter das Zwischenhoch gedrückt. Die kommenden Tage werden charttechnisch sehr aufregend.

Trendwende oder Strohfeuer?

Anleger werden sich nun fragen, ob der Einstieg von Samsung E&A für die Nel ASA-Aktie der lange ersehnte Befreiungsschlag ist oder ob es sich mal wieder nur um ein Strohfeuer handelt. Meiner Meinung nach liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte.

Zweifellos haben die Norweger mit den Südkoreanern einen hervorragenden strategischen Partner gefunden. Samsung E&A wird Nel ASA die Tür in viele Branchen und zu vielen Unternehmen öffnen können. Ich gehe davon aus, dass sich die Partnerschaft in den kommenden Jahren positiv in den Umsätzen niederschlagen wird.

Wie positiv, ist allerdings schwer vorherzusagen. Man kann davon ausgehen, dass Samsung die Elektrolyseure von Nel ASA zu starken Preisabschlägen bekommen wird. Interessant wird deshalb die Frage, wie sich die Partnerschaft auf das Ergebnis der Norweger auswirken wird.

Sehr positiv zu werten ist auch die Tatsache, dass sich die Finanzlage von Nel ASA fürs Erste deutlich verbessert. Der Deal gibt dem Wasserstoffunternehmen wieder etwas mehr Luft zum Atmen.

Ein Fragezeichen mache ich allerdings hinter die Beteiligungshöhe von Samsung E&A an Nel ASA. Mit knapp über 9% ist sie nicht besonders hoch. Eine Beteiligung von 20% und mehr wäre ein wesentlich stärkeres Signal gewesen.

Für mich hat sich das Gesamtbild der Nel ASA-Aktie durch die Transaktion zwar deutlich verbessert, aber einen Kauf ist das Wasserstoffunternehmen damit noch lange nicht wert. Zu unsicher sind die Geschäftsaussichten des Elektrolyseurherstellers. Ich rate Anlegern, vorerst abzuwarten, wie gut sich die neue strategische Partnerschaft in den Quartalsergebnissen niederschlägt.