Rocket Internet: Wie lange geht der Kursverfall noch weiter?

Marc Rendenbach
16.03.17

Rocket Internet (WKN: A12UKK) steht mit seinem Aktienkurs nahe am Allzeittief. Trotzdem weist die Internet-Beteiligungsgesellschaft noch mehr als 2,5 Milliarden Euro Börsenwert auf. Bei allen Chancen überwiegen die Risiken.

Böse Zungen behaupten, die Samwer-Brüder sehen überall nur Milliarden, vergessen aber darauf hinzuweisen, dass es sich um Milliardenlöcher handelt. Dazu passt, dass der Aktienkurs ihrer Beteiligungsfirma, Rocket Internet, nach dem IPO 2014 immer weiter in den Keller rauscht.

Dem Großaktionär Investment AB Kinnevik, der bisher 13% am Unternehmen hielt sowie 32% an der Ex-Rocket-Beteiligung Zalando, hat nun einen Schlussstrich gezogen und sich von der Hälfte seiner Beteiligung, insgesamt 10,9 Mio. Aktien, getrennt.

Die Rocket-Internet-Papiere haben darauf sehr negativ reagiert und in den letzten Wochen noch einmal deutlich an Wert eingebüßt. Der Kurs steht nun mit 16 € erheblich unter dem einstigen Ausgabepreis der Aktie von 42,50 €. Im Zuge der Anfangseuphorie wurden einst sogar Spitzenkurse von knapp 60 € erreicht.

Wer sich vom damaligen Optimismus anstecken ließ, verlor bisher 70% seines Kapitals.

Kopfschütteln bei der Bewertung von Beteiligungen

Wie Rocket Internet bewertet werden sollte, ist leider gar nicht so leicht feststellbar. Spektakulär sind die Bewertungen, die man für einzelne Beteiligungen ansetzt durchaus.

Beim "Food-Box-Versender" Hellofresh konnte man im Dezember zum Beispiel einen Deal unterzeichnen, der dort für eine Finanzspritze von 85 Mio. Euro sorgte. Laut Informationen der Wirtschaftswoche investierte dabei sogar ein Staatsfonds von Qatar. Bemerkenswert war, dass Hellofresh hierbei mit astronomischen 2 Mrd. Euro bewertet wurde. Damit würde allein die 53%-Beteiligung an Hellofresh etwa 40% des gesamten Börsenwertes der Rocket Internet abdecken. Theoretisch.

Im Grunde ist Hellofresh aber nur ein Rezeptbuch mit angeschlossenem Lieferdienst für massiv überteuerte Lebensmittel. Das schert die bundesweiten "Koch-Nerds" offensichtlich nicht, denn mittlerweile werden bei dem Berliner Start-up dreistellige Millionenumsätze erzielt. Obgleich mit horrenden Anlaufverlusten.

Als werthaltig könnte sich vielleicht auch die Haushaltshilfeplattform "Helpling" erweisen, die einen Online-Buchungsservice für Putzhilfen betreibt.

Schnäppchenjäger aufgepasst

Obwohl Hellofresh oder Helpling nur zwei von vielen Beteiligungen sind und dementsprechend der Börsenwert von Rocket Internet relativ günstig anmutet, zumal noch weitere bekannte Marken wie Home24 oder die Online-Bestellplattform Delivery Hero zum Beteiligungsportfolio zählen (siehe Portfolio von Rocket Internet), warnen wir vor vorschneller Euphorie. Aktuell wurde zudem bekannt, dass Delivery Hero in 2016 anscheinend noch einen riesigen Verlust gemacht hat. Die Deutsche Bank bleibt mit einem Kursziel von 30 Euro dennoch optimistisch.

Der Wert der Beteiligungen ist nur schwer nachvollziehbar und wird dadurch verzerrt, dass zur Finanzierung der Anlaufverluste bei den vielversprechenden Start-ups nur immer ein Bruchteil der hoch aussehenden Bewertungssummen fließt und diese Zahlen somit ein gutes Stück weit "Wunschdenken" sind, die von den Samwer-Brüdern selbst kreiert werden.

Wir werden die Aktie dennoch sehr genau beobachten und im Falle eines erkennbaren Turnarounds möglicherweise auf eine Erholung bauen. Der Aktienkurs ist momentan jedoch nur schwer einschätzbar und ein neues Kurstief zieht nach alter Börsenweisheit schnell das nächste Tief nach sich.

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