Steinhoff: Gibt es bis Dienstag endlich Entwarnung?
Der Handelsriese Steinhoff (WKN: A14XB9) kommt nicht zur Ruhe und auch der Aktie wird bislang kaum eine Verschnaufpause gegönnt - der Abverkauf hält an. Der mittlerweile auf 2,5 Milliarden Euro zusammengeschrumpfte Börsenwert preist bereits jede Menge Fehler in der Bilanz ein. Einzig eine Insolvenz des Konzerns könnte dem Skandal nun noch die Krone aufsetzen. Damit diese nicht droht, soll einem Bericht von Bloomberg zufolge am Dienstag mit den Kreditgebern verhandelt werden. Wir haben die positiven und negativen Aspekte einer Spekulation zusammengestellt:
Negativ:
- Das Ausmaß der möglichen Bilanzmanipulation ist noch unklar; hohe Abschreibungen sind möglich und zu erwarten
- Auch Umsätze könnten geschönt worden sein
- Das Vertrauen der Investoren ist erst einmal dahin und lässt sich nicht mehr so schnell wiederherstellen
- Lieferanten und andere Geschäftspartner inklusive Banken könnten Sorgen um die Liquidität des Konzerns haben und entsprechende Konditionen verlangen
- Institutionelle Anleger, die keinerlei Risiko eingehen, könnten sich weiter aus dem Wert verabschieden und den Kurs belasten bzw. bremsen.
- Leerverkäufer könnten zusätzlich auf den Kurs drücken
Positiv:
- Die gegenwärtige Marktkapitalisierung von nur noch 2,5 Milliarden Euro preist bereits eine riesige Menge an "Luftbuchungen" ein
- Der Konzern versicherte in einer ersten Stellungnahme am Dienstagabend, "dass Steinhoff über eine Zahl an hochqualitativen, profitablen Geschäften rund um die Welt" verfüge und man jetzt darauf achte, den Aktionärswert zu maximieren
- In einer weiteren Stellungnahme vom gestrigen Tage wurde eine zusätzliche Cashzufuhr über circa 2 Milliarden Euro durch den Verkauf von Randgeschäften und einer Kreditrückführung angekündigt. Wenn Steinhoff bereits hierdurch Milliarden und circa 60% der aktuellen Marktkapitalisierung generiert, dürfte das Kerngeschäft noch weitaus mehr Value bergen.
- Die laufende Untersuchung fokussiere sich auf nicht-südafrikanische Assets im Wert von 6 Milliarden Euro. Selbst bei einer nicht cashwirksamen Totalabschreibung dieses Werts käme Steinhoff voraussichtlich immer noch auf ein Eigenkapital in Höhe von über 10 Milliarden Euro, was einem Vielfachen des aktuellen Börsenwerts entspräche.
- Noch im abgelaufenen Geschäftsjahr zahlte der Konzern eine Dividende über insgesamt mehr als 600 Millionen Euro - der Nettocashflow blieb dennoch positiv und spricht für ein grundsätzlich hochsolides Geschäft
- Auf Basis der letzten, ungeprüften Halbjahreszahlen ergäbe sich ein Buchwert von fast 4 Euro je Aktie
- Der neue Interimsboss Christo Wiese ist Multimilliardär und Großaktionär bei Steinhoff und kaufte zuletzt selbst noch zu weitaus höheren Kurse Stücke hinzu. Er dürfte mehr als jeder andere an der Seite der Anleger stehen.
- Der Ausverkauf der Aktie dürfte früher oder später vorüber sein. Auch Leerverkäufer werden ihre Positionen auf kurz oder lang wieder glattstellen müssen. Die Erholung könnte spätestens dann in sehr zügigem Tempo vonstatten gehen.
Interessenkonflikt: Der Autor dieser Publikation hält zum Zeitpunkt der Veröffentlichung Aktien des hier besprochenen Unternehmens Steinhoff International Holdings und hat die Absicht, diese je nach Marktsituation – auch kurzfristig – zu veräußern und könnte dabei insbesondere von erhöhter Handelsliquidität profitieren. Hierdurch besteht konkret und eindeutig ein Interessenkonflikt. Bitte beachten Sie unseren vollständigen Haftungsausschluss.