Auden AG: Achtung, fette Blase!

Marc Rendenbach
08.06.16

Erst wollte man mit Mode viel Geld verdienen, nun sollen es Beteiligungen an Start-ups richten: Die vielen noch als Kilian Kerner bekannte Auden AG (WKN: A16144) macht wieder mit vollmundigen Ankündigungen auf sich aufmerksam, doch fundamental zeigt sich ein ernüchterndes Bild. Der extrem aufgeblasene und wohl eher künstlich hochgezogene Aktienkurs dürfte früher oder später wieder auf dem Boden der Tatsachen landen.

Mit einer bilanziellen Überschuldung von mehr als 2,2 Millionen Euro zum Halbjahresende 2015 stand Kilian Kerner seinerzeit schon kurz vor der Pleite, doch reihenweise fragwürdige Kapitalerhöhungen hielten das Unternehmen aus dem Entry Standard stets so gerade über Wasser.  Fakt ist: Die schräge Kilian-Kerner-Mode des gleichnamigen Designers kommt nicht an. Die Umsätze mit der Mode blieben zuletzt im sechsstelligen Bereich und Besserung ist kaum in Sicht. Um das eingesetzte Kapital der Geldgeber zu retten, muss nun eine neue Story gesponnen werden.

Nachdem das Unternehmen im Zuge der Restrukturierung Ende letzten Jahres eine Finanzierungsrunde über 2,5 Millionen Euro abschloss und gleichzeitig betonte, dass weitere Kapitalerhöhungen nicht geplant seien, folgten genau diese im März sowie im aktuellen Monat Juni. Nach anhaltender Verwässerung beläuft sich die Zahl der ausstehenden Auden-Aktien mittlerweile auf 6,7 Millionen, was der ehemaligen Kilian Kerner AG auf Basis des aktuellen Börsenkurses von circa 3,50 Euro eine aufgeblasene Bewertung von rund 23,5 Millionen Euro einbringt. Zu berücksichtigen ist, dass die im vergangenen Dezember ausgegebenen 2,5 Millionen neuen Aktien zum Preis von lediglich einem Euro platziert wurden. Die folgenden Kapitalerhöhungen zum Preis von 1,50 Euro und 4 Euro könnten da schon fast als Augenwischerei betrachtet werden, denn nennenswerte operative Erfolge konnte die Auden AG in der Zwischenzeit noch nicht erzielen. So muss sich zeigen, ob die bisher vermeldeten Beteiligungen an dem kleinen Web-Marketing-Spezialisten Interstruct AG sowie dem bisher noch kaum etablierten Finanzdienstleister OptioPay tatsächlich den erhofften Erfolg bringen.

Chef rührt Werbetrommel

Erschreckend ist die Aggressivität, mit der Auden sein jüngstes Investment und indirekt sogar seine Aktien anpreist. Auden-CEO Christofer Radic, über die Auden Group GmbH zugleich neuer Großaktionär der Börsengesellschaft, hält bei OptioPay «eine Unternehmensbewertung von über 500 Millionen Euro auf Sicht von zwei Jahren für absolut realistisch». Die aktuelle, mickrige 10%-Beteiligung Audens sei noch auf Basis von 15 Millionen Euro Gesamtwert erfolgt, heißt es. Es folgt eine weitere Aussage, die zweifellos aus einem schmierigen Börsenblatt stammen könnte: «Mit OptioPay und den weiteren, in Kürze stattfindenden Beteiligungen, sehen wir nun den Börsenwert der Auden AG bei über 100 Millionen Euro auf Sicht von zwölf Monaten». Mit seriöser Kapitalmarktkommunikation hat das nichts mehr zu tun. Abzuwarten bleibt, wie lange und zu welchen Konditionen sich noch neue Gelder im Rahmen weiterer Kapitalerhöhungen auftreiben lassen. Ohne frische Liquidität dürfte es hier schnell zu einem Investitionsstau kommen, der die Blase zum Platzen bringt.

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