E.ON und RWE – die beiden DAX-Favoriten!
Schaut man sich die im DAX enthaltenen Aktien zurzeit aus rein charttechnischer Sicht an, kommt man an zwei Werten nicht vorbei: E.ON (WKN: ENAG99) und RWE (WKN: 703712). Dies ist insofern ein wenig verwunderlich, weil ausgerechnet diese beiden Aktien in den letzten Jahren zu den schlechtesten DAX-Aktien überhaupt gehörten.
Wie also kommt es, dass ausgerechnet diese beiden Verliereraktien der vergangen Jahren plötzlich so positiv da stehen? Nun, dazu muss man wissen, dass die Aktien der Energieversorger früher zu den Lieblingen der Anleger zählten. Denn Strom wird immer verbraucht, meistens sogar – allen Aufforderungen zum Energie sparen – von Jahr zu Jahr mehr.
Darüber hinaus hatten sich vier Konzerne (neben E.ON und RWE waren das EnBW und Vattenfall) den deutschen Energiemarkt in einem Oligopol untereinander aufgeteilt. Somit war vielleicht die Kursentwicklung nicht immer herausragend, dafür gab es aber hohe und zugleich sichere Dividenden.
Doch dann kam Fukushima – und Merkels Energiewende!
Doch was ist passiert, dass dies plötzlich nicht mehr so war? Nun, wer schon ein wenig länger an der Börse unterwegs ist, wird es wissen. Es gab einen Tsunami in Asien – und in diesem Zusammenhang kam es zu einem Super-GAU (GAU steht für "Größter Anzunehmender Unfall") im japanischen Atomkraftwerk Fukushima-Daiichi. In dessen Folge entschied Bundeskanzlerin Angela Merkel dann, quasi im Alleingang, den deutschen Atomausstieg – und das, nachdem Sie wenige Wochen zuvor noch eine Laufzeitverlängerung durchgesetzt hatte.
Diese Laufzeitverlängerung war dabei übrigens ein zentrales Wahlversprechen von Merkel gewesen, die noch vor der Bundestagswahl den rot-grünen Atomausstieg hart kritisiert hatte. Man muss sich das mal vorstellen! Da wird eine Partei gewählt, weil deren Spitzenkandidatin den eigentlich ausgehandelten Atomausstieg heftig kritisiert und versprochen hatte diesen rückgängig zu machen. Sie tut das sogar zunächst, rudert jedoch dann aufgrund eines Unglücksfall in einem weit entfernten Atomkraftwerk, der so in Deutschland (mangels Tsunamis) gar nicht möglich wäre, wieder zurück. Absoluter Wahnsinn, oder?
Von wegen politische Börsen haben kurze Beine...
Mit dieser einsamen Entscheidung – Merkel ist inzwischen ja für solch einsame Entscheidungen berühmt – stieß Sie natürlich die Energiekonzerne und deren Manager vor den Kopf. Denn diese hatten sich, dafür kann man sie im vorliegenden Fall nicht mal kritisieren, auf die Aussagen von Frau Merkel verlassen. Niemand, ich betone, wirklich niemand, konnte mit einem solchen Hü und Hott der Bundeskanzlerin rechnen. Allerdings haben sie dann doch etwas zu langsam und schwerfällig auf die neuen Gegebenheiten reagiert. Wobei man da allerdings schon die Frage stellen muss, ob man dies wirklich kritisieren kann.
Denn was wäre gewesen, wenn die Bundeskanzlerin es sich kurze Zeit später erneut anders überlegt und den Ausstieg aus dem Ausstieg aus der Kernkraft verkündet hätte? Mit anderen Worten: Mit einer so unzuverlässigen Art der Politik hat es jeder Konzernlenker schwer. Heute jedoch wissen wir, dass Frau Merkel es sich doch nicht nochmal anders überlegt hat – und vor diesem Hintergrund haben die Topmanager der Energiekonzerne tatsächlich zu langsam reagiert. Inzwischen aber haben sie es getan – und das sogar weitestgehend unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit, was noch zum großen Vorteil der Konzerne und ihrer Aktionäre werden könnte.
E.ON und RWE wollen sich zusammen tun
So hat zunächst einmal E.ON seine alten Kraftwerke in die Tochtergesellschaft Uniper ausgegliedert und diese als eigenständige Gesellschaft an die Börse gebracht. Der Konzern wollte sich fortan auf die zukunftsträchtigeren "Erneuerbaren Energien" konzentrieren. Den genau umgekehrten Weg ging hingegen RWE. So wurde hier das moderne Geschäft mit "Erneuerbaren Energien" in die Tochtergesellschaft Innogy ausgelagert und als eigenständiges Unternehmen an die Börse gebracht. Im RWE-Konzern selbst behielt man dagegen das alte Geschäft, also beispielsweise die Kohlekraftwerke.
Das Kalkül von E.ON war, dass den "Erneuerbaren Energien" die Zukunft gehören sollte. Das Kalkül von RWE dagegen war, dass man alleine mit Solarenergie und Windkraft nicht ganz Deutschland zuverlässig mit Energie versorgen kann, Stichwort: Grundlastfähigkeit. Durch diese unterschiedlichen Ansätze war jedoch klar, dass E.ON und Innogy sich perfekt ergänzen würden. Darum war insbesondere die Innogy-Aktie an der Börse sehr gefragt. Und tatsächlich ging die Spekulation der Anleger auf und E.ON strebte einen Zusammenschluss mit Innogy an. Inzwischen ist dieser Deal beschlossene Sache, es fehlt nur noch die Zustimmung des Kartellamts.
Genau das ist jedoch der Pferdefuß an dieser Geschichte. Denn die Übereinkunft von E.ON und RWE sieht vor, dass E.ON Innogy übernimmt. Anschließend geht jedoch das komplette Energieerzeugungsgeschäft an RWE, wohingegen der komplette Betrieb des Stromnetzes an E.ON geht. Somit wird RWE der neue große deutsche Energieerzeugungskonzern, der Energie sowohl mit alten Kern- und Kohlekraftwerken wie auch mit Hilfe "Erneuerbaren Energien" erzeugt. E.ON dagegen wird zum neuen großen Stromnetzbetreiber. Zugleich erhält RWE jedoch noch eine Beteiligung in Höhe von ca. 1/6 des Aktienkapitals an E.ON.
Beide Konzerne können nicht mehr ohneeinander
Damit sind beide Konzerne sehr eng miteinander verbunden. Denn wer – wie RWE – Energie erzeugt, muss diese auch an den Verbraucher bringen und das kann nur E.ON. Ein Stromnetz ohne Strom aber ist genauso wenig sinnvoll, so dass umgekehrt auch auch E.ON von RWE abhängig ist. Der größte Gewinner dieses Deals ist aber meines Erachtens RWE, weil sie ja zusätzlich auch noch 1/6 des Aktienkapitals an E.ON halten wird. Für beide Konzerne ist dies also eine absolute Win-Win-Situation.
Anders sieht das jedoch aus Sicht der Energieverbraucher aus. Denn nicht nur, dass sich beide Konzerne keine Konkurrenz mehr machen. Vielmehr arbeiten sie sogar so eng zusammen, dass man durchaus überlegen könnte eines Tages einen großen Konzern aus beiden zu formen. Kein Wunder also, dass die verbliebenen Konkurrenten derzeit Sturm gegen dieses Projekt laufen und das Kartellamt auffordern diese Zusammenarbeit so zu untersagen. Aus Sicht der Verbraucher kann man nur hoffen, dass sie damit erfolgreich sein werden. Aus Sicht der Aktionäre hingegen ist dieser Deal das beste, was passieren konnte.
Fazit: Wer sich als Verbraucher schützen möchte, sollte die Aktien kaufen
Vermutlich wird dieser Deal am Ende jedoch, wenngleich ggf. unter gewissen Auflagen, vom Kartellamt genehmigt werden. Damit können sich dann alle deutschen Verbraucher auf weiter steigende Strompreise "freuen" – und das, obwohl wir bereits heute die höchsten Strompreise in Europa, ja fast sogar der ganzen Welt, haben. Allerdings sind die deutschen Verbraucher leider in dieser Beziehung auch ein wenig "unclever". Denn wer sich vor steigenden Strompreisen schützen möchte, könnte schließlich einfach Aktien von einem der beiden oder gar beiden Energieversorgern kaufen.
Zumindest diejenigen, die ein wenig Geld beiseite legen können. Ich persönlich würde dabei die Aktie von RWE bevorzugen, zumal man damit ja indirekt auch eine Beteiligung an E.ON kauft. Aber wie dem auch sei, steigende Strompreise werden sicherlich nicht zum Schaden von E.ON und besonders RWE und damit deren Anteilseigner sein. Dies gilt sowohl, was die Kursentwicklung als auch was die Dividende betrifft. E.ON und RWE sind also zurück, auch wenn es sehr lange gedauert hat. Zumindest an der Börse ist diese Botschaft bereits angekommen. Seien Sie daher clever und sammeln Sie diese Aktien an schwachen Tagen ein!
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