Twitter: Das Lieblingsspielzeug von Elon Musk und Donald Trump

Marc Rendenbach
19.03.19

Es gibt einige Leute auf diesem Planeten, die glauben, dass es Twitter (WKN: A1W6XZ) ohne Donald Trump schon gar nicht mehr geben würde. Tatsächlich scheint es so, als ob der amtierende US-Präsident nicht nur am liebsten, sondern nahezu ausschließlich via Twitter Kontakt mit der Öffentlichkeit hält. Doch mit seiner Vorliebe für Twitter ist er keineswegs allein. Denn auch ein anderer Milliardär scheint Twitter zu lieben, nämlich der Gründer, CEO und Großaktionär von Tesla, Elon Musk.

So liefert sich Elon Musk aktuell sogar einen Schlagabtausch mit der US-Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC). Denn diese warf ihm nach einem Tweet, in dem er eine mögliche Privatisierung von Tesla ankündigte und die Finanzierung als gesichert bezeichnete, Marktmanipulation vor. Daher sollte sowohl er als auch Tesla eine Geldstrafe bezahlen und er musste den Aufsichtsratsvorsitz bei Tesla abgeben.

Darüber hinaus sah der – vor einem US-Gericht geschlossene – Vergleich vor, dass das Unternehmen in Zukunft jeden Tweet von Elon Musk vor der Veröffentlichung kontrollieren müsse. Kürzlich twitterte Musk dann von angeblich 500.000 Elektroautos, die Tesla im laufenden Geschäftsjahr bauen werde, nur um sich kurze Zeit später selbst zu korrigieren. Für die SEC war dieser Tweet ein Verstoß gegen die Auflagen, weshalb sie erneut gegen Elon Musk vor Gericht zog.

Marktmanipulation oder Meinungsfreiheit?

Denn wie Tesla inzwischen bestätigte, hat man seit der damaligen Einigung keine Tweets von Elon Musk vor dem Absenden geprüft. Elon Musk ließ dazu über seine Rechtsanwälte verkünden, dass dies auch nicht notwendig und eine Einschränkung seines verfassungsgemäßen Rechts auf freie Meinungsäußerung sei. Die SEC bezeichnete diese Einlassungen dagegen als lächerlich und sieht den Schutz der Anleger vor Marktmanipulation als wichtiger an. Man darf gespannt sein, wie die Gerichte hier am Ende entscheiden werden.

Wobei es eine ganze Menge Anleger gibt, die keinem Geringeren als US-Präsident Donald Trump gezielte Marktmanipulationen vorwerfen. Schließlich attackiere dieser schon mal Unternehmen wie Boeing, Amazon.com oder zuletzt General Motors (GM) sowie Organisationen wie die OPEC per Twitter. Zudem scheut er sich auch nicht hin und wieder mal Statusmeldungen über die Verhandlungen im Handelsstreit mit China zu veröffentlichen. Aber gegen den US-Präsidenten ermittelte oder ermittelt bis dato in dieser Angelegenheit noch niemand.

Volatile Umsatz-, sehr starke Gewinnentwicklung

Wirft man einen Blick in die Bilanz, stellt man fest, dass Twitter über Assets von gut 10 Mrd. US-Dollar verfügt. Darunter finden sich knapp 1,9 Mrd. US-Dollar Cash/Cash äquivalente Mittel sowie gut 4,3 Mrd. US-Dollar kurzfristig monetarisierbare Investments (wie US-Staatsanleihen). Demgegenüber stehen Verbindlichkeiten in Höhe von „nur“ gut 3,35 Mrd. US-Dollar, davon jedoch mehr als die Hälfte langfristige Schulden. Die Bilanz muss also als extrem stark bezeichnet werden.

Weniger stark ist jedoch das Wachstum, wobei hier in erster Linie das Umsatzwachstum gemeint ist. So konnte Twitter seinen Jahresumsatz von 2015 bis 2018 nur von ca. 2,22 Mrd. US-Dollar auf 3,04 Mrd. US-Dollar steigern, was einem Umsatzwachstum von ca. +37% oder ca. +8,2% p.a. Dabei kam es von 2016 auf 2017 sogar mal zu einem leichten Umsatzrückgang um ca. -3,4%. Besser war da schon die Gewinnentwicklung.

Denn mit einem Nettogewinn von ca. 1,21 Mrd. US-Dollar in 2018 eliminierte Twitter sozusagen die kumulierten Verluste von knapp 1,09 Mrd. US-Dollar zwischen 2015 und 2017. Dabei arbeitete sich der Konzern, inzwischen wieder unter der Führung von Mitgründer Jack Dorsey, sukzessive in die Gewinnzone vor.

Fazit: Ein ähnliches Problem wie Snap!

Aber die inzwischen verbesserte Situation beim Umsatzwachstum sowie das sehr gute, überproportionale Gewinnwachstum, können nicht darüber hinweg täuschen, dass Twitter mit ähnlichen Problemen kämpft wie Snap. Zwar verfügt Twitter über fast doppelt so viele Nutzer wie Snap. Trotzdem fehlt auch hier seit einiger Zeit das entsprechende Nutzerwachstum. So erreichte Twitter mit 336 Mio. monatlich aktiven Nutzer seinen Rekordstand bereits in Q1/2018.

Seitdem ging es über 335 Mio. (Q2/2018) und 326 Mio. (Q3/2018) auf letztlich nur noch 321 Mio. monatlich aktive User im vierten Quartal 2018. Zwar ist Twitter finanziell deutlich stärker aufgestellt als Snap, so dass der Konzern eine Durststrecke deutlich länger überleben könnte als dieser direkte Konkurrent. Auf die Dauer wird eine solche Entwicklung jedoch auch bei Twitter nicht reichen.

Zwar erscheint die Aktie mit einem KGV 2019e von nur ca. 20 fundamental recht günstig bewertet, so dass die Aktie sogar noch über entsprechendes Kurspotenzial verfügen dürfte. Allerdings ist der Marktführer im Bereich der Sozialen Netzwerke, Facebook, mit einem KGV 2019e von ca. 21 nur unwesentlich teurer – aber noch deutlich besser aufgestellt. Aus fundamentaler Sicht wären bei Twitter wohl Kursziele bis mindestens 42,00 US-Dollar angemessen.

Allerdings wirkt das Chartbild ein wenig angeschlagen, so dass eine Erreichung solch fundamental bestimmter Kursziele keineswegs sicher erscheint. Vor dem Hintergrund, dass kein Geringerer als Warren Buffett stets predigt, dass man sich lieber die beste Aktie einer Branche kaufen sollte als die zweitbeste, sollten Anleger eigentlich die Aktie von Facebook der Aktie von Twitter deutlich vorziehen. Zumal Facebook aus meiner Sicht ja ein langfristiger Verdopplungskandidat ist!

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