ADVA Optical: Großer 5G-Profiteur oder nicht?
Vielleicht haben Sie ja schon davon gehört oder gelesen? Zurzeit läuft wieder einmal eine Auktion der Bundesnetzagentur. Dabei geht es in Mainz darum, dass sich die verschiedenen Mobilfunknetzbetreiber in Deutschland Frequenzblöcke für das mobile Internet der fünften Generation (5G; der Nachfolger von 4G-LTE) ersteigern können. Insgesamt gibt es 41 solcher Frequenzblöcke, die am Ende unter den vier Teilnehmern der Auktion aufgeteilt werden. Warum aber gibt es überhaupt vier Auktionsteilnehmer und was hat das mit ADVA Optical (WKN:) zu tun?
Nun, Sie haben Recht. Nach dem Zusammenschluss von O2 und E-Plus zu Telefónica Deutschland gibt es hierzulande eigentlich nur noch drei Mobilfunknetzanbieter. Allerdings hat sich 1&1 Drillisch dazu entschieden, sofern man die entsprechenden Frequenzblöcke ersteigern kann, ein eigenes Mobilfunknetz aufzubauen. Damit gäbe es letztlich wieder vier Mobilfunknetzanbieter. Genau hier kommt dann auch ADVA ins Spiel. Denn das Unternehmen gehört sicherlich zu den großen Profiteuren der Investitionen der Netzbetreiber in 5G.
Zwar wird in der Politik immer wieder über die chinesische Huawei als Lieferant diskutiert, den insbesondere die Amerikaner gerne außen vor lassen würden. Aber generell kauft kein Netzbetreiber seine benötigte Hardware nur bei einem Anbieter. Insofern werden neben Huawei natürlich auch andere Netzwerkausrüster wie Ericcson, Nokia oder eben ADVA von dem Aufbau neuer Mobilfunknetze profitieren. Womit wir jedoch schon bei einem kleinen Problem sind...
Der deutsche Staat möchte abkassieren
Dieses Problem ist, wie sollte es auch anders sein?, natürlich der deutsche Staat. Denn anstatt wie in anderen Ländern den Mobilfunknetzbetreibern die Lizenzen kostenlos oder zumindest kostengünstig zu überlassen, möchte die Bundesregierung mit Hilfe der angesprochenen Auktion möglichst viel für sich herausholen. Prinzipiell wäre das auch in Ordnung, aber... je höher die Kosten zur Ersteigerung der Lizenzen, desto schwieriger wird es anschließend ein funktionierendes Netz aufzubauen. Denn schließlich gibt es das ja auch nicht zum Nulltarif!
Mit anderen Worten: Je höher die Gebote im Zuge der Auktion der Bundesnetzagentur gehen, desto schlechter ist das für Ericsson, Huawei, Nokia aber eben auch ADVA. Wobei ADVA, als kleinerer Wettbewerber, von vorsichtiger agierenden Mobilfunkunternehmen härter getroffen wird als die Großen der Branche. Das ist nämlich immer so. Kleinere Unternehmen können, schon wegen des Basiseffekts, leichter stark wachsen. Dafür werden sie von wenigen wegfallenden Aufträgen aber auch härter getroffen.
Aktuelle Gebote bei über 2,3 Mrd. Euro – aber ein Ende ist jederzeit möglich!
Nach Abschluss von inzwischen immerhin schon 113 Auktionsrunden hat die Deutsche Telekom die Höchstgebote für insgesamt 13 Frequenzblöcke abgegeben. Die Gesamtsumme ihrer Gebote beläuft sich dabei auf sage und schreibe 786,64 Mio. Euro. Auf Platz 2 folgt dann Vodafone Deutschland, die bei 12 Frequenzblöcken in Führung liegen und für diese insgesamt 689,17 Mio. Euro geboten haben.
Dann erst folgen 1&1 Drillisch sowie Telefónica Deutschland mit Höchstgeboten für jeweils acht Frequenzblöcke. 1&1 Drillisch hat dabei 472,465 Mio. und Telefónica Deutschland 391,01 Mio. Euro geboten. Allerdings kann die Auktion nach Auffassung von Experten ziemlich schnell vorbei sein. Denn wenn sich 1&1 Drillisch (oder ein anderer Bieter) zurückziehe, würden sich die übrigen drei Auktionsteilnehmer wohl schnell einig und die Frequenzblöcke untereinander aufteilen.
ADVA Optical – stark zyklische Umsatz- und Gewinnentwicklung
Ob so ein Rückzug, in erster Linie käme dafür natürlich 1&1 Drillisch in Frage, für ADVA jedoch wirklich vorteilhaft wäre? Einerseits ja, weil die Netzbetreiber dann mehr Geld für entsprechende Investitionen hätten. Andererseits aber auch nein, weil gerade 1&1 Drillisch sehr gut als Kunde in Frage käme und die ja ein ganz neues Netz aus dem Boden stampfen müssten, wohingegen die drei Konkurrenten ja schon bestehende Mobilfunknetze haben.
Letztlich spielt es aber auch keine Rolle, von wem ADVA seine Aufträge erhält, so lange man sie denn bekommt. In den letzten Jahren konnte man dabei sehr gut beobachten, dass das Geschäft des Unternehmens sehr zyklisch war. So steigerte ADVA zwischen 2014 und 2016 seinen Jahresumsatz von 339,2 Mio. Euro um ca. +67,1% auf 566,7 Mio. Euro. Dies entsprach einem durchschnittlichen jährlichen Umsatzwachstum von knapp +29,3%. Von 2016 bis 2018 ging es dann jedoch abwärts.
So lag der Jahresumsatz in 2018 mit nur noch 502,0 Mio. Euro immerhin ca. -11,4% niedriger als noch 2016. Eine ähnliche Berg- und Talfahrt sah man dann auch bei der Gewinnentwicklung. So konnte die Gesellschaft in 2015 noch einen Gewinn je Aktie von 0,55 Euro ausweisen, nur um 2017 dann sogar in die roten Zahlen zu rutschen. Zuletzt stabilisierte sich die Geschäftsentwicklung dann. Umso wichtiger wäre daher bald ein neuer Boost durch Investitionen der Mobilfunknetzbetreiber!
Fazit: Fundamentale Bewertung zwar hoch, aber...
Einen Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr 2019 hat das Management um CEO Brian Protiva bisher nicht vorgelegt. Lediglich für das erste Quartal 2019 wollte man sich bisher äußern und erwartet hier einen Quartalsumsatz zwischen 124 und 134 Mio. Euro bei einem Proforma Betriebsergebnis zwischen 0-4%, letztlich also zwischen 0 und 5,36 Mio. Euro. Ob 2019 letztlich wieder ein besseres Geschäftsjahr wird, bleibt jedoch noch abzuwarten.
Denn es ist keineswegs ausgemacht, dass die großen Mobilfunknetzbetreiber zeitnah nach Ende der laufenden Auktion sofort mit dem Netzausbau bzw. Netzaufbau beginnen. Zumindest erste Aufträge sollte es jedoch schon im Laufe des Jahres geben. Der richtige Boost sollte dann jedoch erst 2020 und 2012 folgen. Umso erstaunlicher, dass die Anleger an der Börse diesen möglichen Boost schon heute feiern. Zumindest ist die Aktie zuletzt schon stark gestiegen, so dass sie nun mit einem KUV 2019e von ca. 0,9 sowie einem KGV 2019e von ca. 20 bewertet wird.
Kurzfristig erscheint sie damit eigentlich bereits ziemlich ausgereizt, mehr als 10,00 Euro, maximal 10,50 Euro, halte ich noch für möglich. Auf Sicht der nächsten 12-18 Monate – und vor dem Hintergrund eines möglichen Boost durch Investitionen in 5G – könnte noch etwas mehr gehen. Ich würde jedoch versuchen die Aktie zu Kursen unter 9,00 Euro einzusammeln und sehe das Kursziel anschließend zwischen 12,00 und 14,50 Euro.