Paion: Weiterhin nur eine Zocker-Aktie?

Für Aktionäre der Paion AG (WKN: A0B65S) war 2016 ein volatiles Jahr. Zwischen 1 und 3 Euro wurde jedes Niveau einmal getestet. Weiter leidet der Kurs unter dem Debakel von 2007, als ein viel versprechendes Medikament zur Behandlung von Schlaganfall keine Wirksamkeit nachweisen konnte. Seither konzentrierte man sich bei Paion auf die Entwicklung von möglichen Nachfolgern und hat zumindest ein interessantes Präparat in petto.

Möglicherweise nur noch 1-2 Jahre vor einer Zulassung befindet sich das Narkose-Medikament Remimazolam, welches zurzeit mit höchster Priorität entwickelt wird.

Fokus auf ein Medikament mit erheblichem Zeitgewinn bei Behandlungen

Das Aachener Unternehmen entwickelt das Benzodiazepin-Mittel als ultrakurz wirksames Anästhetikum. Es soll weit weniger Risiken und einen zusätzlichen Zeitgewinn für Ärzte und Patienten ermöglichen. So können Patienten nach einer OP oft mehrere Stunden früher vollkommen wach sein und umgehend nach Hause gehen als mit den bislang angewendeten Wirkstoffen. Der Erfolg zeigte sich hier zuletzt im Vergleich zum bekannten Mittel Midazolam, das bei der prozedualen Sedierung eingesetzt wird wie bei Darmspiegelungen.

Mit Remimazolam konnte bereits nach vier Minuten mit dem Eingriff begonnen werden, während das Vergleichsmittel eine knapp zwanzigminütige Einwirkzeit benötigte. Bei dem insgesamt rund einstündigen Standardeingriff ist das ein erheblicher Effizienzgewinn.

Für die als weiter entscheidende Zulassung in der Allgemeinanästhesie musste man Anfang des Jahres einen Rückschlag einstecken. So brach das Unternehmen im Februar die für den EU-Markt entscheidende Phase III-Studie für Herzchirurgie-Patienten ab. Seitdem versucht man die Wogen zu glätten. Es laufen zudem weitere Studien in den Phasen I und II für Japan und die EU. In Japan wurde seinerzeit bereits eine Phase-III-Studie in der Allgemeinanästhesie erfolgreich abgeschlossen. Im US-Markt schreitet eine Phase III-Studie im Anwendungsfeld der Kurzsedierungen (Koloskopie) langsam, aber stetig voran.

Schwierigkeiten bei der Vermarktung

Was die Zulassungen und Partnersuche betrifft, präsentierte Paion zuletzt ebenfalls eher gemischte Ergebnisse. So scheint man insbesondere Schwierigkeiten zu haben, den interessanten Markt in Asien und insbesondere Japan zu erschließen. In China benötigte der Lizenzpartner Yichang Humanwell fast ein Jahr, nur um die Patientenrekrutierung für eine erste Phase-I Studie abzuschließen und in Japan zog sich der Kooperationspartner Ono Pharmaceuticals im November 2014 zurück, ohne dass bisher ein passender Ersatz gefunden wurde.

US-Lizenz an Cosmo Pharma als Rettung in letzter Minute

Trotz dieser steinigen Entwicklungen gab es in den letzten Monaten dennoch einen Hoffnungsschimmer, der die Aktionäre wieder optimistischer stimmte. In Form des Einstiegs des irisch-niederländischen Pharmawertes Cosmo, der sich die US-Rechte an Remimazolam für 10 Mio. USD als Vorauszahlung, weitere Meilensteinzahlungen sowie zukünftige Royalties sicherte. Ohne Cosmo wäre die Finanzierung von Paion für 2017 fraglich geworden. Jetzt besitzt man wieder ausreichend Liquidität und Cosmo als größten Einzelaktionär mit knapp 10% Firmenanteilen.

Cosmo selbst veranstaltet am Dienstag, 29. November, einen Investorennachmittag und wird sich von 15:00 bis 18:00 Uhr präsentieren und seine Pipeline vorstellen. Es ist bisher nicht bekannt, ob sich Cosmo über Paions Remimazolam äußern wird. Sollte dies der Fall sein, so könnte es zu kurzzeitig positiven Effekten für die Paion-Aktie kommen.

Paion interessant für Spekulationen in 2017

Obwohl wir die positiven Entwicklungen von Paion anerkennen und den Aktionären wünschen, dass sich weitere positive Entwicklungen abzeichnen, die vor allem in einer beschleunigten Zulassung resultieren, ist es zurzeit noch zu früh, um eine zuverlässige Prognose abzugeben. Idealerweise wird Remimazolam 2018 den US-Markt betreten und zeitverzögert außerdem die EU-Zulassung bekommen. Doch in der Vergangenheit wurden allzu optimistische Erwartungen immer wieder mit Rückschlägen bestraft und auch heute sieht die Entwicklung nicht geradlinig aus.

Die Analysten von First Berlin Equity Research sehen immerhin ein Kursziel von 4,60 €. Auch die "Experten" von Der Aktionär rühren immer wieder kräftig die Werbetrommel, was beim konservativen Anleger einen faden Beigeschmack hinterlässt.

Klar ist: Ohne weitere, stark verwässernde Kapitalerhöhungen  besitzt  die Aktie ein erhebliches Potenzial, das sich schon im nächsten Jahr langsam entfalten könnte. Jedoch bestehen leider immer noch unkalkulierbare Risiken und die Gefahr, dass die positiven Erwartungen einmal mehr enttäuscht werden. Mit einer Marktkapitalisierung von circa 134 Millionen Euro ist einige Phantasie bereits eingepreist. Foppt Remimazolam möglicherweise doch noch, wäre die Firma am Boden und es bestünde Totalverlustrisiko.

Darum ist Paion aktuell nur ein Wert für Zocker und Spekulanten, welche die Ungewissheit bezüglich der Studienverläufe akzeptieren können. Als langfristige Anlage eignet sich das Papier hingegen nur bedingt. Wir haben außerdem stets bessere Alternativen im Programm.

Bessere Alternativen

Leser von sharedeals.de haben im laufenden Jahr gleich mehrfach Kursgewinne von teilweise mehreren 100% mit Biotech-Werten erzielt. Unsere Entdeckung Albireo Pharma (WKN: A2DF99) lag zwischenzeitlich bereits 300% über dem Niveau zum Zeitpunkt unserer Erstvorstellung, damals noch unter dem Namen Biodel. Mittlerweile ist Albireo eine der am stärksten in Deutschland gehandelten Biotechaktien aus den USA.

Bei KalVista Pharmaceuticals (WKN: A2DG49) wurden nun die ersten 50% erklommen und wie angekündigt die Zweistelligkeit im Kurs erreicht. Hier könnte angesichts des minimalen Freefloats noch Luft nach oben bestehen. OncoGenex (WKN: A0Q8G8) klettert ebenfalls wie erwartet Stück für Stück nach oben. Jederzeit können hier nun wegweisende News für Kursfurore sorgen. Die Firma prüft seit einigen Monate strategische Optionen. Spannend bleibt zudem Eleven Biotherapeutics (WKN: A1XD53), deren Kurs sich nach unserem Tipp kurzerhand verdoppeln konnte, mittlerweile wieder auf einem fundamental sehr attraktiven Niveau angelangt ist.

Interessenkonflikt
Der Autor dieser Publikation hält zum Zeitpunkt der Veröffentlichung Aktien des hier besprochenen Unternehmen Albireo Pharma, KalVista Pharmaceuticals, OncoGenex Pharmaceuticals und Eleven Biotherapeutics und hat die Absicht, diese – auch kurzfristig – zu veräußern und könnte dabei insbesondere von erhöhter Handelsliquidität profitieren. Hierdurch besteht konkret und eindeutig ein Interessenkonflikt. Bitte beachten Sie unseren vollständigen Haftungsausschluss und weitere Hinweise gemäß §34b Abs. 1 WpHG in Verbindung mit FinAnV (Deutschland) unter: sharedeals.de/haftungsausschluss.

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