Nemetschek: Was für eine Erfolgsgeschichte – und sie geht weiter!

29.03.19

Mit Kursgewinnen von über +7% zählt die Aktie des Architektur- und Bausoftwareunternehmens Nemetschek (WKN: 645290) heute zu den größten Gewinnern am deutschen Aktienmarkt überhaupt. Grund für den erneuten Kurssprung heute sind einerseits extrem starke Geschäftszahlen für 2018 sowie andererseits ein nicht minder starker Ausblick auf das bereits laufende Geschäftsjahr 2019. So visiert das Management ein Wachstum beim Umsatz zwischen +17% und +19% an – und möchte trotz hoher Investitionen die EBITDA-Marge zwischen 25-27% halten.

Damit liegt die Umsatzprognose für 2019e bei 540 bis 550 Mio. Euro bei einem Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) zwischen 135 und 148,5 Mio. Euro. Dies wiederum entspricht einem Gewinnwachstum auf EBITDA-Basis zwischen +15,7% und +27,2%, im arithmetischen Mittel also um ca. +21,5%. Wenn man das alles liest, kommt man nicht umhin, in dem Überlebenden des Neuen Marktes eine einzigartige Erfolgsgeschichte zu sehen.

Prinzipiell ist das auch absolut richtig. Allerdings gibt es dabei ein kleines Problem. Dieses Problem nennt sich fundamentale Bewertung der Aktie. Denn selbst wenn Nemetschek im laufenden Geschäftsjahr 2019e das obere Ende der eigenen Prognosen erreichen und zukünftig ähnlich stark wachsen würde, erscheint diese auf den ersten Blick schon ziemlich ambitioniert. So weist die Aktie selbst am oberen Ende der unternehmenseigenen Prognosen zurzeit ein KUV 2019e von ca. 10,3 bei einem KGV 2019e von ca. 47 auf.

Aktien weitestgehend in festen Händen: geplanter Aktiensplitt hilfreich

Für diese hohe Bewertung gibt es meines Erachtens zwei Gründe. Zum Einen handelt es sich bei Nemetschek zweifellos um eines der besten börsennotierten Unternehmen Deutschlands, so dass zahlreiche Anleger die Aktie gerne besitzen möchten. Dementsprechend hoch ist somit die Nachfrage nach Nemetschek-Aktien. Auf der anderen Seite gibt es jedoch leider nur ein ziemlich begrenztes Angebot.

Denn von den ausstehenden 38,5 Mio. Aktien liegt knapp die Hälfte (48,4%) bei der Nemetschek Vermögensverwaltungs GmbH & Co. KG. Weitere 4,7% des Aktienkapitals hält zudem Gründer Prof. Georg Nemetschek direkt. Darüber hinaus halten institutionelle Anleger wie Allianz Global Investors (4,98%) oder BlackRock (3,00%) insgesamt weitere 16,84% der Aktien. Letztlich beläuft sich der Streubesitz somit nur noch auf gut 30% respektive ca. 11,57 Mio. Stücke.

Rechts: Firmengründer Prof. Georg Nemetschek. Quelle: nemetschek-stiftung.de

Deshalb ist es begrüßenswert, dass das Management des Unternehmens kürzlich einen Aktiensplitt im Verhältnis drei-für-eins vorgeschlagen hat. Vorausgesetzt die ordentliche Hauptversammlung segnet diesen Vorschlag ab, wird die Anzahl der ausstehenden Aktien zukünftig auf 115,5 Mio. Stücke (bei einem Streubesitz von knapp 35 Mio. Aktien) steigen. Im Gegenzug wird sich der Aktienkurs natürlich dritteln, so dass der Handel in der Aktie insgesamt liquider werden dürfte.

Umsatz- und Gewinnentwicklung und meine Prognosen

Wirft man einen kurzen Blick in die Umsatz- und Gewinnentwicklung des Unternehmens, so muss man diese als hervorragend bezeichnen. Denn das Unternehmen hat in den letzten Jahren ein sehr konstantes, aber trotzdem hohes Wachstum, an den Tag gelegt. Die Bilanz ist in dieser Sicht also absolut makellos. So konnte Nemetschek den Jahresumsatz von 2014 bis 2018 von 223,5 Mio. auf zuletzt 461,0 Mio. Euro mehr als verdoppeln. Dies entspricht einem durchschnittlichen jährlichen Umsatzwachstum in Höhe von ca. +19,8%.

Zugleich stieg der operative Gewinn (EBIT) in dieser Zeit von 46,6 Mio. auf zuletzt wohl knapp 100 Mio. Euro. Dies wiederum entspricht einem durchschnittlichen jährlichen Gewinnwachstum in Höhe von ca. +21%. Da die Gesellschaft zuletzt über ein besonders starkes Wachstum im Bereich Subscription berichtet, ist für die Zukunft sogar von einem noch etwas stärkeren Gewinnwachstum in Relation zum Umsatzwachstum auszugehen. Denn bei diesem Geschäft handelt es sich letzten Endes ja um die berühmte Cloud (Software-as-a-Service, SaaS).

Ich rechne insgeheim daher damit, dass Nemetschek am Jahresende nicht nur das obere Ende der eigenen Prognosen erreichen, sondern diese sogar übertreffen wird. So kalkuliere ich für 2019e mit einem Jahresumsatz von knapp 565 Mio. Euro (+22,6%) bei einem EBITDA von ca. 150 Mio. Euro (+23,7%) respektive einem EBIT von ca. 122,5 Mio. Euro (+23%). Auf Basis meiner Umsatz- und Gewinnprognosen läge das KUV 2019e somit aktuell bei ca. 10 sowie das KGV 2019e bei ca. 46.

Fazit: Trotz ambitionierter Bewertung können mutige Anleger zugreifen!

Wie fasse ich dies alles nun zusammen? Nun, auf der einen Seite ist die Aktie sicherlich schon heute relativ hoch bewertet, was auch daran liegen dürfte, dass einer hohen Nachfrage ein vergleichsweise geringes Angebot an Aktien gegenüber steht. Insofern darf Nemetschek seine Anteilseigner nicht enttäuschen, weil sonst ein Ausverkauf des Titels möglich erscheint. Auf der anderen Seite verfügt Nemetschek in den letzten Jahren allerdings über einen blitzsauberen Track Record, so dass aktuell keinerlei Anlass zur Sorge besteht.

Sollte es dem Management daher weiterhin gelingen das Unternehmen sukzessive von einem klassischen Software- in einen Software-as-a-Service-Anbieter zu transformieren, dürften die Aktionäre noch viel Freude an ihrem Investment haben. Denn dadurch sollte das starke Umsatz- und Gewinnwachstum, insbesondere natürlich sogar das Gewinnwachstum, nochmalig befeuert werden. Nicht umsonst zeigt sich das Management daher ja auch so optimistisch, was das laufende Geschäftsjahr 2019 betrifft – und ich mich sogar noch einen Tick optimistischer.

Aber selbst auf Basis meiner etwas optimistischeren Umsatz- und Gewinnschätzungen scheint die hervorragende Entwicklung des Unternehmens inklusive der hervorragenden Zukunftsaussichten schon weitestgehend im aktuellen Kurs eskomptiert. Daher halte ich das Kurspotenzial der Aktie kurzfristig für weitestgehend ausgereizt, was auch zur charttechnischen Verfassung passt. Denn die Aktie notiert zurzeit nahe ihres Allzeithochs und müsste dieses überwinden, um frische Kaufsignale zu generieren. Kurzfristig würde ich die Aktie daher auch nur als eine, wenngleich sehr gute, Halteposition einstufen.

Auf längere Sicht sieht das allerdings anders aus. Denn voraussichtlich wird es Nemetschek – schon wegen der Quasi-Monopolstellung in seiner Marktnische – wohl noch einige Zeit lang gelingen seinen Umsatz Jahr für Jahr um ca. +20% sowie seinen Gewinn leicht überproportional zu steigern. Dies wiederum wird sich dann natürlich in weiter steigenden Aktienkursen niederschlagen. Mutige Anleger können die Aktie daher durchaus an schwachen Tagen einsammeln. Man sollte nur kurzfristig keine zu hohen Erwartungen hegen. Auf Sicht von 12-18 Monaten aber liegt mein Kursziel bei mindestens 200,00 Euro. Wenn ich ehrlich bin sogar eher bei bis zu 225,00 Euro!

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