Gold: Preisziel dieses Jahr 5.000 bis 6.000 US$?
Der Goldpreis notiert zum Wochenstart knapp unter der lange magischen Schwelle von 3.000 US$. Doch ist es mit dem Höhenflug des Edelmetalls bald vorbei? Oder gibt es im Gegenteil Anzeichen dafür, dass hier noch längst nicht das Ende der Fahnenstange erreicht ist?
Trump spricht mit Putin
US-Präsident Donald Trump mischt mit seinen Entscheidungen weiter munter die Aktienmärkte auf. Nach der Einführung von Strafzöllen auf diverse Produkte hat er es sich in den Kopf gesetzt, einen Friedensschluss in der Ukraine herbeizuführen.
Vor nicht einmal einer Stunde ist zu diesem Thema die neueste Nachricht über die Ticker gewandert: Trump will am morgigen Dienstag mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin telefonieren. Dabei geht es um den vor rund einer Woche von den USA vorgebrachten Vorschlag einer Waffenruhe in der Ukraine. Aus Russland kamen bislang hierzu widersprüchliche Aussagen.
Was bedeutet Trumps Politik für Anleger und ihre Investments? Börsenprofi Miriam Kraus analysiert im Interview mit dem stellvertretenden SD-Chefredakteur Simon Richartz die Lage. Die Chefanalystin des Rohstoff Anleger Club beleuchtet dabei insbesondere die Chancen von Edelmetallen und nennt ihr persönliches Preisziel für Gold.
Kein Ende der Gold-Rallye
Der Goldpreis hat zuletzt korrigiert. Wie sehen Sie das Edelmetall bewertet im Vergleich zu Aktien, welches Preisziel halten Sie 2025 für realistisch? Und können Sie erklären, warum Sie zu dieser Einschätzung kommen?
Miriam Kraus: Der Goldpreis hat am Freitag die Schallmauer, also die 3.000 US$-Marke, nach oben durchbrochen und ist danach unter dem Eindruck von Gewinnmitnahmen zurückgekommen. Die Marke bei 3.000 US$ ist eine psychologisch wichtige Marke, die viele Bank-Analysten als Preisziel genannt hatten. Vor diesem Hintergrund wird jetzt an einiger Stelle Kasse gemacht.
Das bedeutet aber keineswegs, dass dies das Ende der Gold-Rallye ist. Abgesehen davon, dass die ersten Analysten ihre Kursziele inzwischen weiter nach oben geschraubt haben, ist Gold im Vergleich zu Aktien, trotz der jüngsten Aktienmarktkorrektur, noch immer keineswegs überteuert.
Die aktuelle Dow/Gold-Ratio, also das aktuelle Verhältnis des Dow Jones Industrial (der sich über einen sehr langen Zeitraum zurückverfolgen lässt) und Gold liegt bei 13,8. Das bedeutet, der gesamte Dow Jones Index ließe sich für 13,8 Unzen Gold erwerben. Während der letzten großen Gold-Peaks lag das Verhältnis deutlich darunter bei 6,8 im Jahr 2011, 1,41 im Jahr 1980, 3,5 im Jahr 1974 und 1,7 im Jahr 1933.
Dagegen erinnert das aktuelle Verhältnis eher an das des Zwischenhochs von 2008 bei 13,15. Damals überstieg der Goldpreis zum ersten Mal die psychologisch wichtige 1.000 US$-Marke, um dann zunächst zu korrigieren und sich in den darauffolgenden drei Jahren noch einmal zu verdoppeln.
Vor diesem Hintergrund tendiert mein langfristiges Preisziel über die kommenden Jahre in Richtung 5.000 bis 6.000 US$ pro Unze. Die Frage, ob wir vorher noch eine Korrektur sehen (die ich als erfreuliche und eine der letzten wirklich guten Einstiegsgelegenheiten betrachten würde) hängt natürlich davon ab, ob wir in diesem Jahr noch ein schlimmeres Ereignis zu erwarten haben, als die aktuelle und bereinigende Korrektur am US-Aktienmarkt.
Sollten die USA auf eine massive Konjunkturabschwächung zulaufen oder ein erschütterndes geopolitisches Ereignis stattfinden, könnte dies zunächst zu Panikverkäufen führen und Gewinnmitnahmen im Gold zur Deckung der Verluste in anderen Märkten. Hernach dürfte Gold aber zu den gefragtesten Assets überhaupt gehören, angesichts seines Status als Absicherungselement Nummer 1.
Zentralbanken gehen taktisch vor
Sie haben zuletzt viel über die Rolle der Zentralbanken bei der Goldpreisentwicklung gesprochen. Wie stark schätzen Sie den Einfluss ihrer Käufe auf den Goldpreis ein und warum diversifizieren sie Ihrer Meinung nach verstärkt in Gold?
Miriam Kraus: Die Zentralbanken sind und waren in den letzten Jahren der wichtigste Unterstützungsfaktor für den Goldpreis – und das lange bevor das Gros der westlichen Anleger auf den Gold-Zug aufgesprungen ist. Aber die Zentralbanken stützen den Goldpreis auch nach unten ab. Dies hat man im vergangenen Jahr sehr deutlich gesehen, als die Zentralbanken um die Marke bei 2.600 US$ im 4. Quartal 2025 wieder verstärkt als Käufer auftraten, auch die chinesische Zentralbank, die einige Zeit pausiert hatte, kehrte da offiziell als Goldkäufer zurück.
Hier sieht man, dass die Zentralbanken auch taktisch vorgehen beim Goldkauf. Aber insgesamt haben sich deren Gründe für die Diversifizierung in Gold und aus dem Dollar heraus mit der Trump-Regierung eher noch verstärkt. Die USA verspielen im Moment auf bemerkenswerte Weise Vertrauen – und das nicht nur bei den eigentlichen Verbündeten.
Aber grundsätzlich hat sicher der Umgang mit den russischen Vermögen die Sorge vor der Willkür in Bezug auf Devisenguthaben und damit den Diversifikationswillen verstärkt. Hinzu kommen aber noch weitere Faktoren: Angesichts der vielfältigen wachsenden geopolitischen Risiken wird nationale Absicherung zunehmend wichtiger, vor allem wenn die Goldreserven im eigenen Land gehalten werden.

Miriam Kraus Goldherz Report
Welche Rolle sollte Gold derzeit in einem diversifizierten Anlageportfolio spielen und warum?
Miriam Kraus: Ich befürworte generell eine Absicherung in physischem Gold (und Silber) in Höhe von 10% des Vermögens. In unsicheren Zeiten – wie aktuell – kann diese Absicherung auch auf 15% aufgestockt werden.
Für viele junge Anleger mag Gold wie ein Relikt aus alten Zeiten wirken, aber Gold ist DER Absicherungs-Rohstoff schlechthin. Vermögensabsicherung ist der stärkste Nutzen, den Gold hat. Und hier sind wir bereits an einem sehr wichtigen Punkt. Rohstoffe im Allgemeinen bieten einen wichtigen Faktor, den keine andere Anlageklasse aufbieten kann: Dadurch, dass Rohstoffe immer einen realen Nutzen haben, werden sie niemals wertlos!
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