Paion mit Kapitalerhöhung und US-Partner: Nur ein Panik-Deal?
Die Märkte brechen nach dem Brexit-Votum zusammen - und auch Paion (WKN: A0B65S) blieb von den Turbulenzen nicht verschont. Trotz der bereits guten Nachrichten Ende letzter Woche ging es für das Biotech-Papier heute kurzzeitig auf ein neues Viermonatstief bei 1,55 Euro. Doch heute Abend sieht die Lage überraschenderweise schon wieder ganz anders aus: Die Aktie schießt wieder mal steil nach oben und überspringt deutlich die Marke von 2 Euro. Der Grund: Paion hat einen neuen Lizenzdeal verkündet.
Für Paions ultrakurz wirksames Anästhetikum Remimazolan gibt es endlich einen US-Partner zur weiteren Entwicklung und Vermarktung. Nach den positiven Zwischendaten aus der laufenden Phase-3-Studie bei Koloskopie-Patienten ist das zwar keine Überraschung, doch kommt die Meldung im aktuellen Umfeld sicherlich eher unerwartet. Für die Lizenzvergabe erhält Paion von der irischen Pharmagruppe Cosmo Pharmaceuticals eine Vorauszahlung in Höhe von 10 Millionen Euro, bis zu 42,5 Millionen Euro an Meilensteinzahlungen sowie Lizenzgebühren auf die zukünftigen Nettoerlöse von Remimazolan in den USA zwischen 15 und 25%.
Der Zeitpunkt des Vertragsabschlusses erscheint bei genauerer Betrachtung keineswegs überraschend, da er mit einer von uns lange erwarteten Kapitalerhöhung verbunden ist und diese angesichts der jüngsten Verwerfungen an den Finanzmärkten bei weiterer Verschiebung wohl mit noch ungünstigeren Konditionen verbunden gewesen wäre. Die Cosmo-Tochter Granell Strategic Investment Fund wird der Meldung zufolge 10 Millionen Euro an Eigenkapital in Paion stecken und mit einer Beteiligungsquote von rund 9% zum größten Einzelaktionär aufsteigen. Insgesamt werden zunächst 5.064.194 neue Aktien ausgegeben; der Platzierungskurs der Kapitalerhöhung liegt bei 1,90 Euro.
Nach dem neuesten Deal dürfte sich erstmal Erleichterung unter Paion-Anlegern breitmachen, da die Geldsorgen bei der Biotechschmiede begraben erscheinen. Dennoch bremst die Kapitalmaßnahme einen noch heftigeren Kursanstieg aus. Zudem sei angemerkt, dass Cosmo ein sicherlich eher weniger bekannter Name ist und Paion sich hier möglicherweise für eine notgedrungen schnellere, aber nicht unbedingt bessere Alternative entschieden hat. Potenzielle Neueinsteiger sollten den heute angekündigten neuen Ausblick für 2016 abwarten, dessen Veröffentlichung zeitnah erfolgen dürfte.
Spottbillige Biotech-Alternative - nach dem Brexit noch billiger!
Deutlich interessanter auf Sicht von wenigen Monaten bleibt für uns das Nasdaq-Papier von Biodel (WKN: A1JZU5). Die Aktie gibt’s aktuell wieder weit unter ihrem Netto-Cash-Wert, was eine absolute Seltenheit darstellt und angesichts der Aussichten einem Geschenk gleichkommt. Im dritten Quartal steht bei Biodel ein Merger mit dem AstraZeneca-Spin-out Albireo Pharma und damit verbunden auch eine Umbenennung an. Albireo besitzt eine hochinteressante Pipeline an weit forgeschrittenen, teilweise vollkommen konkurrenzlosen Wirkstoffen und hat führende Venture-Capital-Firmen aus der Pharmawelt wie Phase 4 Partners, TPG Growth und TVM Capital als Ankeraktionäre hinter sich. In Zusammenhang mit dem angekündigten Merger hat sich das hochkarätige Investorenkonsortium dazu verpflichtet, weitere 10 Millionen USD in Albireo zu investieren. Ebenfalls ein klares Signal: Mit Ron Cooper konnte Albireo im letzten Jahr den langjährigen Europachef des Branchenriesens Bristol-Myers Squibb für den CEO-Posten gewinnen.
Für Biodel-Aktionäre spannend: Sie sollen mindestens 33% am fusionierten Unternehmen halten, was auf Basis des aktuellen Biodel-Kurses von circa 0,30 USD sowie der Marktkapitalisierung von nicht mal 20 Millionen USD bedeuten würde, dass auf Albireo-Eigner lediglich ein Börsenwert 40 Millionen entfällt. Dies erscheint mehr als korrekturbedürftig, da Albireos Aktionäre zum Zeitpunkt des Mergers allein nach dem 2008 erfolgten Spin-out schon 50 Millionen USD in Albireo investiert haben werden und die Entwicklung der klinischen Assets bis dato hervorragend verlief. Ein Börsengang an der Nasdaq hebt für gewöhnlich einen weiteren signifikanten Wert. Klar ist: Albireos renommierte Großaktionäre dürften nicht grundlos weitere Mittel bereitstellen, wenn sie an einem zeitnahen Exit interessiert wären. Ein kurzfristiger Verkauf ist aufgrund einer 180-tägigen Lockup-Vereinbarung ohnehin nicht zulässig.
Kurskatalysatoren in 2. Jahreshälfte
Auf Seiten Albireos scheint man also überzeugt, dass die kommenden Meilensteine für höhere Bewertungen sorgen. So erwartet Albireo in der zweiten Jahreshälfte Daten aus zwei laufenden Phase-3-Studien seines in Japan bereits verpartnerten Wirkstoffs gegen chronische Verstopfungen. Für Europa und die USA soll ein weiterer Partner gefunden werden. Für Albireos Leitwirkstoff A4250, der bei schwerwiegenden Lebererkrankungen bei Kindern zum Einsatz kommt, stehen abschließende Phase-2-Daten an. Da es sich beim laufenden Programm um eine Open-Label-Studie handelt, konnten bereits erste Zwischenergebnisse begutachtet werden, die auf ein positives Gesamtresultat hindeuten. Mit diesen Daten ist noch für das laufende Jahr ein Meeting mit der US-Gesundheitsbehörde FDA geplant, um den Pfad für eine finale Pivotal-Studie abzustecken, deren Finanzierung durch den hohen Cashbestands Biodels bereits gesichert wäre. A4250 eignet sich laut Angaben Albireos für einen sogenannten “Priority Review Voucher” der FDA, was für das Unternehmen mittelfristig einen zusätzlichen, massiven Geldregen bedeuten könnte.
In den kommenden Wochen soll nun Biodels Aktionärsversammlung den Merger beschließen, was der Aktie bereits kräftig Leben einhauchen sollte. Da der Wert derart günstig ist und die Rahmenbedingungen des bevorstehenden Mergers so vielversprechend sind, bleibt Biodel für uns der Top-Biotechtipp des Jahres. In unserem Track Record dürfte sich der Wert folgerichtig weit oben einreihen.
Interessenkonflikt
Der Autor dieser Publikation hält zum Zeitpunkt der Veröffentlichung Aktien des hier besprochenen Unternehmens Biodel und hat – wie andere Aktionäre auch – eventuell die Absicht, diese – auch kurzfristig – zu kaufen oder zu veräußern und könnte dabei insbesondere von erhöhter Handelsliquidität profitieren. Hierdurch besteht konkret und eindeutig ein Interessenkonflikt. Bitte beachten Sie unseren vollständigen Haftungsausschluss und weitere Hinweise gemäß §34b Abs. 1 WpHG in Verbindung mit FinAnV (Deutschland) unter: sharedeals.de/haftungsausschluss.