ProSiebenSat.1 Media – es war einmal ein DAX-Konzern...
Von März 2016 bis März 2018 war die Aktie von ProSiebenSat.1 Media (WKN: PSM777) im DAX. Zuvor hatte sie sich im Wert vervielfacht. Wenige Monate nach der DAX-Aufnahme, im November 2016, erreichte der Titel dann sein Allzeithoch bei knapp 51,00 Euro. Seitdem befindet sich die Aktie in einem bis heute anhaltenden Abwärtstrend, der sich zuletzt sogar noch einmal beschleunigte.
Nachdem sich die Aktie gegenüber ihren Höchstkursen inzwischen fast geviertelt hat, könnte man natürlich auf die Idee kommen, dass sie nun günstig genug für einen Einstieg ist. Zumal doch immer gepredigt wird, dass man an der Börse antizyklisch handeln sollte. Ich wäre damit jedoch noch sehr, sehr vorsichtig. Zumal die langfristigen Aussichten für ProSiebenSat.1 Media definitiv nicht die besten sind.
Wie aber komme ich zu diesem Schluss? Nun, schauen wir uns zunächst einmal die zuletzt gemeldeten Wirtschaftsdaten, besonders für Deutschland bzw. Europa, an. Die am Freitag veröffentlichten Einkaufsmanagerindizes für Deutschland und Frankreich fielen katastrophal aus. Zwar lag der ifo-Index für Deutschland über den Erwartungen, das lag jedoch nur an einer positiven Lage- und Zukunftseinschätzung des Dienstleistungssektors.
Langfristig chancenlos gegen Amazon und Netflix
Wenn jedoch die Wirtschaft unter Druck steht, beginnen Unternehmen zu sparen. Wo aber lassen sich einfacher Einsparungen vornehmen, wenn nicht an den Marketing- und Werbekosten? Daher wird genau das auch getan. So wird beispielsweise auch die TV-Werbung reduziert, was wiederum Unternehmen wie ProSiebenSat.1 oder auch RTL entsprechend trifft. Letztlich sind das jedoch nur die normalen konjunkturellen Schwankungen, die die TV-Konzerne kennen.
Aktuell ist somit sicherlich generell schon kein guter Einstiegszeitpunkt in die Aktien dieser Unternehmen. Doch leider ist das noch längst nicht alles. So wandern schon seit Jahren viele Werbegelder weg von der klassischen Werbung und hinein ins Internet. Facebook oder Google (Alphabet) lassen hier grüßen. Und dann wird das klassische TV-Geschäft auch noch durch neue Videostreaming-Anbieter wie Amazon (Prime Video) oder Netflix attackiert.
Ja, erst kürzlich hat auch noch Apple seinen Einstieg in diesen Markt bekannt gegeben. Zwar halten diese mit eigenen Angeboten wie TV Now (RTL) oder Maxdome (ProSiebenSat.1) dagegen. Allerdings sind das nur nationale Anbieter, die gegen diese internationalen Großkonzerne aus dem Silicon Valley kaum einen Fuß auf den Boden bekommen. Daher steht aus meiner Sicht zu befürchten, dass sie auch langfristig den Kürzeren ziehen werden.
Umsatz- und Gewinnentwicklung zuletzt enttäuschend
Von 2014 bis 2017 gelang es ProSiebenSat.1 Media den Jahresumsatz von 2,9 auf 4,1 Mrd. Euro zu steigern, was einem durchschnittlichen Umsatzwachstum um ca. +12,2% p.a. entsprach. Allerdings ließ das Wachstum von 2016 auf 2017 schon deutlich nach und lag nur noch bei +7,9%. Im gleichen Zeitraum stieg der Gewinn von knapp 350 auf über 470 Mio. Euro, was einem durchschnittlichen Gewinnwachstum um ca. +8% p.a. entsprach. Dabei beschleunigte sich das Gewinnwachstum von 2016 auf 2017, im Gegensatz zum Umsatzwachstum, deutlich auf ca. +17,2%.
Leider stieg im gleichen Zeitraum auch der Schuldenstand des Konzerns von 3,1 Mrd. Euro in 2014 auf 5,4 Mrd. Euro in 2018. Dabei wurden insbesondere in den Jahren 2014 und 2015 ein Großteil der neuen Schulden angehäuft, seit 2016 blieben sie dann fast konstant. Dies zeigt, dass ProSiebenSat.1 Media in guten Zeiten leider wenig Rücklagen aufgebaut hat. So wurden Dividenden teilweise aus der Substanz bezahlt, was sich in einer Krise rächen könnte.
Dies sei an dieser Stelle erwähnt, weil viele die Aktie ja – ganz besonders aufgrund der hohen Dividendenrendite von über 8% – so interessant finden. Diese Dividende ist daher auch keineswegs sicher, wie auch die starken Schwankungen der vergangenen Jahre zeigen. So stieg die Dividende von 1,60 Euro je Aktie in 2014 über 1,80 Euro je Aktie in 2015 und 1,90 Euro je Aktie in 2016 auf 1,93 Euro je Aktie in 2017. 2018 wurde sie dann jedoch deutlich um -38% auf 1,19 Euro je Aktie.
Fazit: Abschwung läuft seit Anfang 2018, aber noch keine Ende in Sicht!
Es würde mich nicht wundern, wenn auch das bereits laufende Jahr 2019 noch keine Trendwende für das Unternehmen und somit die Aktie bringt. So spricht einiges dafür, dass der zyklische Abschwung für die TV- und Werbebranche schon Anfang 2018 begonnen hat und immer noch in vollem Gange ist. Daher scheint es auch noch viel zu früh zu sein, jetzt schon antizyklisch auf die Aktie zu setzen.
Generell muss man jedoch konstatieren, dass die TV-Branche durch das Videostreaming auf längere Sicht ohnehin unter starkem Druck steht. Als langfristige Investition eignen sich Aktien wie ProSiebenSat.1 Media oder die RTL Group somit generell nicht. Durch den kurzfristigen Druck von konjunktureller Seite könnte dies, wenn dieser denn länger anhalten sollte, am Ende sogar gefährlich werden. Die Aktie war schließlich, anno 2009, schon mal ein Pennystock.
Alles in allem würde ich daher davon abraten die Aktie jetzt schon antizyklisch einzusammeln. Aus rein charttechnischer Sicht nämlich hat der Titel mit Bruch der Unterstützung bei 15,00 Euro gerade erst ein frisches Verkaufssignal mit Kursziel 12,00 Euro generiert. Dies ist nun zwar das nächste Kursziel, es muss jedoch noch immer nicht der endgültige Boden sein. Wer mit der Aktie Geld machen möchte, sollte auf starke Tage warten und dann auf fallende Kurse setzen!
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