European Lithium: Wenn das Wörtchen 'wenn' nicht wäre ...

19.03.19

Die Aktie von European Lithium (WKN: A2AR9A) setzt am Montag zu einem fulminanten Kurssprung über +73,24% an. Bereits am Freitag hatte das Papier kräftig gewonnen. Der Entwickler des Wolfsberg Lithiumprojekts 270 km südlich von Wien möchte allem Anschein nach das zu 100% in Besitz befindliche Projekt bald in Produktion führen.

Nach neuesten Angaben von European Lithium befindet sich die Gesellschaft in "fortgeschrittenen Gesprächen über Abnahmevereinbarungen" und plant die Finanzierung des Projekts. So wurden Gespräche mit "mehreren europäischen Banken" gestartet. Aus unserer Sicht gibt es einige große Hürden, die mit dem Projekt selbst zu tun haben.

Nur mit viel Glück schafft es European Lithium wohl zum Produzenten

Erklärtes Ziel von European Lithium ist es, "der erste Lieferant für batteriefähiges Lithium in einer vollständig integrierten europäischen Batterieversorgungskette" zu werden.

Mit einer vergleichsweise kleinen Ressource und einer laut Vormachbarkeitsstudie geplanten Förderkapazität von 55.000 Tonnen Spodumenkonzentrat pro Jahr scheint der Untertageabbau vergleichsweise klein und wenig wettbewerbsfähig in Hinsicht auf die Kostenstruktur der Open Pit Minen in Australien.

Die Investitionskosten belaufen sich für das Wolfsberg Projekt im Basisfall auf etwa 390 Millionen US-Dollar.

Hier bleibt die Frage offen, wie man zu einem ausgewogenen Kapitalmix kommen will. Aktuell ist European Lithium rund 65 Millionen Euro wert an der Börse. Allein im letzten halben Jahr kamen fast 100 Millionen neue Aktien auf den Markt, hunderte Millionen dürften demnächst dazukommen.

Die Produktionskosten für eine Tonne Spodumen liegen nach Angaben in der im April 2018 veröffentlichten Vorstudie ohne Nebenprodukte bei fast 900 US-Dollar pro Tonne! Das ist unseren Informationen nach in etwa so viel wie der in Hochphase der Lithiumpreise gezahlte Preis für eine Tonne. Die australische Konkurrenz wie Pilbara Minerals oder Altura Mining kann hier mit rund einem Viertel der Kosten kalkulieren.

Zudem scheint die Geologie mit viel Mica-Anteil, zumindest am Rande der geplanten Abbauzone, nicht gerade vorteilhaft.

Laut Vorstudie will man in der Untertagemine durchschnittlich 55.000 Tonnen Spodumenkonzentrat pro Jahr fördern. Diese sollen in einem weiteren Schritt zu 8.400 Tonnen Lithiumhydroxid jährlich verarbeitet werden mit Produktionskosten von 7.160 US-Dollar pro Tonne im Basisfall nach Nebenprodukten.

Nach Überzeugung von European Lithium seien diese Preise durchaus wettbewerbsfähig. Eine Pilbara verfügt nach eigenen Angaben über LCE Produktionskosten (Lithiumcarbonat) in Höhe von rund 4.000 US-Dollar pro Tonne. Bei Major Producers wie SQM aus Chile ist es auch gerne mal die Hälfte (im Fall von SQM ohne Royalties).

Bei European Lithium sind Kapitalmarktprofis am Werk

Der heimliche European Lithium-Chef Müller scheint zwar gut vernetzt zu sein, doch die im direkten Peer Group Vergleich schlechte Wirtschaftlichkeit des Projektes müsste eigentlich gegen die weitere Entwicklung sprechen - zumal wir uns bei Lithium aktuell in einer ungünstigen Phase der zyklischen Entwicklung bewegen und schwer Kapital aufzutreiben ist.

Sektorexperten wie Benchmark Minerals prognostizieren über 2025 hinaus einen Preis pro Tonne Lithiumhydroxid in Höhe von 15.000 US-Dollar. Doch Wolfsberg ist suboptimal für Lithiumabbau und wohl höchstens bei außerordentlich hohen Preisen betriebsfähig.

Da die deutsche Automobilindustrie und die EU mittlerweile auf verlorenem Posten zu stehen scheinen, was die Wertschöpfungskette in der E-Mobilität betrifft, könnten wir uns vorstellen, dass Wolfsberg als subventioniertes "Prestigeprojekt" eine reelle Chance hat.

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