RIB Software: Kursrally nach "sehr guten" Geschäftszahlen!

14.02.19

Der größte Gewinner im TecDAX war heute das Papier des Bausoftwareherstellers RIB Software AG (WKN: A0Z2XN) mit einem Kursplus von knapp +10%. Grund hierfür waren die vorgelegten Geschäftszahlen des Unternehmens, die tatsächlich auf den ersten Blick auch sehr gut ausgefallen sind. Meines Erachtens jedoch leider nur auf den ersten Blick.

Denn zwar gelang es der Gesellschaft im vierten Quartal 2018 ihren Umsatz um +56% zu steigern und somit auch die für das Gesamtjahr gesetzten Ziele (124-130 Mio. Euro) mit 137 Mio. Euro zu übertreffen. Andererseits reduzierte sich dabei jedoch die operative EBITDA-Marge auf nur noch 28% (nach über 37% im Vorjahr).

Dennoch erfüllte man auch damit die selbst gesteckten Erwartungen, die mit 20-30% angegeben waren. Besonders betonte das Management jedoch die hervorragende finanzielle Ausstattung des Unternehmens, dessen liquiden Mittel bei 238 Mio. Euro liegen. Ferner zeigte man sich begeistert vom starken Wachstum des Cloudgeschäfts. Einen Ausblick aufs Gesamtjahr 2019 gab es heute jedoch noch nicht. Diesen soll es erst mit Veröffentlichung der endgültigen Geschäftszahlen am 29. März 2019 geben.

Weitere Planungen des Managements

Einen vagen Ausblick auf 2019 gab es dann aber doch. So möchte das Management des Unternehmens um CEO Thomas Wolf die iTWO und MTWO-User-Basis von 3.000 auf 30.000 verzehnfachen. Ferner möchte man parallel dazu über die xYTWO-Plattform-Technologie in Supply Chain-Lösungen investieren, um so die Handels- und Immobilienindustrie innerhalb der Baubranche besser zu erreichen.

Generell sind auch weiter steigende Investitionen in die Forschung & Entwicklung geplant. Dies alles soll zu einem weiterhin hohen Umsatzwachstum bei gleichzeitig hoher Profitabilität führen. Um die Erfolge der Gesellschaft transparenter zu machen, soll es zudem in Zukunft einen IR-Report sowie einen Investor-Tag in Europa, Asien und den USA geben. Auch dies liest sich alles natürlich sehr gut.

Umstellung des Geschäftsmodells führt zu immer gleichen Problemen

Mit diesen vielen Informationen, die ja durchaus nicht unwichtig sind, verdeckt das Management jedoch einen wichtigen Fakt recht geschickt. Nämlich den Fakt, dass zwar der Umsatz stärker als erwartet gesteigert werden konnte, die Profitabilität (gemessen auf Basis der operativen EBITDA-Marge) jedoch nicht mithalten konnte. Da stellt sich natürlich die Frage woran dies lag und was somit zukünftig zu erwarten ist.

Nun, schaut man sich andere Softwarekonzerne, selbst SAP, mal an, dann stellt man recht schnell fest, dass diese phasenweise mit den gleichen Problemen zu kämpfen hatten. Denn durch die Umstellung auf die Cloud und das Software-as-a-Service (SaaS)-Geschäftsmodell, kommt es zu gewissen Verschiebungen in der Umsatz- und Gewinnentwicklung. Anders als beispielsweise seinerzeit jedoch SAP, wurde die RIB Software heute nicht dafür abgestraft. Anleger haben dies also wohl verstanden.

Den Tatsachen ins Auge sehen!

Allerdings sollte man den Tatsachen schonungslos ins Auge sehen. Die Umsatzentwicklung im Geschäftsjahr 2018 war gut, da sogar einen Tick besser als erwartet. Überragend war sie aber nicht. Die vergleichsweise schwache Gewinnentwicklung lässt sich durchaus mit der Umstellung auf ein neues Geschäftsmodell erklären, diese sollte aber langsam zum Abschluss kommen. Noch gibt es zwar keine konkrete Prognose des Managements für das Geschäftsjahr 2019.

Die vagen Prognosen deuten aber zumindest schon heute daraufhin, dass sie nicht wieder über 30% steigen wird. Eine operative EBITDA-Marge von maximal 30% ist jedoch für einen Softwareanbieter, selbst im Transformationsprozess, nicht gerade sensationell. So schaffen gleich reihenweise US-amerikanische Software-as-a-Service Anbieter deutlich höhere EBITDA-Margen als RIB Software, obwohl das Unternehmen ja eigentlich über eine sehr gute Marktstellung verfügt.

Fazit: Die Aktie erscheint günstig bewertet, jedoch aus gutem Grund!

Auf Basis dessen, was ich heute von RIB Software gelesen und gehört habe, rechne ich für 2019e mit einem Jahresumsatz von knapp 160 Mio. Euro bei einer operativen EBITDA-Marge von 30%. Ergo dürfte der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) um 48 Mio. Euro liegen, was schließlich zu einem Jahresüberschuss um 25 Mio. Euro führen sollte. Somit liegt das KGV 2019e bei ca. 26.

Dies wäre eigentlich ein fundamental fairer Wert, die Aktie erscheint weder zu günstig noch zu teuer. Wenn man dann jedoch noch die hohe Nettoliquidität berücksichtigt, wird sie plötzlich günstig. Denn um diese bereinigt würde das KGV 2019e auf ca. 17 sinken. Allerdings bleibt noch die unternehmenseigene Prognose abzuwarten, ehe man dies abschließend bewerten kann. Darüber hinaus halte ich das Unternehmen für nicht gerade vorbildlich geführt, wie ja schon alleine der Blick auf die eher niedrige operative EBITDA-Marge unterstreicht.

Insofern muss man hier abwägen zwischen den durchaus vorhandenen Chancen zur weiteren Entwicklung des Unternehmens sowie der nicht ganz optimalen Unternehmensführung. Wenn ich das tue, komme ich zu dem Schluss, dass die Aktie im Bereich 12,50 bis 13,00 Euro relativ fair bewertet erscheint. Somit stellt der Titel für mich bestenfalls eine Halteposition dar. Kaufen sollte man sie erst bei Kursrücksetzern unter 10,00 Euro, verkaufen kann man sie hingegen in steigende Kurse wie heute. Denn spätestens zwischen 15,00 und 16,00 Euro ist hier wohl der Deckel drauf.

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