Bayer: Kurzfristige Erholung vor dem Ende, aber...
Die Aktie der Leverkusener Bayer AG (WKN: BAY001) stand in den letzten Monaten unter erheblichem Abgabedruck. Grund hierfür war natürlich die Übernahme des umstrittenen Monsanto-Konzerns. Grundsätzlich hielt und halte ich diese Übernahme sogar für sinnvoll. Allerdings scheint die Due Diligence-Prüfung von Monsanto durch Bayer völlig schief gegangen zu sein.
Besonders kritisieren muss man in diesem Zusammenhang übrigens die Juristen des Konzerns. Denn die zahlreichen Klagen gegen Monsanto in den USA waren ja bekannt, wenngleich zuletzt noch einige dazu gekommen sind. Anscheinend sahen die Juristen des Unternehmens darin jedoch kein größeres Problem, was sich inzwischen als Fehleinschätzung erwiesen hat.
Letztlich ist für einen solchen Deal natürlich immer der CEO eines Konzerns, im Falle Bayers also Werner Baumann, verantwortlich. Meines Erachtens steht dieser aktuell jedoch nicht ganz zu Recht in der Kritik. Denn wenn ihm die Juristen des Konzerns, nach eingehender Prüfung, das Go für diese Übernahme gegeben haben, muss er sich auch darauf verlassen können.
Strategisch sinnvoller Deal, aber was haben die Juristen gemacht?
Werner Baumann muss sich, als CEO, natürlich in erster Linie Gedanken um die Strategie des Konzerns machen. Aus rein strategischer Sicht aber war diese Übernahme absolut sinnvoll. Denn so konnte sich Bayer – deren Crop Sciences-Sparte allein auf Dauer viel zu klein gewesen wäre, um auf dem Weltmarkt zu bestehen – sich quasi über Nacht zum Weltmarktführer im Bereich Pflanzenschutz, Saatgut und Schädlingsbekämpfung aufschwingen.
Dabei steht außer Frage, dass dieses Geschäftsfeld generell eine große Zukunft haben dürfte. Denn angesichts der Bevölkerungsexplosion auf unserem Planeten, besonders in Afrika, wird es schon in naher Zukunft wohl kaum noch ohne grüne Biotechnologie gehen. Zumindest dann nicht, wenn man nicht möchte, dass immer mehr Menschen, besonders in der Dritten Welt, verhungern. Dies sollte selbst den Kritikern des Geschäftsmodells klar sein, die ich ja durchaus verstehen kann.
Aktie wegen Gerichtsverfahren in den USA unter erheblichem Abgabedruck
So sinnvoll die Übernahme von Monsanto, übrigens die größte Übernahme die ein deutscher Konzern jemals im Ausland getätigt hat, aus strategischer Sicht auch sein mag, so schlecht lief es für Bayer jedoch bisher. So wurde einem Kunden des Monsanto-Produkts Roundup von einem Gericht in den USA, allerdings in erster Instanz, ein Schadenersatz in Höhe von 289 Mio. US-Dollar zugesprochen, wodurch die Aktie unter starken Abgabedruck geriet. Inzwischen zeichnet sich jedoch ab, dass es nicht bei dieser hohen Schadenersatzsumme bleiben wird.
So wurde der Schadenersatzanspruch des Klägers in der nächsten Instanz bereits deutlich, auf nur noch 78 Mio. US-Dollar, reduziert. Trotzdem hat Bayer auch gegen dieses Urteil Berufung eingelegt. Die Aktie hat sich jedoch bisher nur leicht von den seinerzeit erlittenen Tiefschlägen erholen können. Dies führt dazu, dass sie aktuell so günstig bewertet wird wie schon lange nicht mehr. So wird bspw. ein Jahresumsatz von knapp 40 Mrd. Euro nur noch mit einer Marktkapitalisierung von ca. 67,5 Mrd. Euro bewertet.
Hoher Schuldenstand schreckt Anleger zusätzlich ab, aber...
Neben den laufenden Gerichtsverfahren in den USA schreckt wohl der hohe Schuldenstand von ca. 36 Mrd. Euro viele Anleger ab, zumal bis vor kurzem noch steigende Zinsen befürchtet wurden. Diese Befürchtungen sollten sich inzwischen jedoch diesseits und jenseits des Atlantiks langsam erledigt haben. Übrig bleibt daher eine vergleichsweise niedrige Bewertung für die Aktie eines Weltmarktführers mit einem KUV 2019e von ca. 1,5 sowie einem KGV 2019e von ca. 10.
Bayer CEO Werner Baumann hat gegenüber den Anteilseignern eingestanden, dass man sich durch diese Megaübernahme kurzfristig weiterer strategischer Möglichkeiten beraubt habe. So könne man eine weitere größere Akquisition zur Stärkung der Consumer Health- bzw. Pharma-Sparte derzeit nicht stemmen. Schon deshalb fühlt er sich eine zügigen Reduktion der Schuldenlast verpflichtet. Es ist meines Erachtens davon auszugehen, dass dies gelingen wird, was positiv zu werten wäre.
Fazit: Kurzfristige Erholung vor dem Ende? Das wäre die Kaufgelegenheit!
Im Zuge der Kurserholung am Gesamtmarkt konnte die Aktie der Bayer AG zuletzt deutlich Zugewinne verzeichnen. Gab es die Aktie im Tief Ende Dezember 2018 noch für weniger als 60,00 Euro, kostet sie inzwischen wieder über 72,00 Euro und damit gut +20% mehr. Zwischen 72,00 und 75,00 Euro liegt nun jedoch eine charttechnisch harte Widerstandszone, die der Titel wohl nicht im ersten Anlauf knacken dürfte.
Im "Worst Case" kann es durchaus nochmal in Richtung 65,00 bis 68,00 Euro bzw. sogar in Richtung der alten Tiefs nach unten gehen. Neue Tiefststände sind jedoch unwahrscheinlich, zumindest wenn der Gesamtmarkt nicht völlig weg bricht. Auf lange Sicht stimmen jedoch die Wachstumsperspektiven, angesichts derer die Aktie auch noch ein echtes Schnäppchen ist. Sobald es die Aktie über 75,00 Euro schafft, winken weitere Kursgewinne in Richtung 90,00 Euro sowie 110,00 und zu guter Letzt bis zu 135,00 Euro.
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