Varta: Was verspricht der nächste Batterie-IPO nach Voltabox?
Nur eine Woche nach der Handelsaufnahme beim Akkuhersteller Voltabox (WKN: A2E4LE) und ein gutes halbes Jahr nach dem Börsengang des Herstellers von E-Motor-Wickelmaschinen Aumann (WKN: A2DAM0) stand in dieser Woche der IPO des Mikrobatterieproduzenten Varta (WKN: A0TGJ5) an.
Mit einem Jahr Verspätung hat die Varta AG nun doch ihren lang erwarteten Börsengang geschafft. Gestern wurde die Aktie unter spendabler Ausgabe von Nüssen und Müsliriegeln vor der Frankfurter Börse erfolgreich zum Ausgabepreis von 17,50 € platziert. 8,6 Mio. Anteile wurden hierbei neu ausgegeben. Das bedeutet einen Mittelzufluss von 150 Mio. Euro. 80 Mio. sollen davon in die Ausweitung der Produktionskapazität von wiederaufladbaren Lithium-Ionen-Mikrobatterien und rund 30 Mio. Euro in den Aufbau einer neuen Produktionslinie für Zink-Luft Hörgerätebatterien fließen.
Laut Wertpapierprospekt wurden bei Varta im 1. Halbjahr 2017 Umsatzerlöse von 119,7 Mio. Euro erzielt, immerhin 12% mehr als im Vorjahr. Hierbei profitierte Varta von seiner starken Positionierung in konjunkturunabhängigen Wachstumsmärkten.
Nach dem IPO wird das Management seine Aufmerksamkeit dem neuen Produkt CoinPower widmen. Darunter fallen kleinformatige, wiederaufladbare Lithium-Ionen-Mikrobatterien, die in mobilen Geräten immer stärker verbaut werden. Wer sich für Details interessiert, dem empfehlen wir die Lektüre des lesenswerten Wertpapierprospekts.
Eigentlich sollten sogar bis zu 10 Mio. neue Aktien ausgegeben werden. Doch aus bislang noch unbekannten Gründen wurde das Angebot von den Konsortialbanken trotz hoher Nachfrage gekürzt und der Börsengang um eine Woche vorgezogen. Reagierte man hier womöglich auf die kollabierenden Kurse im Graumarkt?
Obwohl die Aktie offiziell erst seit einem Tag handelbar ist, machten Anleger schon eine Achterbahnfahrt mit. Noch während der laufenden Zeichnungsphase wurden bei Varta Graumarktkurse von bis zu 34 € gestellt, die dann aber in sich zusammenfielen. Nach dem IPO stellten sich erste Kurse von 24 € ein, bevor sich der Preis zuletzt aktuell bei gut 20 € einpendelte.
Wir betonen an dieser Stelle, dass wir die Aktie als relativ teuer ansehen und würden hier nicht vorschnell in eine Euphorie hinein kaufen. Auch die E-Mobility-Phantasie dürfte hier erstmal keine große Rolle sielen, weil Varta seine Zukunft vor allem bei kleinen Knopfbatterien sieht.
Nicht überall wo Varta draufsteht, ist auch Varta drin
Die historisch gewachsene Marke Varta ist bekanntlich seit 1904 im Batteriegeschäft tätig. Allerdings sollten Investoren darauf achten, dass sie die neue Varta AG und die ursprüngliche Varta AG auseinanderhalten. Diese existierte nämlich nur bis 2002 und es fand eine Aufspaltung statt, so dass heute noch weitere Unternehmen jeweils eigene Markenrechte an Varta halten.
Insbesondere ist das Geschäft mit Autobatterien und den kompakten Konsumentenbatterien (AA/AAA), die wir aus dem Supermarkt kennen, nicht Bestandteil der zum Börsengang offerierten neuen Varta AG. Die Automobilsparte befindet sich mittlerweile unter Kontrolle des US-Konzerns Johnson Controls (WKN: A2AQCA) und die Konsumsparte ist Teil eines weiteren US-Unternehmens, der Spectrum Brands (WKN: A1C038).
Das jetzige Varta IPO bezieht sich auf die beiden Geschäftssparten VARTA Microbattery, die Mikrobatterien für die Elektronikindustrie und Medizintechnik fertigt, zum Beispiel für Kopfhörer oder Hörgeräte, und VARTA Storage, welches das Zukunftsgeschäft mit Energiespeichern, beispielsweise für Energiezwischenspeicher für Solaranlagen und Akkus zur Ermöglichung der Elektromobilität, beinhaltet.
Schweizer Small-Cap bleibt strategischer Investor
Wie schon bei den IPOs von Aumann und Voltabox bleibt auch bei Varta ein strategischer Mehrheitseigner an Bord. Der ehemalige Alleingesellschafter Montana Tech Components AG (ISIN: CH0107020692) aus Menziken in der Schweiz, einer Industrieholding im Mehrheitsbesitz des schillerneden Östereichers Michael Tojner, wird nach dem IPO noch knapp 64% an der Varta AG halten. Zum Börsengang wurden 3 Mio. Altaktien aus dem Besitz von Montana Tech verkauft.
Bewertung überzogen - es gibt bessere Aktien!
Die Varta AG wird nach den IPO mit 760 Mio. € bewertet. Das ist bei Wachstumsraten im Bereich von 12% ambitioniert. Zumal die Nettomarge von zuletzt 9% auch nicht zu einem Freudentaumel führt und entsprechend ein KGV von über 30 erwarten lässt.
Auch wenn es altmodisch klingt, sollten Anleger durchaus auch einmal einen Blick auf den Nettobuchwert werfen, der per 30. Juni bei 2,56 € lag und mit dem erwarteten IPO-Erlös auf 5,62 € steigen dürfte. Daraus resultiert ein KBV von 3,5. Für einen dynamischen Wachstumswert wäre das in Ordnung, doch fällt Varta bisher noch nicht in diese Kategorie und muss sich seine Wachstumssporen erst noch verdienen.